Mathilde Gremaud, wie viele -Stunden haben Sie geschlafen in der Nacht nach Ihrem Sieg?
(Lacht.) Viel wars nicht – so vier Stunden. Eine Riesenparty ist mit den Restriktionen nicht möglich gewesen, wir haben mit dem Team in der Hotellobby mit Musik und ein, zwei Bier gefeiert.
Sie scheinen sich auch mit Ihren grössten Konkurrentinnen gut zu verstehen. Ist es schwierig, mit Rivalinnen befreundet zu sein?
Nein. Klar will jede das Beste geben und gewinnen. Aber wenns mal nicht läuft, freut man sich für die anderen.
So wie es Ihre Vorgängerin Sarah Höfflin jetzt bei Ihnen tat.
Genau. Klar, es war für sie eine Enttäuschung, nicht im Final zu sein. Das musste sie zuerst verarbeiten. Aber dann hat sie mich extrem unterstützt. Wir teilen uns hier eine kleine Wohnung, jede hat ihr eigenes Schlafzimmer, das Bad nutzen wir gemeinsam. Ich brauche eine entspannte Atmosphäre, um erfolgreich zu sein!
Im Sommer hatten Sie mit enormem Druck zu kämpfen. Wie konnten Sie sich davon befreien?
Es war wirklich eine schwierige Zeit. Ich habe alles hinterfragt, wollte alles ändern. Es ist wichtig im Spitzensport, sich ständig zu reflektieren. Doch ich dachte, ich muss mehr und mehr trainieren, dies und das besser machen. Bis ich realisierte, dass das nicht die richtige Lösung ist, aber ich konnte die Situation nicht sofort ändern. Als ich mir im Winter dann durch Stürze Kopfverletzungen zugezogen hatte, wusste ich: So gehts nicht weiter. Ich spüre doch eigentlich, was ich brauche: Ich muss wieder mit Freude Ski fahren. Back to the roots sozusagen.
Bedeuten Ihnen die aktuellen Erfolge mehr als alles zuvor wegen dieses vorangegangenen Tiefs?
Es ist mega, mega cool! Diese Medaillen sind aber fast ein Bonus. Es war mir wichtiger, zurück zu mir zu finden und den maximalen Spass am Sport wieder zu erleben. Ich war bereits happy, als ich im Flugzeug nach Peking sass. Vielleicht war das der Grund, wieso es so gut gelaufen ist.
Wen haben Sie nach Ihrem Triumph zuerst angerufen?
Meine Eltern. Sie waren so glücklich. Ganz aus dem Häuschen. Sie, meine Geschwister, meine Grossmutter, Freun-de und Leute aus unserem Dorf La Roche sahen sich den Wettkampf im Gemeindehaus an. Cool, dass sie das gemeinsam erleben konnten.
Worauf freuen Sie sich nun?
Auf ein paar freie Tage zu Hause mit der Familie. Es kommen zwar noch drei Weltcups, ich fahre aber sicher nicht an allen mit. Mal schauen, wie ich mich fühle. Ob ich nochmals die Spannung aufbauen und in den Wettkampfmodus schalten kann. Oder ob ich einfach nur für mich Ski fahren will!