Eine Umarmung hier, ein gerufenes «Gratuliere!» dort. Keine Frage: Am Fuss des Skigebiets Ebenalp Horn kennen alle Stefanie Grob, die neue Abfahrts-Junioren Weltmeisterin. Linnea (5) fährt direkt zu Steffi hin und erzählt ihr von ihrem eigenen Skitag. «Ich habe Steffi-Kürvli geübt», sagt sie. Sprich: Kurven ohne Stemmbogen. Denn diese sind schnell. Nur so kann man einer Grob nacheifern.
Grossteil der Kindheit auf der Piste verbracht
«Früher habe ich im Winter fast hier gelebt», sagt die 18-Jährige strahlend und zieht Linnea wieder ein paar Meter an den Stöcken den Berg hoch. Das Elternhaus – Mama Monika ist Skilehrerin – steht ohnehin nur gut einen Kilometer entfernt vom Skilift, in Weissbad AI. Und selbst das Schulhaus schliesst gleich an die Piste an – kein Wunder, verbringt Stefanie einen Grossteil ihrer Kindheit auf dem Schnee. Dass sie den Skisport mit vollem Engagement betreiben möchte, musste Stefanie schon «gspunne früh» entscheiden – in der Primarschule. Denn bereits ab der Sek gings in die Appenzellerland-Sportschule. Da war sie noch ein bisschen unsicher, ob sie wirklich will. Doch später bei der United School of Sports in St. Gallen wars dann klar. Und nun erst recht! «Mir machts einfach sehr viel Freude, aber es ist schon auch mein Ehrgeiz, der mich anspornt.»
Die Eltern Monika und Ruedi, beide 50, haben ihre Tochter in St. Anton bei den ersten beiden Rennen der Junioren-Weltmeisterschaften überrascht, auch weitere aus dem Dorf waren da. Der Skiclub dichtete und sang sogar ein Lied für sie. «Dini Art, die chont guet aa. Steffi, du bischt wunderbar!»
«Aufgestellt, fröhlich, sehr sozial»
Nun sitzt die Familie am heimischen Tisch und blättert in Fotoalben; Stefanie zwischen Junioren-WM, ihrer KV-Lehre in der Kantonalbank und den nächsten Europacup-Rennen. Die Freude über ihre vier Medaillen war gross, und besonders Anklang fanden die Interviews, die Grob im österreichischen Fernsehen gab. «Viele fanden es cool, dass ich Appenzellerdeutsch sprach», sagt Grob. Sie wirkt dort genau so, wie ihre Mutter sie beschreibt: «Eine aufgestellte, fröhliche junge Frau. Sehr sozial, eine Kämpferin.»
Vater Ruedi war vorher noch im Keller am Skiwachsen. Und zwar die Ski der ganzen Familie, ausser die von Stefanie. Mit drei anderen C-Kader-Athleten hat diese mittlerweile einen eigenen Servicemann und gar keine Ski mehr zu Hause. «Vorher war der Keller voll mit Ski, das war eine schöne, intensive Zeit», sagt Ruedi Grob. Auch die jüngere Schwester Ladina (15) fährt Ski, aber nicht mit demselben Aufwand und Ehrgeiz wie Stefanie. Haben alle Zeit, geht die Familie wandern. In den Ferien am liebsten in Davos GR, ansonsten im Alpstein, gerne rund um die Meglisalp, wo Mama Monika im Sommer arbeitet. Dann ist auch Hund Lasco (11) dabei, ein alpiner Rettungshund. Vater Ruedi, der beim Bau- und Umweltdepartement des Kantons arbeitet, hat den Labrador selbst ausgebildet. Auf den Vierbeiner wartet aber der baldige Ruhestand.
Für Frauchen Stefanie hingegen geht die Karriere gerade erst los. Zweimal durfte sie bereits im Weltcup starten, einmal verpasste sie im Riesenslalom nur ganz knapp den zweiten Lauf. Im März dürfen die Junioren-Weltmeisterinnen in ihren Disziplinen am Weltcupfinal der Grossen hinter den besten 25 der Saison starten, dieses Jahr in Andorra in den Pyrenäen. Die dortige Abfahrtspiste heisst Àliga, das ist Katalanisch und bedeutet Adler. Bereit zum Abheben, Stefanie Grob?