Halleluja! Es sind noch keine vier Minuten vergangen, seit Nina Burri (47) die Kapelle im Ried in Lachen SZ betreten hat, als Zirkuspfarrer Adrian Bolzern (44) ein erstes Mal lauthals den liturgischen Freudengesang anstimmt – und über 100 Hochzeitsgäste aus voller Kehle einstimmen. Der Ausruf, der übersetzt «Lobet Ja!» bedeutet – eine Kurzform des hebräischen Gottesnamens –, wird in den kommenden 40 Minuten noch häufiger durch das uralte Gotteshaus aus dem Jahr 1684 schallen.
Verstohlen lächelnd blickt Marco Desimoni (44) zu Nina. Alfred (81) den alle nur «Fred» nennen, hat die Braut zum Altar geführt. «Wie soll ich dich halten?», hatte Ninas Vater seine Tochter vor der Kirche noch nervös gefragt: «Papa, wir machens so», antwortete Nina entschlossen und hakte sich kurzerhand bei ihrem Vater unter.
Mit Liebe gewürzt
«Wer sich traut, der traut sich was!» Der Zirkuspfarrer findet immer wieder träfe Worte, sorgt zudem für manchen Lacher während der Trauzeremonie, die er gemeinsam mit Amtskollege Beat Häfliger abhält. Er zitiert aus dem «Ur-Text zur Liebe» aus der Bibel, 1. Korinther 13: «Die Liebe ist langmütig, freundlich, eifert nicht, treibt nicht Mutwillen, bläht sich nicht auf, verhält sich nicht ungehörig …» Und obwohl jeder seine Ecken und Kanten habe, könne man sich lieben – und letztlich mache es auch eine Beziehung aus, «dass man sich mal reibt oder zusammenprallt». Auch der ursprüngliche Beruf des Bräutigams kommt bei Bolzern zur Sprache. «Der Cheib kann cheibe gut kochen», lobt er vor versammelter Gästeschar.
Nina, es heisst ja, Liebe gehe durch den Magen. Womit bringt Marco Ihr kulinarisches Herz zum Hüpfen?
Mit seinem Safranrisotto. Dafür ist er berühmt. Ich bin sehr verliebt in Marcos Risotto – aber natürlich noch viel mehr in ihn.
Marco, und wie schaut es denn mit Ninas Kochkünsten aus?
Hm …, was ich klar sagen muss, sie ist besser geworden als am Anfang unserer Beziehung. Mittlerweile gibt Nina sogar Gewürze ins Essen, wenn sie für uns kocht.
Sentimental wirds dann am späteren Abend. Statt feierlich in der Kapelle hat die Hochzeitsgesellschaft inzwischen aber unter dem Zelt im Strandbad Seefeld in Lachen SZ Platz genommen. Um 18.30 Uhr zeigt das Thermometer noch heisse 32 Grad Lufttemperatur an.
Während letzte Badegäste ihre Utensilien zusammensuchen, packt Ninas Mama Annamarie aus – die 81-Jährige plaudert aus dem Nähkästchen über die Vergangenheit ihrer Jüngsten. Besonders eine Anekdote lässt die Gäste schmunzeln – zeigt sie doch, dass bei Nina die Liebe seit je durch den Magen geht. Denn als sie einst im berühmten Moulin Rouge in Paris tanzte und deshalb an Weihnachten nicht nach Hause fahren konnte, packte Mama Annamarie den traditionellen Brätbraten kurzerhand in Backpapier und Alufolie, setzte sich in den TGV nach Frankreich – und landete prompt in den Armen eines Zöllners, der zuerst gestreng, dann verdutzt und schliesslich, als er den Grund für den «Schmuggel» des Weihnachtsmenüs erfuhr, die Schweizerin mit dem verdächtigen Paket weiterfahren liess.
Aus Nina Burri wird Frau Desimoni
Es ist aber doch mehr als das Kulinarische, das die Liebe zwischen Nina und Marco ausmacht. Im Ehegelübde will die Braut von ihrem Bräutigam wissen: «Wetsch du mi hürate hüt und dr Weg vo nächsti 100 Johr zäme gah – bis is Rollator-Alter?» Marcos deutliche Antwort: «Ja, mini liebi Maus Nina.»
Marco, was lieben Sie an Nina ganz besonders?
Ich schätze ihre offene Art. Sie ist sehr zärtlich, ehrlich und legt jeden Morgen eine Kraft an den Tag, die mich fasziniert. Ich habe es noch nie erlebt, dass sie morgens schlecht gelaunt ist.
Und was macht Sie, Nina, so sicher, dass Marco der Mann Ihres Lebens ist?
Es ist die perfekte Mischung aus Männlichkeit und Bodenständigkeit, Marco ist ehrlich und auch sehr emotional.
Was sich Nina traut, weil sie sich hat trauen lassen, macht sie mit ihrem Namen deutlich. «Ich heisse nicht mehr Burri, sondern ab sofort ganz offiziell Nina Desimoni.»