Ein Song der berührt und eine Stimme, die unter die Haut geht – das ist Remo Forrer mit seinem Song «Watergun», mit dem er am diesjährigen ESC die Schweiz stolz machen will – und klingt dabei wie der nächste Lewis Capaldi, der übrigens zu einem seiner grossen Vorbilder gehört. Der 21-jährige Toggenburger spricht exklusiv mit Schweizer Illustrierte über seinen bevorstehenden Auftritt, den Song und warum er selbst nicht im Militär war.
Remo Forrer, am 13. Mai wird es in Liverpool ernst. Bist du schon aufgeregt?
Auf der ESC-Bühne zu stehen – damit geht für mich ein Traum in Erfüllung. Es ist unglaublich, dass ich das erleben und die Schweiz vertreten darf. Momentan freue ich mich einfach drauf, bin aber noch gar nicht so nervös. Aber ich bin mir sicher, wenn ich dann erstmal in Liverpool bin und die Bühne sehe, wird die Nervosität schon kommen.
Der Song ist stark und berührt. Hast du ihn selbst geschrieben?
«Watergun» wurde im Rahmen eines ESC-Songwriting-Camp von einem Produzententeam aus Zürich geschrieben und das sogar schon vor zwei Jahren. Obwohl man es also meinen würde, hat er eigentlich nichts mit der aktuellen Situation zu tun.
Was bedeutet dir der Song persönlich?
Als ich ihn das erste Mal gehört habe, bin ich sehr emotional geworden. Der Song erzählt davon, wie jemand als Kind mit den Freunden «Kriegerlis» gespielt hat– und plötzlich muss man sich als Erwachsener mit der realen Welt auseinandersetzen und kämpfen. Nur ist es dann eben nicht nur mehr mit Wasserpistolen. Das hat mich sehr berührt, denn ich habe als Kind, wie wohl viele von uns, selbst mit Freunden solche Spiele gespielt. Und natürlich geht mir der Song aufgrund der aktuellen Situation mit dem Krieg in der Ukraine sehr ans Herz. Ich bin jetzt 21 Jahre alt und eigentlich in einem Alter, in dem man ins Militär geht und in einem Land, das gar nicht mal so weit weg von uns ist, kämpfen derzeit Menschen unter anderem in meinem Alter mit echten Waffen im Krieg um ihr Leben.
Du bist also selbst nicht im Militär gewesen?
Ich hätte eigentlich 2021 einrücken sollen, aber zu dem Zeitpunkt startete ich grade so richtig mit meiner Musik durch. Wenn ich dann ins Militär gegangen wäre, hätte ich danach wieder von Null anfangen müssen. Die Musik hatte also definitiv Priorität für mich, also habe ich mich stattdessen für den Zivildienst entschieden.
Wie passt ein Song mit Kriegsthematik zu einem neutralen Land wie der Schweiz?
Meiner Meinung nach ist der Song eher ein Aufruf zum Frieden und Frieden ist, denke ich, ein Grundbedürfnis eines jedes Menschen, egal ob man aus einem neutralen Land kommt oder nicht.
Ist «Watergun» für dich auch ein Song übers Erwachsenwerden und dass man der unbeschwerten Kindheit hinterher trauert?
Ja, absolut, das kann man so sehen. Das haben wir auch versucht, im Musikvideo auszudrücken, dass man einen Weg von A nach B finden muss und einem auch immer wieder Steine in diesen Weg gelegt werden, man diese aber versuchen muss, zu überwinden.
Wie schätzt du deine Chancen beim ESC ein?
Das ist schwer zu sagen. Der Song hat mich persönlich sehr berührt und ich hoffe einfach, dass die Message beim Publikum ankommt. Es ist immer sehr schwer einzuschätzen, weil es zum Teil so unberechenbar ist. Mein Ziel ist es einfach in erster Linie, die Schweiz stolz zu machen, einen guten Auftritt hinzulegen und einfach Spass zu haben.