Es sind aussergewöhnlich offene Worte, die Jaël Malli (43) an ihre Follower auf Instagram richtet. Aus ihren Zeilen wird klar, dass die Musikerin vor zwanzig Jahren ein Erlebnis machte, welches man niemandem wünscht: Sie wurde Opfer eines sexuellen Übergriffs. Nach dem Vorfall habe sie lange mit sich gehadert und sich gefragt, «warum ich nicht anders reagiert habe, nicht klarer zum Ausdruck gebracht habe, dass ich das nicht will, oder mich körperlich gewehrt habe.»
Jaël Malli schreibt weiter: «Die Last der Gefühle ‹mitschuldig› zu sein, wiegt aber enorm schlimm, und kommt dann zusätzlich zum Verdauen der eigentlichen Verletzung der körperlichen und psychischen Grenzen hinzu.»
Neu gilt vor Gericht auch ein Schockzustand als Ablehnung
Der Grund, warum sich Jaël Malli gerade jetzt mit dieser Botschaft an ihre Fans wendet, ist eine Änderung im Gesetz, welche den den Tatbestand der Vergewaltigung neu definiert. Es wird nun anerkannt, dass Opfer von sexualisierter Gewalt manchmal ihre Ablehnung nicht zum Ausdruck bringen können. Künftig werden Gerichte den Schockzustand, der in solchen Situationen eintreten kann – das sogenannte «Freezing» – ebenfalls als Ablehnung werten können.
«Jeder Körper reagiert anders auf solche Situationen», gibt Jaël Malli zu bedenken. «Es ist nicht wie in Filmen, dass man schreit und um sich schlägt – sondern auch eine stille Art von Terror und Angst, gerade wenn man den Täter kennt.» Mit Genugtuung nimmt die Berner Musikerin zur Kenntnis, dass solche Schockzustände nun auch als Vergewaltigung gewertet und die Täter verurteilt werden können. Dafür dankt Jaël Malli dem Schweizer Parlament.
Mittlerweile ist Jaël über das Erlebte hinweg und konnte das traumatische Erlebnis verarbeiten – auch dank ihrer Musik. Ihre Gefühle dazu hat sie im Lied «Paralized» vertont, welches auf ihrer aktuellen CD «Midlife» zu hören ist.