Beginnen wir mit der bitteren Wahrheit, liebe Fiona: Ferien, wie du sie kanntest, gibt es nicht mehr. Oder zumindest nicht mehr unter dem Motto: Tschüss Stress – hallo Entspannung. Mit Baby im Gepäck ist das Wort Entspannung nicht mehr als ein Begriff im Duden. Denn: Wohin du auch gehst, dein Kleiner ist – wie zu Hause – stets an deiner Seite: Er wird dich weiterhin in aller Frühe wecken, dir auf die Toilette folgen, Schubladen ausräumen und mit Essen um sich werfen. Weil sich die alltäglichen To-Dos und Gewohnheiten auch im schönsten Ambiente einnisten. Darum: Freue dich nicht auf morgendliches Ausschlafen oder eine lange Mittagssiesta, dann bist du schon mal gut vorbereitet.
Verreisen bedeutet immer auch: Tapetenwechsel. Das ist für einen krabbelnden Entdecker sehr aufregend, aber auch anstrengend. Weil Kinder Gewohnheitstiere sind. Was sie kennen, gibt ihnen Sicherheit. In einem fremden Bett einschlafen? Dauert womöglich doppelt so lange. Von fremden Tellern essen? Vielleicht doch lieber damit spielen. Darum ist es nicht verkehrt, die liebsten Dinge des Kleinen einzupacken, um eine vertraute Umgebung zu schaffen (auch wenn die Nachbarn beim Abreisen denken, du gingest auf Weltreise).
Was schief gehen kann, geht schief – Murphys Gesetz lässt grüssen! Bitte sei nicht überrascht, liebe Fiona, wenn dein Leo, kurz bevor ihr abfliegt, krank wird. Oder Zähne bekommt. Warum Kinder zu Beginn des Urlaubs oft flachliegen, ist wissenschaftlich nicht geklärt. Aber fest steht: Kranksein hat auf auch mit der Psyche zu tun. Gut möglich also, dass Vorfreude und Nervosität der Eltern beim Kind für Unruhe sorgen. Das Gute ist: In den Ferien hat man rund um die Uhr Zeit, den kleinen Klagewicht zu umsorgen.
Stichwort Microadventures: Kurze Ausflüge, die weder viel Ausrüstung noch lange Vorbereitung benötigen, sind mit Kleinkindern auch in den Ferien ein Muss. Denn – das weisst du bestimmt von zu Hause – der Weg in den Supermarkt ist für den Kleinen viel spannender, als das Zeugs, das du ihm dort kaufst.
«Das Grosse liegt im Kleinen» – was für ein abgedroschenes Sprichwort! Und doch geht man leichter durch die Ferien (durch den Alltag sowieso), wenn man genau diesem Motto folgt. Natürlich ist es brutal, wenn der Kinder-Wecker um 6 Uhr früh losrattert. Doch nutze die Morgenstunden, um die Gegend zu erkunden. Nie ist der Tag schöner! Nie schmecken die Brötchen frischer! Nie sind die Menschen netter!
Und um erneut ein Sprichwort zu bemühen: «Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind grosszuziehen» – das gilt auch in den Ferien. Toll, wenns zu dritt am Schönsten ist. Aber falls Erholung wirklich oberste Priorität hat, dann macht es (aus obigen Gründen) Sinn, mit Familie oder Freunden zu verreisen (muss ja nicht die ganze Zeit über sein). Liebe Menschen, die auch mal auf den Kleinen schauen. Oder andere Kinder, mit denen Leo abhängen kann. Alternative: Du buchst einen vollumfassenden All-Inklusive-Urlaub, liebe Fiona. Schöne Ferien!