Legal einen Joint rauchen und das Cannabis in speziellen Zentren oder der Apotheke kaufen: Das ist heute in Luzern, Bern, Basel, Lausanne, Biel und Genf für mehrere 100 angemeldete Personen möglich. Im Kanton Zürich startete letzten Mai gar die schweizweit grösste Cannabisstudie mit 7500 Teilnehmenden. Das Ziel: herausfinden, welche gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen der regulierte Verkauf von Cannabis hat.
Mit jedem Schritt in Richtung Legalisierung wächst das Geschäft der Brüder Cyrill (34), Herminien (35) und Arnaud Porta (29) – den Green Brothers aus Lutry VD. «Wir haben schon früh das Potenzial von medizinischem Cannabis erkannt», sagt Arnaud im Konferenzraum ihrer Firma in Carouge, der mit Designermöbel ausgestattet und nach der indischen Hanfpflanze Indica benannt ist. So wird Cannabis heute etwa zur Schmerzlinderung von Krebskranken oder bei Spastik, die durch Multiple Sklerose ausgelöst wird, eingesetzt. Mit einem Umsatz von 20 Millionen Franken, 12'000 Geschäftskunden und 100'000 Privatkunden in 30 Ländern zählen die Green Brothers zu den grössten Akteuren ihrer Branche überhaupt.
Im Erdgeschoss der Geschäftsräume werden die aus der ganzen Welt importierten Cannabisblüten vor dem Verpacken kalibriert.
Julie de TriboletBegonnen hat alles 2016. «Wir haben das Glück, als Nachkommen von Bauern in Freiburg einen Hof zu besitzen.» Dort haben die Brüder, die nicht verheimlichen, dass sie in ihrer Jugend gern eins gekifft haben, mit Pflanzen aus den USA bis Israel geforscht, die nicht mehr als die gesetzlich erlaubten 1 Prozent THC enthalten. THC ist die Substanz, die für die psychotrope Wirkung verantwortlich ist. Als die Tests erfolgreich waren, nutzten die Brüder einige ihrer Flächen, auf denen zuvor Getreide oder Rinder gezüchtet worden waren, und bauten Hanfpflanzen an.
«Natürlich hat das Kontroversen ausgelöst», sagt Arnaud, der an der Uni Lausanne einen Abschluss in Biologie erworben hat. Da es ihnen gelungen war, Pflanzen mit einem THC-Gehalt von weniger als 0,2 Prozent zu entwickeln, konnten sie ihr Wissen nutzen, um sich auf dem restriktiveren europäischen Markt zu etablieren.
Zu den Produkten der Green Brothers gehört auch CBD-Öl. Dieses wird im Laborraum hergestellt.
Julie de Tribolet2017 eröffneten die Green Brothers eine Zweigstelle in Luxemburg. «Sie können sich vorstellen, wie die Zollbeamten anfangs dreinschauten, als sie Lastwagen mit Hunderten von Kilo unseres Cannabis öffneten. Wir mussten viel pädagogisches Geschick und Geduld aufbringen», erzählt Arnaud lachend. Heute haben die Green Brothers Hubs in Amerika, Kroatien und sogar in Japan eröffnet, die sich mit den neusten Gesetzen beschäftigen. «Das internationale Geschäft ist unser Alltag.»
113 Cannabinoide sind heute bekannt. Cannabinoide sind die Hauptwirkstoffe im Cannabis. Die beiden bekanntesten heissen THC und CBD.
225'000 Personen konsumieren in der Schweiz einmal oder häufiger im Monat Cannabis.
19 Unternehmen auf der ganzen Welt beschäftigen die Green Brothers. 100 Mitarbeitende sind es insgesamt.
Schoggi in der Lieferung
Die Zusammenarbeit mit seinen Brüdern empfindet Arnaud als Bereicherung. «Wir ergänzen uns sehr gut. Ich glaube sogar, dass es zwischen uns weniger Spannungen gibt als zwischen den Leitern einer Firma, die keine emotionale oder familiäre Verbindung haben.» Ihre Familie sei der Schlüssel, sie hätten keine Schulden und keinen Investor. «Wir halten unser Schicksal in den eigenen Händen.»
Vom Lager in Carouge bei Lausanne beliefert die Firma Hunderte von Unternehmen weltweit mit CBD, THC und seltenen Cannabinoiden.
Julie de TriboletWichtig für den Erfolg sei zudem, sich mit vertrauenswürdigen und fähigen Mitarbeitern zu umgeben. «Die Tafel Schweizer Schokolade, die wir in die Kartons unserer guten Kunden legen, könnte auch eine Rolle spielen.»