Sich waschen soll ein Genuss sein», sagt Hanna Olzon Åkerström (44) und seift lachend ihren Hund Kasper ein. Als Mitgründerin von Soeder wird sie es wissen. Hanna steht mit ihrem Mann Johan (44) ihren beiden Kindern und dem Hund an einem Brünneli in den ehemaligen SBB-Werkstätten in Zürich. In den 42'000 Quadratmeter grossen Hallen aus Backstein befindet sich seit knapp einem Monat die neue Produktionsstätte von Soeder.
Die Naturseifen in den ikonischen Apothekerflaschen stehen nicht nur in Restaurants, Cafés und Hotels, sondern auch in vielen Haushalten – und den Flugzeugen von Swiss. Das Unternehmerpaar produziert bewusst lokal: «Wichtig war uns von Anfang an, dass wir alles in der Schweiz herstellen konnten», sagt Hanna.
«Im Alltag ansetzen»
Die Familie Olzon Åkerström ist alles andere als konventionell. Nicht nur wegen des bunten Auftretens, der entwaffnenden Begrüssung und des lockeren Umgangs, sondern auch in Bezug auf die Namen der Kinder: Der zwölfjährige Sohn heisst Love, die neunjährige Tochter Dagny. Hanna und Johan Olzon Åkerström stammen aus Schweden.
Hanna hat es 1999 für ihr Architekturstudium an der ETH in die Schweiz gezogen. Johan kam 2006 wegen eines Jobs nach Zürich. Acht Jahre arbeitete er etwa beim Schweizer Taschenhersteller Freitag. Kennen- und lieben gelernt haben sich die beiden in Zürich dank gemeinsamen Freunden. Geleitet vom gleichen Verständnis, wie die Welt von morgen aussehen soll und wie man sinnvoll einen nachhaltigen Beitrag dazu leisten kann, stiessen sie auf ein einfaches Produkt: Seife. «Wir wollen mit unserem Produkt im Alltag ansetzen – und möglichst viele Schweizer Rohmaterialien verwenden», sagt Hanna.
«Mit Gastronomie zusammen gewachsen»
2013 gründete das Paar, das heute im Zürcher Quartier Fluntern lebt, seine Firma. Johan begann, in der Küche und später in einer Garage mit Düften und Inhaltsstoffen zu experimentie-ren, Hanna arbeitete in den ersten Jahren noch als Architektin. 2015 hatten sie ihre Seife entwickelt, die aus kalt gepressten Ölen sowie Zutaten aus Weizenprotein und Honig besteht. «Seife herzustellen, ist wie Kochen. Jeder kann es lernen, aber es ist ein ständiges Ausprobieren», sagt Hanna.
Sie reichten die Seife an Freunde weiter, die sie in Cafés und Restaurant in den hippen Zürcher Quartieren verbreiteten. «Wir sind mit der Gastronomie zusammen gewachsen, die damals auch regionale und nachhaltige Konzepte hervorbrachte», sagt Johan, und Hanna doppelt nach: «Wenn jemand nachhaltige Rohmaterialien in der Küche verwendet, warum nicht auch beim Händewaschen?» Auch heute noch sind sie eng mit der Gastronomie verbunden: Der Luxus, den sich das Paar gönnt, ist gutes Essen mit Freunden.
500 Shops weltweit
Unser Unternehmen ist auch ein Erfolg unserer Liebe. Dass man einan- der versteht, sich aufteilt und die Herausforderungen gemeinsam meistert», sagt Johan. «Den Kindern fehlt es nicht an Ideen, und zu Hause wird viel über die Firma gesprochen», sagt Hanna. Als 2020 die Pandemie ausbrach, fürchteten Johan und Hanna um die Umsätze, weil alle Restaurants und Läden geschlossen waren und keine Flugzeuge mehr flogen. Die Swiss bestellt rund eine Million Produkte pro Jahr – nicht nur Seife, sondern die ganze Pflegelinie, die auch Shampoos oder Lotionen enthält.
Die beiden handelten schnell und brachten ein Desinfektionsmittel auf den Markt. In den Corona-Jahren waren die braunen Soeder-Flaschen überall bei Eingängen von Läden oder Büros in der Schweiz anzutreffen. Inzwischen sind die Seifen in über 500 Shops weltweit erhältlich. Vor drei Monaten haben Johan und Hanna am Hauptbahnhof einen Flagship-Store eröffnet.
Schweizer Pass erhalten
Die Produkte gibts auch im Berliner KaDeWe oder im New Yorker Warenhaus Bergdorf Goodman zu kaufen. Es gebe Expansionspläne, vor allem in Richtung Deutschland und Frankreich, verraten sie. Dafür haben sie sich vor Kurzem einen Partner an Bord geholt: Georges Kern, der erfolgreiche Breitling-CEO, ist als Investor eingestiegen. Johan und Hanna behalten die Mehrheit an der Firma. «Meine Investition beruht auf meinem Bestreben für Nachhaltigkeit und darauf, die besten Schweizer Marken einem weltweiten Publikum zugänglich zu machen», sagt Kern. «Um etwas in der Welt zu verändern, brauchst du eine bestimmte Grösse. Auch um innovative Rohmaterialien zu entwickeln, die wirklich etwas beitragen», sagt Johan.
Im Winter soll eine Sonnencreme von Soeder in die Regale kommen – «für das Wintersportland Schweiz ist das besonders interessant», sagt Johan. Die Familie geht ab und zu in die Berge, aber genauso gern auf Städtereisen. «Typisch schweizerisch», sagt Johan. Kürzlich haben die beiden den Schweizer Pass erhalten. «Das ist praktisch, denn im Ausland werden Schweizer und Schweden sowieso ständig verwechselt», sagt Hanna und lacht.