Ein Wadenbeisser wäre keine gute Wahl. Man stelle sich die politischen Folgen vor, würde ein diplomatischer Gast auf irischem Boden angegriffen. Freundlich sollte so ein Diplomaten-Hund sein und zutraulich. Laut Michael D. Higgins zeichnet genau das den Berner Sennenhund aus. «Sie freuen sich, neue Menschen kennenzulernen», lässt er über sein Office ausrichten. Und da er auf seinem Anwesen in Dublin jährlich bis zu 20'000 Besucherinnen und Besucher empfängt – darunter auch viele Kinder –, passe das perfekt. Bereits seit zwei Jahrzehnten ist er der Rasse treu.
Begonnen hatte die Schweizer Übernahme des irischen Amtssitzes 2012. Wenige Monate nach seiner Wahl adoptierte Michael D. Higgins Shadow, seinen ersten Berner Sennenhund, dessen Besitzer ausgewandert waren. Später kam Bród dazu («Stolz» auf Irisch), dann das Weibchen Síoda («Seide»). Sie starb 2020, Bród – der wohl bekannteste der Higgins-Hunde, lebt seit letztem Jahr nicht mehr. Die Lebenserwartung eines Berner Sennenhunds beträgt nur etwa sieben bis elf Jahre
Wer ist beliebter?
Aktuell hat der Präsident nur einen Hund an seiner Seite. Natürlich wieder ein Berner Senn. Misneach («Mut») lebt seit 2021 auf dem grossen Anwesen in Dublin. Entweder ist seine diplomatische Ausbildung noch nicht ganz abgeschlossen, oder er ist einfach wirklich besonders mutig. Auf jeden Fall liess Misneach den US-Präsidenten Joe Biden bei seinem Besuch im April 2023 richtig auflaufen: Er wollte von ihm partout nicht gestreichelt werden und machte das durch kurzes Bellen klar.
Die Gelassenheit seines Vorgängers Bród hat Misneach also noch nicht. Entspannen kann sich der Hund aber nicht nur im Palast, sondern auch auf dem Hunderte Hektaren grossen Gelände. Spaziergänge macht der 83-jährige Präsident noch gern mit ihm. In Irland ist das Präsidentenamt übrigens primär eine repräsentative Aufgabe. 2018 wurde der Labour-Politiker Higgins für weitere sieben Jahre gewählt. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Seine grosse Beliebtheit auf der Insel kommt vielleicht von seinem Engagement für die Künste und für soziale Gerechtigkeit.
Oder es liegt einfach an seinen Berner Sennenhunden. Die sind in Grossbritannien so bekannt, dass die BBC vor dem Besuch von Joe Biden klarstellen musste: «Ob es einen Fototermin des US-Präsidenten mit Misneach geben wird, ist noch unklar.»