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DIGI-TAL 2023

Digitales Denken leicht gemacht

Mehr als nur gamen und auf dem iPhone rumwischen? Digikult führt Kinder auf natürliche Weise zum digitalen Denken – ohne elektronische Geräte und mit beiden Füssen in der analogen Welt.

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Lena Henz (angehende Kindergärtnerin) mit den Kindern

Sortieren und bauen Durch vermeintlich simple Spiele werden die Grundsätze einer Computersprache vermittelt. Lena Henz lehrt den Kindern die digitale Sprache.

Roger Hofstetter

Kinder und Digitalisierung: Diese Verbindung weckt bei manchen Eltern ungute Gefühle. Die Gedanken gehen gleich zum permanenten Spiel mit Gamekonsolen, zu Smartphones, die schon im Kindergartenalter eine magische Anziehungskraft ausüben – und zu Touchscreens, die von den Kleinen selbstverständlicher verwendet werden als Bilderbücher.

Doch die Realität lässt sich ebenso wenig ausblenden, wie das Rad der Zeit zurückgedreht werden kann. An den Schulen wird bereits in der Unterstufe mit Computern und Tablets gearbeitet. Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob ein Kind mit der Digitalisierung in Berührung kommt, sondern wie und wann.

Genau hier setzt Digikult ein. Das Projekt soll bei Kindern das digitale Denken fördern, ohne dass (zu früh) mit elektronischen Geräten gearbeitet wird. «Digitale Alphabetisierung» nennt es der Mitgründer Mario Kaiser und ergänzt: «Durch Digikult lernen Kinder, ihren Alltag digital wahrzunehmen und alltägliche Aktivitäten wie Kochen, Malen oder Musizieren als digitale Spiele aufzuschlüsseln.» Dabei adaptieren die Kinder quasi unbewusst, sich in der digitalen Welt zu bewegen. Beispielsweise könne mit wenigen Legoklötzen der Aufbau einer Programmiersprache simuliert und erklärt werden. Kaiser: «Mit zwei Achterklötzen gibt es 24 Möglichkeiten, wie man sie anordnen kann. Bei drei Klötzen sind es schon 1060 Varianten.» Es sei deshalb kaum ein Zufall, dass die führenden Köpfe im Silicon Valley ausnahmslos angeben, dass sie früher mit Lego gespielt haben.

Corinna Virchow und Mario Kaiser

Digitales Gespann Digikult-Gründer Corinna Virchow und Mario Kaiser.

Roger Hofstetter

Bewusst Regeln und Konventionen brechen

Die Gemeinde Laufen im Kanton Basel-Landschaft hat mit dem Silicon Valley ungefähr so viel gemeinsam wie ein altes Dreirad mit einem Rennvelo aus Carbon. Die Schülerinnen und Schüler im Kindergarten Hinterfeld freuen sich vor allem über den ersten Schnee, der an diesem Mittag vom Himmel fällt. Sie stammen aus China, Albanien, Italien, aus der Mongolei und der Türkei – und einige auch aus der Schweiz. Und sie lauschen gebannt, als ihnen Kindergärtnerin Lena Henz erklärt, dass sie als Nächstes ein Gesellschaftsspiel «auseinandernehmen» sollen.

Bei dieser Übung geht es darum, bewusst Regeln und Konventionen zu brechen, sich von vorgegebenen Denkmustern zu trennen und etwas Neues zu erstellen. Digikult-Mitgründerin Corinna Virchow führt aus: «So lernen die Kinder auf spielerische Art und Weise, wie ein Computer oder ein Smartphone funktioniert. Sie können nicht nur die Oberfläche bedienen, sondern sehen quasi in das Gerät hinein.»

Um eine virtuelle Realität zu erzeugen, brauche es keine Disney-Filme, Computer oder Ego-Shooter, so Virchow: «Sobald sich Menschen einem Spiel wie Schach, Monopoly oder Catan zuwenden, unterzeichnen sie quasi einen Vertrag mit einer künstlichen Realität. Für eine bestimmte Zeit gelten keine anderen Regeln als die des Spiels.» Innerhalb dieser Wirklichkeitsenklaven gehe es dann nur um die Überlegenheit des strategischen Geistes, die Macht des Geldes oder die Kolonisierung von unbesiedeltem Land.

Dass es diese neuartigen Methoden ausgerechnet nach Laufen schafften, ist auch dem Zufall geschuldet. Die 25-jährige Lehrerin Lena Henz kam an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel mit Digikult in Berührung – und machte den Vorschlag, dass man das System im Kindergarten Hinterfeld implementieren könnte. Damit stiess sie auf offene Ohren und lieferte den Impuls, dass an diesem eher unscheinbaren Ort nun nach höchst modernen Grundsätzen gelehrt wird.

 

 

Unbewusstes Lernen ist effizienter

Ohne dass es die Kinder bewusst wahrnehmen, kommen sie nun mit modularen Unterrichtseinheiten in Berührung. Kaiser sagt: «Jede Lektion vermittelt erstens eine Kompetenz der digitalen Kultur wie Kreativität oder Teamgeist, zweitens ein Grundkonzept der Informatik wie Algorithmus oder Datenstruktur.» Der studierte Philosoph erklärt es anhand eines Kochrezepts: «Dieses lässt sich mit einem Algorithmus vergleichen. Es besteht aus endlich vielen Einzelschritten und löst ein Problem. Sobald wir mit anderen Rezepten konfrontiert werden, merken wir, wie ähnlich wir einem Computer sind.» Nur wenn man sich akribisch an die Anweisungen hält, komme am Schluss das gewünschte Gericht zustande.

So ist es in der digitalen wie in der realen Welt. Viele Wege führen nach Rom. Aber nur, wer gut vorbereitet ist, kommt sicher ans Ziel. Digikult bietet eine gute Orientierungshilfe dafür.

 

«Technologie zum Wohl der Kranken»

Roland Siegwart Roboter und Drohnentechnik Digi Tal ETH Zuerich 2022

Roland Siegwart Roboter und Drohnentechnik Digi Tal ETH Zuerich 2022

Geri Born

Roland Siegwart ist Professor für Autonome Systeme an der ETH Zürich. Innovation und Unternehmertum stehen ihm nahe.

 

Roland Siegwart, was macht das Projekt des BBZ mit Qumea so speziell?
Das Projekt verbindet neue Technologien mit den Bedürfnissen aus dem Pflegebereich und ermöglicht somit eine optimale und effiziente Betreuung. Es ist ein wunderbares Beispiel für interdisziplinäre Zusammenarbeit, das zeigt, wie digitale Technologien zum Wohl der Pflegebedürftigen und Pflegenden beitragen können. Für alle wird das Leben einfacher.

Wo können digitale Anwendungen Pflegende am besten unterstützen?
Digitale Systeme wie die Radartechnologie von Qumea ermöglichen, effizient und kontinuierlich relevante Daten zu erfassen, auszuwerten und dem Pflegepersonal zur Verfügung zu stellen. So wird eine optimale Betreuung der Pflegebedürftigen möglich, mit Fokus auf die persönliche Interaktion.

Wird damit auch der Fachkräftemangel entschärft?
Neue digitale Technologien können das Pflegepersonal bei Nebenaufgaben entlasten und so die direkte Arbeit mit den Pflegebedürftigen ins Zentrum stellen. Damit wird die Arbeit für Pflegende attraktiver und effektiver und entschärft hoffentlich auch den Fachkräftemangel.

Welches könnten die nächsten Entwicklungsschritte im Bereich der digitalen Anwendungen in Spitälern und Pflege- oder Altersheimen sein?
In der Schweiz ist der wichtigste nächste Schritt, dass wir flächendeckend ein elektronisches Patientendossier einführen. Nur das ermöglicht, die Gesundheitsversorgung zum Wohl der Kranken und der Pflegebedürftigen zu optimieren. Es schafft die Grundlage für präzise Diagnosen, massgeschneiderte Therapien, schnellere Genesung und eine höhere Lebensqualität während und nach Krankheiten und im hohen Alter. Digitale Systeme können Krankheitsverläufe analysieren und das Gesundheitspersonal unterstützen.

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Von Thomas Renggli am 13. Januar 2023 - 10:38 Uhr