«Ich kann es noch immer nicht glauben», sagt der aus China stammende Schweizer Gold-Turner der Olympischen Spiele 1996 in Atlanta (USA) gegenüber SI online. Mit trauriger Stimme fügt Donghua Li, 51, an: «Unser Sonnenschein, der immer fröhliche, so aufgeweckte und liebevolle Janis ist von uns gegangen. Es bricht mir das Herz!»
Gegen Ende letzter Woche sei Janis' Bauch plötzlich angewachsen. «Wir gingen zu unserem Hausarzt, dann zum Kinderarzt, der ihn sofort ins Spital einwies», erzählt Li. Das war letzten Freitag. Auf dem Weg ins Kinderspital Luzern habe Janis Lust auf ein «Happy Meal» im McDonalds gehabt.
Vater Li: «Wir waren schon fast im Spital angekommen, da kehrte ich um, und wir genossen zusammen das Mittagessen. So, wie es sich Janis gewünscht hatte.» Er habe grossen Appetit gehabt, am Schluss sogar noch Lust auf einen Donut. Nach einem Bissen habe er dann aber doch genug gehabt: «Den Rest haben wir eingepackt und ins Spital mitgenommen.»
Dort begannen die näheren Untersuchungen sofort. «Eine bange Zeit für die ganze Familie begann», sagt Donghua Li. Der kleine Janis, der so gerne zusammen mit seinem Vater turnte, musste mehrere Vollnarkosen über sich ergehen lassen. Dann die Schocknachricht: Krebs! Viele bösartige Tumore in der Leber, bereits mit Ablegern in anderen Organen.
«Ich war wie gelähmt, als ich das erfahren musste», sagt Li. «Das Schlimmste war, dass ich für unseren Janis nichts mehr machen konnte. Ich konnte nur noch beten für ihn.» Am vergangenen Dienstag musste Janis dann in die Intensivstation eingewiesen werden.
Aber niemand konnte dem so lebensfrohen Jungen mehr helfen. «Die Ärzte und das ganze Team habe alles erdenklich Mögliche getan», versichert Li. Leider ohne Erfolg: Janis starb, nur 7 Jahre und 3 Monate alt, am Dienstagabend um 17.55 Uhr. Li: «Ich blieb sieben Stunden lang bei ihm, habe nur geweint, fragte mich immer wieder warum, wieso? Der Abschied war so schwer. Die bittersten Stunden meines Lebens!»
In dieser Nacht habe er fast nicht geschlafen. «Es ist unfassbar, wir sind alle unendlich traurig», sagt Li, der aus erster Ehe eine Tochter, die 22-jährige Jasmin, hat. «Janis wird für immer in unseren Herzen bleiben», sagt Donghua Li. Er hat ein verhaltenes Lächeln im Gesicht: «Jetzt erinnere ich mich: Janis hat das restliche Stück Donut im Spital noch gegessen. Er musste nicht lange leiden, er hatte keine Dauerschmerzen. Alles ging so wahnsinnig schnell.»
24 Stunden nach dem Tod von Janis haben die Glocken der Pfarrkirche St. Martin in Adligenswil LU, wo die Lis wohnen, sechs Minuten lang geläutet. Zu Ehren des Sohnes des Olympiasiegers, der alleine vor dem Gotteshaus stand und sagte: «Mein lieber Janis, wir sind immer noch Vater und Sohn!»
In dieser Kirche wird am Freitag, 6. September, 15 Uhr der Abschiedsgottesdienst von Janis stattfinden.