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Doris Fiala und Armin Walpen ganz privat

«Hier geht mein Herz auf»

In Bern tritt sie zurück, in Zürich startet sie durch, und in Graubünden ist sie angekommen. FDP-Nationalrätin Doris Fiala über ihren neuen Lebensabschnitt mit ihrer zweiten grossen Liebe, Armin Walpen. «Er ist meine Saftwurzel.»

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Homestory Doris Fiala, Armin Walpen, 2021

Der ehemalige SRG-Generaldirektor Armin Walpen, 72, und Doris Fiala, 64, leben zusammen im Engadin.

Geri Born

Doris Fiala, 64, schaut aus dem Fenster – «Ist das nicht eine wunderbare Aussicht?» Vor ihrem Wohnzimmer breitet sich der Muottas Muragl aus. Vor knapp anderthalb Jahren – nach dem Tod ihres Mannes – hat sie die Wohnung am Dorfrand von Samedan GR zu ihrem Hauptwohnsitz gemacht. «Das Licht im Engadin ist magisch. Hier geht mein Herz auf.» Die FDP-Nationalrätin wirkt glücklich wie lange nicht. Seit einigen Wochen lebt ihr neuer Partner, Armin Walpen, 72, mit ihr im modernen Bau aus Holz. «Er ist meine Saftwurzel.»

Homestory Doris Fiala, 2021

«Das Licht im Engadin ist magisch.» Die FDP-Politikerin und Unternehmerin in ihrem Zuhause in Samedan GR.

Geri Born
Doris Fiala – die Frau der Wirtschaft

Am Tag vor unserem Treffen im Engadin geht sie mit schnellen Schritten durch The Circle, die neue und milliardenteure Überbauung am Flughafen Zürich. In diesem «Dorf der Zukunft» gibt es Restaurants, Läden, ein Hotel und ein medizinisches Zentrum des Unispitals mit 360 Ärzten, Pflegekräften und Spezialisten, welche 1000 ambulante Patienten pro Tag betreuen.

Doris Fiala trifft im achten Stock Professor Thomas Kündig, den Direktor der Dermatologischen Klinik. Mit ihrer PR-Agentur, die sie zeitgleich mit der Politkarriere startete, hat sie hier ein Mandat für Risiko- und Chancenmanagement. Das Thema liegt Fiala am Herzen. «So viele Menschen in der Schweiz sind von Neurodermitis, Schuppenflechte oder Hautkrebs betroffen. Weisser Hautkrebs ist häufiger als alle anderen Krebsformen zusammengezählt. Samedan liegt beispielsweise auf 1800 Metern, die UV-Strahlung ist stärker und das Risiko für Hautkrebs höher.»

 

Homestory Doris Fiala, Dr.med. Thomas Kuendig, Dermaologie, USZ, 2021

Mit Professor Thomas Kündig im ambulanten Gesundheitszentrum USZ am Flughafen Zürich. Hier hat die Unternehmerin ein Mandat.

Geri Born

Ihr Beruf mache ihr Freude, sagt Fiala. «Und solange ich gesund bin, will ich weiterarbeiten.» Nebst ihrer Beratungsfirma sitzt sie aktuell in drei Verwaltungsräten und präsidiert unter anderem die Swiss Cyber Security Days. «Ich möchte künftig beruflich aufbauen, politisch abbauen.»

Die letzten fünf Jahre waren für die Politikerin nicht leicht. Sechs Monate nachdem sie mit ihrem Mann Jan Ende 2015 die Wohnung in Samedan bezogen hat, bekommt er eine Schockdiagnose: Glioblastom. Der besonders aggressive Tumor befällt das Gehirn und wächst rasend schnell. «Diese Diagnose ist ein Todesurteil», sagt Fiala. Statistiken geben Glioblastom-Patienten weniger als ein Jahr Überlebenszeit. Doch Jan Fiala kämpfte drei Jahre und sieben Monate gegen den Krebs. Die Wohnung im Engadin wird zum Rückzugsort für die Familie.

Homestory Doris Fiala, Dr.med. Thomas Kuendig, Dermaologie, USZ, 2021

«Solange ich gesund bin, will ich weiterarbeiten.» Doris Fiala im neuen The Circle am Flughafen Zürich.

Geri Born

Die Natur hilft Fiala, mit den Unwägbarkeiten des Lebens umzugehen. Stundenlang spaziert sie am See und durch die Wälder. «Schmerz, Trauer, Ängst kann man sich hier im Engadin rauslaufen. Die Wirkung ist gewaltig. Und ich kann wunderbar Selbstgespräche führen.» Doris lernte ihren Jan mit 16 in der Badi in Zürich kennen. 38 Jahre waren sie verheiratet. Als er mit 70 stirbt, verstreut die Familie seine Asche in den Bergen.

Während dieser schweren Zeit ist Armin Walpen, 72, oft an ihrer Seite. Er hört zu, ist für sie da. Der ehemalige SRG-Generaldirektor und die Politikerin sind seit Jahren befreundet. Sie lernten sich 2005 bei einer SRG-Veranstaltung in Zürich kennen, ihre Wege kreuzen sich auch politisch immer wieder. «Und dann wurde aus Freundschaft Liebe. Und für diese Liebe bin ich sehr dankbar», sagt Fiala. «Armin ist mein wichtigster Unterstützer und streitbarer Gesprächspartner geworden.»

Homestory Doris Fiala, Armin Walpen, 2021

«Sie ist eine unglaubliche Frau.» Armin Walpen und Doris Fiala im Glück. «Armin ist mein wichtigster Unterstützer.»

Geri Born
Doris Fiala – die Frau der Politik

Letztes Jahr kündigt sie ihren Rücktritt aus Bundesbern an – drei Jahre im Voraus! «Man muss aufhören, solange die Menschen einen noch mögen», sagt sie. Und sie wolle mehr Zeit mir ihren drei erwachsenen Kindern verbringen. «Und mit meiner lieben Schwiegertochter, der Mutter meiner zwei ‹oberschnuggligen› Enkel.»

Fialas politische Laufbahn ist einmalig. Nachdem die Zürcherin lange im Ausland und neun Jahre mit ihrer Familie in Genf gelebt hatte, kehrte sie in den 90er-Jahren mit Ehemann Jan und den drei Kindern in ihre Heimatstadt zurück. «Wir fuhren mit dem Velo am Zürichsee entlang. Ich erkannte die Stadt fast nicht mehr. Überall lagen Spritzen am Boden, die öffentlichen WCs waren verdreckt. Unglaublich!»

Homestory Doris Fiala, 2021

«Man muss aufhören, solange die Menschen einen noch mögen», sagt Noch-Nationalrätin Fiala über ihren angekündigten Rücktritt.

Geri Born

Ihr Mann ermutigt sie, etwas dagegen zu tun. Und so tritt Fiala – ohne politische Erfahrung – mit knapp 40 Jahren der FDP bei. «Ich habe einmal die komplette Ochsentour absolviert.» Von der Kreisparteipräsidentin zur Stadtzürcher FDP-Präsidentin, zur ersten Kantonalpräsidentin, zur Chefin der parlamentarischen Schweizer Delegation am Europarat bis zur Spitze der FDP-Frauen Schweiz. Sie setzt sich für die Rechte von Lesben und Schwulen ein, bekämpft das Minarettverbot und engagiert sich mit Vehemenz für einen Rahmenvertrag mit der EU.

Doris Fiala – die Frau mit Herz

In der Küche in Samedan stehen drei Vasen mit frischen Tulpen auf der Ablage. Die Blumen sind vom Coop im Dorf. «Ich hab mich mit der Blumenverkäuferin angefreundet», sagt sie. «Vor Corona hat sie mich in Bern besucht, und ich hab ihr das Bundeshaus gezeigt. Das hat mir so viel bedeutet.» Es sei wichtig, sich im Dorf zu integrieren, die Menschen sollen nicht meinen, sie sei nur Feriengast.

 

Homestory Doris Fiala, 2021

«Es ist wichtig, sich im Dorf zu integrieren.» Die Menschen sollen nicht glauben, Fiala sei nur Feriengast in Samedan.

Geri Born

Doris Fiala strahlt. Immer wieder hält sie ihren Armin oder schaut ihn bewundernd an. «Es ist ein Geschenk, dass man in unserem Alter nochmals Liebe findet», sagt sie. Der Walliser ist seit zehn Jahren pensioniert. «Doris ist einfach eine unglaubliche Frau.»

Doch die neue Liebe ist nicht nur einfach. «Für unsere Kinder war das anfangs schwer», sagt sie. «Wir wollten nie jemanden verletzen, unsere Liebe aber auch nicht verstecken. Es ist wichtig, nach vorne zu schauen. Nun sind wir hoffentlich auf einem guten Weg in die Zukunft.» Manchmal bedeutet eine neue Liebe nicht, dass die alte weniger wertvoll ist.

SD
Silvana DegondaMehr erfahren
Von Silvana Degonda am 15. März 2021 - 06:09 Uhr