Viele kennen Giornico nur flüchtig – und von oben herab –, wenn sie nämlich auf der A2 und dem imposanten Biaschina-Viadukt über den Ort donnern. Schade, denn wer durch das malerische Dörfchen in der Leventina schlendert, fühlt sich fast ein bisschen wie im Museum. Nur schon die sieben Kirchen sind ein Fest für historisch Interessierte: So gilt zum Beispiel San Nicolao als wichtigstes romanisches Baudenkmal des Tessins, und San Pellegrino enthält den bedeutendsten Freskenzyklus des späten 16. Jahrhunderts im Kanton. Aber auch die beiden romanischen Steinbrücken, die die Dorfteile beidseitig des Flusses Ticino verbinden, sind sehenswert. Genau wie die Casa Stanga, deren Fassade mit über 50 Wappen aus dem 16. Jahrhundert bemalt ist und in der sich heute das Museum der Leventina befindet.
Vor diesem steht nun Kevin Quattropani, bereit für einen Bummel durch diesen Ort, der ihm besonders am Herzen liegt. Der Tessiner ist Präsident des Vereins Die schönsten Schweizer Dörfer. 2015 gegründet, hat dieser zum Ziel, den Tourismus auch in weniger bekannten Gegenden der Schweiz zu fördern. Mit Erfolg: Einige der 50 Mitglieder-Dörfer sind bereits in international renommierten Medien wie dem «Condé Nast Traveler» erschienen.
Fakten
950 Menschen wohnen in Giornico. Kinder können von der Spielgruppe bis zur Oberstufe hier zu Schule gehen.
7 Kirchen beherbergt der Ort. Die älteste, San Nicolao, stammt aus dem zwölften Jahrhundert.
160 Meter beträgt die Spannweite des Biaschina
Dass die Schweizer Illustrierte nun Giornico als einzigen Tessiner Ort in die Liste ihrer Finalistendörfer aufnimmt, freut Quattropani besonders: «Für die italienische Schweiz, die zu einem guten Teil vom Tourismus lebt, ist es besonders wichtig, sichtbar zu machen, dass es auch ausserhalb der allgemein bekannten Orte wie Locarno oder Lugano schöne Flecken gibt.» Giornico ist eines von sieben italienischsprachigen Dörfern, die zum Verein zählen. Für diesen setzt sich Kevin Quattropani – der übrigens auch Vizepräsident der internationalen Föderation der schönsten Dörfer der Welt ist – mit so viel Herzblut ein, dass sein Job als Reiseagent fast zur Nebensache wird.
Was im Tessin nicht fehlen darf, ist das Mittagessen in einem Grotto. Etwa im Grotto dei Due Ponti auf dem Inselchen mitten im Ticino, welches über die beiden Steinbrücken erreicht werden kann. Vitello tonnato, überbackene Auberginen und natürlich einen Tropfen aus lokalen Kellern: Giornico Oro. Gold aus Giornico. Wer bei der nächsten Fahrt auf der A2 hier keinen Stopp einlegt, verpasst etwas!