Eine Story zu Hause, womöglich noch in Hausschuhen oder beim Zähneputzen? Nichts für Manuela Pfrunder! Jedes Mal, wenn die Schweizer Illustrierte sie für ein privates Porträt anfragte, lehnte sie dankend ab.
Details aus ihrem Privatleben sind rar. Ihre Kunst hingegen ist allgegenwärtig: Manuela Pfrunder, 41, hat die neuste Serie der Schweizer Banknoten gestaltet. 13 Jahre war sie damit beschäftigt, mit niemandem durfte sie darüber reden. Die letzte Note, der Hunderter, kam im September 2019 in Umlauf. Seither macht die Grafikerin am liebsten kleine Projekte – wie das Cover für die SI-Frauennummer.
«Die Herausforderung hat mich gereizt»
Hier die leise, detailverliebte und wohlüberlegte Grafikerin, dort die laute, emotionale und plakative Schweizer Illustrierte. Geht das zusammen?
«Diese Herausforderung hat mich gereizt», sagt Pfrunder mit tiefer, warmer Stimme am Telefon – die gebürtige Luzernerin lebt und arbeitet in Flums SG, am Fuss der Churfirsten, eingebettet zwischen Wiesen und Landstrassen. Natürlich habe sie auch das Thema 50 Jahre Frauenstimmrecht angesprochen. «Ich bin beeindruckt von den mutigen Frauen, die damals auf der Strasse für ihr Recht kämpften.»
Diese Frauen, die Kämpferinnen mit Trillerpfeife und Handtäschchen, hat sie nun aufs Cover der Schweizer Illustrierten gelupft – zusammen mit starken Frauen von heute, allen voran: den drei Bundesrätinnen. «Ich wollte eine Verschmelzung von Gestern und Heute.»
Damit die Übergänge zwischen den einzelnen Personen und Farben fliessend sind, griff sie zu einem Banknoten-Kniff. Über die Frauenköpfe legte sie einen fein gewobenen Teppich aus Symbolen – sogenannte Rasterzellen. Wer das Bild genau anschaut, entdeckt auf dem Gesicht von Verteidigungsministerin Viola Amherd kleine Venus-Symbole – Kreise mit Kreuz darunter. Justizministerin Karin Keller-Sutter ziert ein florales Muster.
Nachholbedarf in Sachen Gleichstellung
Die unterschiedlichen Frauen auf dem Cover stehen für die breite Masse. «Diese braucht es, damit sich in der Gesellschaft etwas bewegt», sagt Pfrunder. Welche Note gibt sie der Schweiz in Sachen Gleichstellung? «Wir haben Nachholbedarf», sagt sie. «Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umschaue, stelle ich fest, dass es für Frauen noch immer schwieriger ist, Beruf und Familie zu vereinbaren.»
In boulevardesker Manier würde man nun weiterfragen, ob Manuela Pfrunder, die mit ihrem Partner zusammenlebt, je an eigene Kinder gedacht hat. Aber eben: Es geht hier um die Sache – um die Sache der Frau.