Beat Schlatter, wie feiern Sie Ihren 60. Geburtstag am 5. Mai?
Gut, fragen Sie! Ich suche noch einen Ort. Mein Freund und Musiker Christian Häni wird dieses Jahr 40, zusammen sind wir 100 Jahre alt und hätten für ein Fest in ein paar Monaten 500 Freunde aus Kultur, Sport, Politik und Wirtschaft auf Stand-by.
Das wird wohl eher schwierig. Wie feiern Sie am Geburtstag selber?
Normalerweise mache ich frei und fahre weg. Aber das lohnt sich wohl dieses Jahr nicht, da ich eh ständig am Telefon sein werde.
Als Geschenk erhielten Sie von uns eine Carte blanche über vier Seiten. Diese haben Sie nun der bildenden Kunst gewidmet, weshalb?
Mit Künstlern fühle ich mich immer am wohlsten. 85 Prozent meines Freundeskreises sind Künstler. Bei jedem Treffen findet eine gegenseitige Befruchtung statt – Inspiration pur. Vier Künstlerinnen und Künstler gratulieren Ihnen mit Werken … … alles, was man mit Bild und ohne Worte sagen kann, hat die stärkste Wirkung und Kraft. Wie Künstler ohne Worte gratulieren können, das ist ein unglaublich kreativer Prozess, der der Schweizer Illustrierten guttut. In meiner SRF-«Radio Bingo Show» stelle ich jeden Monat eine Künstlerin oder einen Künstler vor. Und zudem, was wäre die Alternative gewesen?
Eine Person Ihrer Wahl zu treffen.
Ich bin mir sicher, dass der Papst, Joe Biden oder Robert De Niro abgesagt hätten. Und Roger Federer habe ich schon getroffen.
Sie waren Punkmusiker, sind Schauspieler und Komiker. Wären Sie auch gern Maler geworden?
Ich wäre gern Sänger einer Rockband, Mittelstürmer beim FCZ oder gar dessen Coach. Aber davor habe ich zu viel Respekt. Ich wäre auch gern bildender Künstler wie Christoph Hänsli. Ihn habe ich über seine Kunst kennengelernt und bin Fan. In seinen 60 Zündhölzli, die er für mich gemalt hat, steckt so ein gescheiter Gedanke. Ich sehe meine verbrannten Jahre. Frage mich: Was habe ich angezündet – positiv wie negativ.
In welchem Jahr ist Ihre Karriere entflammt?
Entscheidend war sicher die Jubiläumsfeier 700 Jahre Eidgenossenschaft, die den Durchbruch fürs Kabarett Götterspass bedeutete. Bis dahin lebte ich in einem feuchten Kellerloch, wuchs in einer Parterrewohnung auf, hinter dem Haus fuhr der Zug durch. Dann kam das Jahr, in dem ich Geld verdiente und Steuern zahlte und mein Einkommen nicht mehr aus Scham höher angegeben habe, als es war.
Waren Sie so arm?
Na ja, als die ersten Handys kamen, konnte ich mir keines leisten. Aber es gab Attrappen für mein Auto mit den aufgummierten Pneus. Also kaufte ich eine. 1991 war echt ein flammendes Jahr, ab da habe ich Geld verdient. Davor hatte ich mir überlegt, ob ich Samenspender werden oder eben Katzen klauen soll wie im Film «Katzendiebe».
Haben Sie je Samen gespendet?
Nein. Als ich sah, dass man nur achtmal gehen darf, merkte ich, dass sich das mit den Katzen mehr lohnt (lacht).
«In den Zündhölzli sehe ich meine verbrannten Jahre»
Die Idee für den Film «Katzendiebe» hatten Sie mit Künstler Andreas Dobler, der auch eine Seite gestaltet hat.
Ihn lernte ich noch vor meinen Anfängen als Bühnenkünstler kennen – durch einen Autounfall an Silvester Ende der 80er-Jahre. Wir fuhren mit angetrunkenen Bekannten heim, ein Fehler! Prompt kollidierten wir mit einem Taxi – Blechschaden, Kreiswache 11. Auf dem Heimweg sagte er: Lass uns zusammenarbeiten. Er Kunstmaler, ich Komiker – wie soll das gehen? Er schlug einen Film vor, und ich steuerte die Idee mit den Katzen bei. Später schrieben wir zusammen «Die grosse Schwamendinger Oberdorfoper».
Sie verdanken ihm noch mehr.
Stimmt, meine Frau. Ich besuchte eine seiner Ausstellungen, stand vor einem Bild und überlegte, ob ich es kaufen sollte. Frau Fischer, eine Nachbarin von Andreas Dobler, kam hinzu und meinte: Ja, auf jeden Fall! Sie sagte auch, dass sie «Katzendiebe» im Kino gesehen und gewusst habe: Diesen Typen will ich kennenlernen und heiraten.
Vor zehn Jahren, um Ihren 50. Geburtstag herum, haben Sie geheiratet.
Damit wollte ich meinen Geburtstag tarnen. Von einer Hochzeit redet man eher. Das ging auf.
Künstlerin Karoline Schreiber ist eine Jugendfreundin von Frau Fischer, Ihrer Frau.
Seit ihrer Ausstellung «Pimp my Painting» bin ich Fan. Sie hat Künstler nach unfertigen, unschönen Bildern gefragt und diese verbessert. Seither kaufe ich selber Bilder im Brocki, verbessere diese und verschenke sie zu runden Geburtstagen. Dass sie genau das nun für mich gemacht hat, passt hervorragend
Und die vierte Gratulantin: Isabelle Krieg?
Sie habe ich in den 90er-Jahren im Thermalbad Vals kennengelernt, deshalb ist die Installation mit der Badewanne so toll. Dieser Schaum – genauso vergänglich, wie es auch das Leben ist. Das zeigt sie auf charmante Art.
Haben Sie Probleme mit dem Älterwerden?
Nein. Oder wenn, dann während des Jahres, nicht am Geburtstag selber.