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Davos-Stürmer Matěj Stránský

«Eishockey ist ein Sport für Gentlemen»

Ein Sturz, ein Pfiff, ein Moment der Wahrheit: Davos-Stürmer Matěj Stránský zeigt, dass Fair Play im Eishockey genauso glänzt wie ein entscheidendes Tor – und erntet dafür Respekt auf und neben dem Eis.

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«Ein unfairer Sieg schmeckt einfach nicht gut.» Matěj Stránský spielt seit vier Jahren beim HC Davos als Stürmer.

«Ein unfairer Sieg schmeckt einfach nicht gut.» Matěj Stránský spielt seit vier Jahren beim HC Davos als Stürmer.

Roger Hofstetter

Wenn der Schiedsrichter beim Eishockey eine Strafe pfeift, ist das oft die perfekte Gelegenheit zu punkten – und entscheidet womöglich über den Sieg. Im Oktober trifft der HC Davos auf Fribourg-Gottéron. In der 18. Minute des hitzigen Duells stolpert Davos-Stürmer Matěj Stránský (31) über seine eigenen Füsse und knallt aufs Eis. Der Schiedsrichter pfeift ein Foul gegen Fribourgs Flügelstürmer Christoph Bertschy. Stránský zögert nicht: Er fährt zum Schiri und klärt die Situation auf – das Foul wird zurückgenommen. Fair Play pur des gebürtigen Tschechen!

«Es war das einzig Richtige. Ich will immer gewinnen, aber fair! Ein unfairer Sieg schmeckt einfach nicht gut.» Am Ende gewinnt Davos souverän mit 4:1. «Zum Glück! Sonst passierts schon mal, dass die Mitspieler sauer sind», so Stránský. Diesmal gabs in der Kabine nur ein paar flapsige Sprüche.

Die ausgebreiteten Arme des Schiris bedeuten: doch kein Foul! Stránský stellts beim Spiel gegen Fribourg richtig.

Die ausgebreiteten Arme des Schiris bedeuten: doch kein Foul! Stránský stellts beim Spiel gegen Fribourg richtig.

Screenshot

Ob er sich selbst als Held sieht? Stránský lacht laut und sagt: «Nein! So etwas sollte nicht heldenhaft sein, sondern normal.» Eishockey sei seiner Meinung nach eine der fairsten Sportarten überhaupt. Mit dem Videobeweis sei es sogar noch gerechter geworden. «Eishockey ist ein Sport für Gentlemen. Wir wollen niemanden verletzen und respektieren uns gegenseitig.» Mit dieser Haltung will Matěj Stránský auch ein Vorbild für seine Kinder sein. Er und seine Frau Romana (34) wünschen sich, dass ihre Tochter und ihr Sohn zu respektvollen, liebevollen Menschen heranwachsen. Der dreijährige Maxim steht bereits in den Startlöchern für sein erstes Eishockeytraining. Die sechsjährige Thea hingegen hat das Eis auf andere Weise erobert: Sie schwingt die Kufen als Eisprinzessin. Erst kürzlich hat sie den ersten Wettbewerb in ihrer Altersklasse gewonnen. An jenem Tag sass Matěj Stránský auf der Tribüne und jubelte seiner Tochter zu.«Ich war ein sehr stolzer Papa.»

Hockey in den Genen

Stránskýs Vater war ebenfalls Eishockeyprofi wie schon sein Grossvater, mehrere Onkel und Cousins und sein Bruder. Der Weg des kleinen Matěj war vorgezeichnet. Mit drei Jahren begann er mit Hockey. Geboren wurde er in Ostrava, der drittgrössten Stadt Tschechiens, er wuchs auch dort auf. «Ich war ein ungestümer Junge, ein kleiner Rabauke», erzählt er. «Mit der Erfahrung bin ich ruhiger geworden.»

In Tschechien spielte Stránský für mehrere Vereine. 2019 wurde er mit dem HC Oceláři Třinec zum Spengler Cup in die Schweiz eingeladen, verlor aber das Finale – und sein Herz. Davos begeisterte ihn, das Dorf, das Stadion, die Berge. «Ich wusste sofort: Hier wollte ich spielen und leben.» Im Jahr darauf unterschrieb er beim Rekordmeister, wo er kürzlich seinen Vertrag bis 2027 verlängerte. Karrieretechnisch läuft es für Stránský blendend: Mit der tschechischen Nationalmannschaft holte er dieses Jahr den Weltmeistertitel. Im Finale besiegte er ausgerechnet die Schweiz – und damit seinen Davoser Teamkollegen Andres Ambühl, 41. «Das tat mir schon weh. Dieser Sieg war bittersüss.»

Dafür thront der HC Davos aktuell an der Spitze der National League. Das Ziel ist klar: «Wir wollen den Spengler Cup verteidigen und Meister werden!» Am Ende aber zählt nicht nur der Sieg, sondern wie man ihn erringt. Und Matěj Stránský beweist: Fair Play ist der wahre Triumph – auf dem Eis wie auch im Leben.

Von Yara Vettiger am 16. Dezember 2024 - 06:00 Uhr