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  4. Kritik zum Start der 2. Staffel von Michael Elseners SRF-Show «Late Update»
SRF-Satire «Late Update» bleibt unlustig

Elsener-Show: Wenn das Schwarze Loch rülpst, bin ich weg!

Der Plan unseres Redaktors, am Sonntagabend ein bisschen lachen zu können, ging in die Hose. Er zappte noch während Michael Elseners aufgemotzter Satireshow «Late Update» weg.

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Michael Elsener Late Update
srf screenshot

Ich wollte doch nur lachen. Gestern kehrte Michael Elsener, 34, aus seiner langen Sommerpause zurück und startete zur zweiten Staffel seiner Sendung «Late Update». Ich gab dem SRF-Haussatiriker eine Chance: Das Schweizer Fernsehen schraubte meine Erwartungen im Vorfeld ziemlich hoch.

Sechs Monate hatte das Team um den Satiriker und Stand-up-Comedian nach dem mauen Start der ersten Staffel Zeit, am Konzept der Sendung zu feilen. Und man blieb nicht untätig: Man erstellte ein neues Dekor, das demjenigen eines «klassischen News-Magazins» nachempfunden sein soll. Man engagierte, wie «Blick» berichtete, mit Domenico Blass, 53, einen neuen Headwriter, seines Zeichens ausgewiesener Gag-Fachmann mit Erfahrung in Film, Sitcom und «Giacobbo/Müller».

Michael Elsener in der 1. Staffel von «Late Update»

Das alte Dekor der Sendung wurde ausgetauscht.

Screenshot SRF
Meilenweit von der «heute-show» entfernt

Und man holte Verstärkung aus Deutschland: Uta Köbernick, 43, Schauspielerin, Kabarettistin und Liedermacherin, ergänze das «hochkarätige Team», wie es vollmundig in der SRF-Ankündigung vor Elseners Rückkehr an den Schirm heisst.

Ich zappe also rein, fast schon guten Mutes. Und schon nach wenigen Sekunden wird klar, wo sich die Late Updatler offensichtlich inspirieren liessen: Musik, Einstieg, Dekor, all das wirkt verdächtig stark der freitäglichen ZDF-«heute-show» nachempfunden, die im deutschen TV seit exakt zehn Jahren für gut gemachte Politsatire und griffige, dicht gestreute Gags steht.

Doch je länger die Sendung dauert, desto mehr entfernt sich «Late Update» wieder von seinem grossen Vorbild aus dem grossen Kanton. Gag-Dichte, Beiträge, Darsteller und Moderator können zu keiner Sekunde mit der Sendung von Anchor Oliver Welke, 53, mithalten.

Szene aus «Late Update» mit Michael Elsener

Sidekick Renato Kaiser wird von einem schwarzen Loch verschluckt. Es muss rülpsen.

Screenshot SRF
Blasse Blass-Gags

Das fängt bei den Scherzen an, die trotz Blass farblos bleiben. «Wie sieht es im Schwarzen Loch aus?», fragt Elsener Sidekick Renato Kaiser bei einer Schaltung ins «Weltall». Antwort: «Recht dunkel.» Später wird Kaiser vom schwarzen Loch verschluckt. Es rülpst. Aus dem Publikum sind Lacher zu hören. Bei mir hingegen regt sich im Zwerchfell nichts: Das ist nicht das, was ich unter Humor verstehe. Unter «hochkarätigem» schon gar nicht.

Dasselbe gilt beim Beitrag von der Beerdigung des Pizol-Gletschers, wo ein brabbelnder Pingu als «Trauergast» zugeschaltet wird, der beim Leichenmahl einen lauwarmen Coupe Dänemark vorgesetzt bekommt. Oder bei Elseners Strassenumfrage zu den Wahlen. Mitleid empfinde ich hier nicht mit den vermeintlich vorgeführten Personen, sondern mit Elsener. Zum Glück für ihn sind die Schweizer nette Leute und spielen sein peinliches Spielchen mit, um ihn nicht ganz auflaufen zu lassen.

Ähnlich ergeht es mir bei den befragten Politikern in der Wandelhalle. Deutsche Politiker müssen die Aussenreporter der «heute-show» fürchten. Hiesige Parteivertreter laufen bei Elseners Kopien dieser Interviews hingegen kaum Gefahr.

Wie gut ist der Neuzugang aus Deutschland?

Dann folgt der Auftritt der gross angekündigten Verstärkung aus Deutschland, Schauspielerin Uta Köbernick, die als «Gleichstellungsbeauftragte Monika Brand» zum Thema Mansplaining/Womansplaining bei Elsener im Studio auftritt. Ich weiss nicht, was diese Begriffe bedeuten. Scheinbar weiss es das ganze SRF-Publikum nicht, Elsener bemüht eingangs einen Wikipedia-Eintrag. Bloss: Wie gut ist ein Witz, den man zuerst erklären muss? Das Zusammenspiel von Elsener mit seiner neuen Mitarbeiterin aus Deutschland ist zudem (noch) so holprig, dass keine Pointen entstehen.

Szene aus Michael Elseners «Late Update»

Uta Köbernick, 43, Kabarettistin aus Deutschland ist neu bei «Late Update». Sie scheint noch nicht angekommen, wirkt holprig.

Screenshot SRF
Verkrampft bis hin zu verkrampft lustig

Wehmütig denke ich ans herrliche Pingpong von Oliver Welke mit seinen Sidekicks wie Hazel Brugger, 25, Carolin Kebekus, 39, oder Martina Hill, 45, die das Prädikat hochkarätig wirklich verdienen.

Am allergrössten ist die Differenz zur «heute-show » allerdings bei den Aushängeschildern selbst. Klar: ZDF-Mann Welke hat gut lachen. Er kann auf viel besseres Comedy-Material zurückgreifen als Elsener. Welke verleiht dem Gagfestival mit seinem wohldosierten Mienenspiel aber ein passendes, ein lustiges, Gesicht.

Elsener wiederum wirkt bisweilen wie ein Comedy-Lehrling, der auch gestern wieder seltsam gehemmt rüberkam. Mal verkrampft lustig, mal einfach nur verkrampft. Von der Leichtigkeit oder gar Freischnäuzigkeit Berlins, wo der Zürcher den Grossteil seines Sommers verbracht hat, ist nichts zu spüren.

Zum Schluss befragt der Moderator seinen Gesprächsgast. Es ist Pascale Baeriswyl, 51, Staatssekretärin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Was sie bereden? Ich weiss es nicht. Ich habe weggezappt, ohne auch nur einmal gelacht zu haben. Mein Comedy-Tag ist ab sofort wieder der Freitag.

Von Tom Wyss am 23. September 2019 - 18:02 Uhr