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Künstler David Pflugi

Er macht Autogramme von Mbappé, Messi und Co. zu Kunst

Als Erfinder des Fusionismus hat er sich weltweit einen Namen gemacht. David Pflugi schafft seine Kunstwerke in seinem Atelier im Baselbiet. Momentan formt er Skulpturen für die kommende Fussball-WM. «Ich gebe alles, um auch dort einen Coup zu landen.»

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<p>Knochenarbeit In seiner Werkstatt in Laufen BL: Wenn David Pflugi mit einem Winkelschleifer seine riesigen Styropor-skulpturen formt, stiebts gehörig.</p>

Knochenarbeit In seiner Werkstatt in Laufen BL: Wenn David Pflugi mit einem Winkelschleifer seine riesigen Styropor-skulpturen formt, stiebts gehörig.

Geri Born

«Sodeli, jetzt sehe ich nicht mehr aus wie ein weiss gepuderter Ausserirdischer», sagt David Pflugi (55) und lacht. Vor einer halben Stunde fräste der Künstler in seiner Werkstatt noch an einer Skulptur. Nun sitzt er – trotz Einsatz einer Luftdruckpistole hat er noch ein paar Styroporteilchen in den Haaren – mit einem Glas Roten im Hauptraum seiner Welt.

Willkommen im Reich des Fusionismus! 4000 Quadratmeter, 25 Räume: Ateliers, Werkstätten, Lager mit recyceltem Styropor, Ausstellungsräume. Bis 1994 war in dem riesigen Gebäude eine Keramikfabrik beheimatet, seither ist es Pflugis Fusion Factory. Hunderte seiner speziellen Werke, die meisten aus behandeltem Styropor, aber auch aus Stein, stehen und hängen hier. In jungen Jahren arbeitete der Laufentaler als Steinbildhauer mit Meisterdiplom. «Dabei entwickelte sich meine Passion, künstlerisch kreativ zu sein.»

<p>David Pflugi vor seiner farbenfrohen WM-Skulptur «The Eternal Beginning». Auf ihrem Sockel prangt unter anderem das Autogramm des französischen Fussballstars Kylian Mbappé.</p>

David Pflugi vor seiner farbenfrohen WM-Skulptur «The Eternal Beginning». Auf ihrem Sockel prangt unter anderem das Autogramm des französischen Fussballstars Kylian Mbappé.

Geri Born

Fasziniert von den Werken von Pablo Picasso und Salvador Dalí suchte er nach neuen Ausdrucksformen. Der experimentierfreudige Baselbieter begann, Bildhauerei, Malerei und neue Medien zu kombinieren – und erfand so den Fusionismus. «Bei meinen Werken forme ich ein Objekt, eine Landschaft oder einen Gefühlsausdruck als Relief.» Das Besondere: Je nachdem, wo ein Betrachter steht, entdeckt er etwas anderes in einer Skulptur.

Von seiner Kunst kann Pflugi, der mit Frau Viktoria (47) und Tochter Nika (14) in Laufen wohnt, gut leben. Die Preise seiner Werke reichen von 250 Franken für eine Handskizze – bis 1,5 Millionen für eine grosse Skulptur. Auch an der Art Basel war er schon vertreten, zu seinen Kunden gehören Kunstsammler weltweit. Angetan von seinen Werken ist auch Irma Sarasin, Witwe des ehemaligen Chefs der gleichnamigen Basler Privatbank. In ihrem Hotel Le Prese im Puschlav in Graubünden hängen Bilder von ihm.
 

<p>Für die Nati schuf Pflugi eine Löwenskulptur – signiert von allen in Katar spielenden Schweizern.</p>

Für die Nati schuf Pflugi eine Löwenskulptur – signiert von allen in Katar spielenden Schweizern.

Geri Born

Ein Herz für den Fussball

Pflugi steht auf, geht zur herzförmigen Skulptur vor ihm – «The Eternal Beginning» heisst sie, er hat sie 2018 zum Final der Fussball-WM in Moskau geschaffen. «Das sind die Unterschriften von Kylian Mbappé und Co. Sie haben sie mir und meinem Team am Tag vor dem Endspiel in ihrem Camp gegeben», sagt der Künstler und zeigt auf den Sockel der Skulptur. Da sind sie, die Autogramme der französischen Nationalmannschaft. Gleich daneben – ebenfalls eine Fusion – die Unterschriften von Luka Modrić und seinen kroatischen Mitspielern. Die Skulptur ist eines von Pflugis «Victory Works», ein Herzstück seines Lebenswerks. Auf der linken Seite ist ein Bub mit einem Fussball zu sehen. «Das bin ich», erzählt Pflugi.

Anfang der 1990er-Jahre spielte er mit dem FC Laufen in der ersten Liga, nach einer Kopfverletzung wars dann fertig mit «Tschutten». 1998 schafft Pflugi seine erste «Victory Work»-Skulptur, für den WM-Final in Frankreich: Dank dem Schweizer Walter Gagg, damals Direktor bei der Fifa, kommt er an die Finalteilnehmer heran, lässt diese sein Werk unterschreiben. Seit 1998 hat Pflugi bei jedem Fussball-WM-Final Skulpturen signieren lassen, 50 Werke insgesamt. «Bis ich bei den Spielern bin, gibt es höchste Sicherheitsstufen zu überwinden.» Einmal drin, sei es dann easy. «Eine solche Übung kostet mich viel Nerven und Geld. Nach jeder WM war ich praktisch blank.»

<p>Mbappé (r.) beim Signieren 2018 in Moskau, neben ihm Pflugi. </p>

Mbappé (r.) beim Signieren 2018 in Moskau, neben ihm Pflugi. 

ZVG

An eine Episode erinnert sich Pflugi besonders: 2002, WM in Japan. Der brasilianische Stürmer Ronaldo unterschreibt auf der für die Deutschen vorgesehenen Seite. Pflugi bittet «Il Fenomeno», nochmals auf der richtigen Seite zu unterschreiben. «Er machte es, ohne zu mucksen. Danach schuf ich mit einem Lappen Platz für die Deutschen.»

Mbappé, Messi, Iniesta – Pflugi hatte sie alle. Und alle wussten: Sie signieren für einen guten Zweck. Jedes dieser Werke wird Pflugi von einem renommierten Auktionshaus versteigern lassen. Der Erlös fliesst welt- weit in Bildungsprojekte für minderbemittelte Kinder und Jugendliche.
 

<p>Beim Besprayen einer Skulptur. In der kolossalen Werkstatt hantieren auch die Mitarbeiter Ernst Bucher (l.) und Erwin Baumgartner. </p>

Beim Besprayen einer Skulptur. In der kolossalen Werkstatt hantieren auch die Mitarbeiter Ernst Bucher (l.) und Erwin Baumgartner. 

Geri Born

Steter Ideenfluss

«Kommst du mal?», ruft Erwin Baumgartner. Pflugi folgt dem 65-jährigen Mitarbeiter aus seinem zehnköpfigen Team in die Werkstatt – es geht um eine neue Styroporkonstruktion. «David weiss genau, wie eine Skulptur aussehen wird», sagt Baumgartner. «Es ist toll, mit ihm zu arbeiten. Tausend Ideen sprudeln aus ihm – nicht alle lassen sich umsetzen.» Pflugi schmunzelt. «Kommt mir im Bett eine Idee, gehe ich um drei Uhr ins Atelier, mache erste Skizzen.» Der weitere Arbeitsprozess beim Entstehen einer Skulptur: formen, anmalen oder spritzen. «Ständig fliesst Kreativität durch meinen Körper.» Bis zu vier Stunden am Stück ist er manchmal am Styroporausfräsen. «Dann stehe ich hüfttief im weissen Staub.»

<p>Experimentieren im ­Herzraum, «Zentrum meines kreativen Schaffens». Schon 33 Mal hat Pflugi ihn bemalt – eine Schicht liegt über der anderen.</p>

Experimentieren im Herzraum, «Zentrum meines kreativen Schaffens». Schon 33 Mal hat Pflugi ihn bemalt – eine Schicht liegt über der anderen.

Geri Born

2026 steht die nächste WM an, in Kanada, Mexiko und den USA. Des Fusionisten Hirn läuft auf Hochtouren. Mehr als ein halbes Dutzend «Victory Works» entstehen zurzeit in der Fusion Factory. Der Plan: Mitte 2025 kommen die Skulpturen fertig geformt in Holzkisten nach New York. Dort erledigt Pflugi noch die finalen Arbeiten. Seine signierten «Works» will er dann in den USA ausstellen. Wer weiss, vielleicht kommt dort ja Präsident Trump vorbei? «Der liebt doch Sieger und crazy Sachen!»

<p>Der Erlös aus der Versteigerung der WM-Skulptur «The Eternal Beginning» geht an die Stiftung Kinderspital Kantha Bopha, das Lebenswerk von Beat <br /> Richner. Der Kinderarzt, auch «Beatocello» ­genannt, starb 2018.</p>

Der Erlös aus der Versteigerung der WM-Skulptur «The Eternal Beginning» geht an die Stiftung Kinderspital Kantha Bopha, das Lebenswerk von Beat Richner. Der Kinderarzt, auch «Beatocello» genannt, starb 2018.

Geri Born
Thomas Kutschera
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Von Thomas Kutschera am 15. Februar 2025 - 06:00 Uhr