Eric Blum, Sie haben den SC Bern zum Meistertitel geschossen. Wie fühlt sich das an?
Eric Blum: Der Meistertitel ist das höchste der Gefühle. Doch zu meinem Tor: Ganz ehrlich, es ist sehr schön, aber man muss relativieren. War mein Tor wichtiger als etwa das von Arcobello, dank dem wir im Halbfinal standen? Jeder tut seinen Teil in einem Team.
Sie tönen erkältet. Haben Sie zu viel gefeiert?
Ich spüre schon etwas die Nachwehen. Aber eher von der strengen Play-off-Zeit als vom Feiern.
Sie sprechen die kräftezehrenden Spiele mit langen Verlängerungen im Viertelfinal gegen Servette und die Sieben-Spiele-Serie gegen Biel im Halbfinal an.
Ja, das war wirklich extrem, das habe ich noch nie erlebt. Mein Körper schreit nun richtig nach Schlaf. Dennoch hatte ich kaum eine ruhige Nacht seit Samstag, mein Körper ist noch voll am Vibrieren – von der Belastung, den Emotionen. Wenn alles durch ist, bricht das wie ein Tsunami auf einen ein. Am Ende der Play-offs kann der Körper nicht mehr, man macht alles nur noch mit dem Kopf. Aber diese Grenzen muss man überwinden, um danach belohnt zu werden.
Gab es Momente, in denen das Team den Glauben an den Meistertitel verlor?
Nein. Die Moral hat nie gelitten. Auch nicht, als vieles gegen uns sprach, wir kritisiert wurden wegen unserer Heimschwäche und dass die Leistungsträger – auch ich – nicht liefern. Wir haben im Team ein Fundament, das nicht so schnell erschüttert werden kann.
Das Selbstvertrauen also als Schlüssel zum Erfolg?
Es sind zwei Dinge. Wir sind stets im Moment geblieben und haben nicht zu weit nach vorne geblickt. Wir kämpften Schritt für Schritt. Im Final war das Selbstvertrauen dann der entscheidende Faktor. Wir wussten, was wir schon geschafft hatten.
Auch SCB-Goalie Leonardo Genoni hat einen grossen Anteil am Erfolg. Nun wechselt er zum EV Zug. Ein herber Verlust!
Ja, klar. Er ist für mich der beste Schweizer Goalie. Ein absoluter Musterprofi, ein fantastischer Typ. Er arbeitet hart, es fällt ihm nicht einfach alles in den Schoss. Seinen Abgang nehme ich aber sportlich, sehe es als Challenge. Ich freue mich, zu versuchen, ihn nächste Saison zu bezwingen. Im Training ist mir das bisher noch nicht so oft gelungen!
Nun steht die Eishockey-WM in der Slowakei an. Sie sind jedoch nicht mehr dabei, gaben vor einem Jahr Ihren Nati-Rücktritt. Bereuen Sie diese Entscheidung?
Nein. Die Saison wird immer strenger mit Meisterschaft, Cup und Champions League. Ich habe gemerkt, dass ich schlau sein muss, sonst verbläst es mich.
Sie haben neben dem Sport zeitintensive Hobbys, designen und fabrizieren selber Hüte, machen Musik. Wie bringen Sie das alles – wortwörtlich – unter einen Hut?
Das ergänzt sich gut. Im Alltag entspannt mich das Nähen oder Gitarrespielen. Ich liebe Gitarren, habe acht bis zehn Stück. Beim Spielen kann ich vom Sport komplett abschalten. Auch beim Nähen lüfte ich den Kopf. Gar während der Play-offs ging ich ins Atelier und nähte, kreierte, bästelte. Das wirkt fast meditativ.
Tragen eigentlich Ihre Teamkollegen Ihre Hüte?
Roman Josi hat einen. Aber vom SCB bis jetzt noch niemand. Ich weiss nicht, ob sie sich modisch nicht trauen oder ob sie ihnen zu teuer sind (lacht).
Haben Sie mit Ihrer Marke Onkai auch ein wirtschaftliches Ziel?
Ja, früher oder später erhoffe ich mir, dass etwas zurückkommt. Momentan muss ich aber noch investieren, das Business steckt
in den Kinderschuhen. Doch wir haben einen Showroom und eröffnen in Zürich bald einen Shop.
Als weiteren Traum nannten Sie vor einiger Zeit ein eigenes Album mit Ihrer Band We and the Bulls, in der Sie zusammen mit den Hockeykollegen Roman Wick, Romano Lemm und Tim Ramholt spielen. Wie läuft dieses Projekt?
Wir sind dran! Wir haben alle zusammen die Songs geschrieben und sind nun im Studio. Die Termine während der Play-offs musste ich jedoch canceln. Das wär mir zu viel gewesen.
Welche Musik hören Sie jeweils vor den Matches?
Am liebsten Rock. Zum Entspannen dann eher Lo-Fi-Hip-Hop, Jazz oder Bluesiges.
Sind Sie beim SCB für die Musik in der Garderobe zuständig?
Nein, das Amt als Team-DJ habe ich abgegeben. Der Musikgeschmack der Berner unterscheidet sich ziemlich von dem des Zürchers (lacht).
Sie fühlen sich also nach wie vor mehr als Zürcher?
Ja, ja! Meine Freundin ist dafür Bernerin. Das passt gut und gibt Sympathiepunkte (lacht).
Ihre Freundin Danica ist auch in der Modebranche tätig. Gibt sie Ihnen Tipps beim Hut-Design?
Ja, sie fertigt in ihrem Nähatelier die Innenfutter der Hüte. Das ist der einzige Schritt, den wir ausgelagert haben. Wenn ich eine neue Kollektion designe, zeige ich ihr jeweils alle Modelle, und sie gibt mir Feedback. Das hilft mir, denn sie hat Sinn für Ästhetik.
Wie gehts nun für Sie weiter? Verreisen Sie in die Ferien?
Ja, nach den offiziellen Feiern gehts mit meiner Freundin nach Japan, der Heimat meiner Mutter.