Keiner zu klein, ein künftiger König zu sein. 80 Jungschwinger schnuppern diese Woche im Königscamp in Wildhaus SG an ihrem grossen Traum und greifen im Sägemehl mit ihren Idolen zusammen. So geben die Bündner Brüder Curdin, 29, und Armon Orlik, 27, den Bösen von morgen wichtige Tipps. Curdin sagt: «Ich probiere, den Jungen Technik, Stil und die Freude am Schwingen zu vermitteln.» Armon ergänzt: «Was bei einem selber im Wettkampf funktioniert, will man weitergeben. Ausserdem geht es darum, den Ehrgeiz zu wecken – damit die Jungen mit vollem Elan bei der Sache bleiben.»
Schon zum siebten Mal als Trainer dabei ist Matthias Sempach, 36. Der Schwingerkönig 2013 in Burgdorf lobt das Engagement der Jungen: «Die Buben sind extrem motiviert. In diesem Alter stehen Spass und Freude im Vordergrund. Wir trainieren fast ausschliesslich Technik. Für Krafttraining bleibt noch genügend Zeit.»
Auf dem Weg an die Spitze ist von den «kleinen» Bösen aber einiges gefordert. In der Entwicklung zum kompletten Schwinger müssen 34 Schwünge gelernt und diverse Zwischenprüfungen abgelegt werden. Zu den ersten Lektionen gehören Unfallverhütung und Falltechnik. Und welches war der erste Schwung, den König Sempach Matthias einst lernte? «Als Bub habe ich den Brienzer bevorzugt – und den Übersprung», so der Berner Hüne.
In traditionellen Schwingerkreisen sieht man das kommerzielle Engagement von Privaten nicht immer gern – schliesslich müsse das Schwingen für alle frei zugänglich sein. Das Interesse gibt Veranstalter Roger Fuchs aber in jedem Fall recht: Als die Anmeldung auf der Website freigeschaltet wurde, war das Camp in kurzer Zeit ausgebucht: «Wir wurden richtiggehend überrannt», sagt Fuchs. So gross sei die Resonanz noch nie gewesen.
Andreas Betschart, Technischer Leiter Jungschwingen im Eidgenössischen Verband, lobt Veranstaltungen wie das Königscamp explizit: «Es ist schön, dass es solche Angebote gibt. Wenn die Jungschwinger mit ihren Vorbildern trainieren können, ist dies immer eine grosse Sache.»
In Wildhaus ist die Begeisterung förmlich greifbar – schliesslich befinden wir uns an einem für das eidgenössische Nationalspiel legendären Ort – im «Tal der Könige». Um die Jahrtausendwende stellte das Toggenburg gleich viermal den Schwingerkönig – einmal Nöldi Forrer, dreimal Jörg Abderhalden.
Von Königsweihen träumt auch Mauro Jordi. Der 13-jährige Berner ist vom Trainingsbetrieb in Wildhaus begeistert. Vor allem in taktischer Hinsicht habe er enorm profitiert: «Mit den Orliks haben wir neue Varianten der Schwünge trainiert – und auch an der Bodenarbeit gefeilt.» Sein Kollege Christian Rüegg aus dem solothurnischen Flumenthal glaubt, vor allem beim Hüfter Fortschritte gemacht zu haben: «Diesen Schwung haben uns die Orliks sehr schön gezeigt.»
Nach fünf Tagen spürt Jordi aber allmählich die Strapazen des Trainings: «Am Morgen macht sich jeweils der Muskelkater bemerkbar.» Nach dem Aufwärmen sei dieser aber verflogen. Voll des Lobes ist der junge Mann über die Verpflegung: «Das Essen im Königscamp ist top.» Wer nun denkt, dies sei ein unwichtiges Detail, macht die Rechnung ohne den Wirt. Im Schwingen ist es wie im richtigen Leben: Der Appetit kommt mit dem Essen