Was war der Mann aus Muralto bei Locarno für eine Frohnatur! «Das Leben ist kurz, man muss jeden Tag geniessen. Evviva la vita», antwortete er mir mal auf meine Frage nach seinem Lebensmotto. Das schöne Tessin hat uns verbunden: Meine Mutter Graziella stammt aus Biasca, wir haben fünf Jahre lang in Tenero gewohnt. Mit Cotti Italienisch zu sprechen, war stets eine Wohltat.
Am 13. Januar 1999 gab der ehemalige CVP-Innen- und Aussenmister sowie zweimalige Bundespräsident (1991 und 1998) nach 13 Jahren im Amt (wie Adolf Ogi) seinen Rücktritt bekannt. Zusammen mit dem Appenzeller Bundesrat Arnold Koller. An diesem Tag gingen bei mir einige Lichter an, ich musste mich mehrmals an die Stirn fassen.
Warum? Bei den Parlamentarier-Skirennen in Davos fuhr ich vor den beiden Rücktritten neben Arnold Koller auf dem Skilift. Das war um etwa 9:15 Uhr morgens. Zu früh für mich. Koller: «Was für ein herrlicher Tag! Ich muss ihn geniessen, denn das hier ist mein letztes Mal.» «Schön zu hören», sagte ich.
Er schaute mich etwas verwundert an – er hatte mich wohl nicht ganz verstanden. In der Tat: Drei Wochen später gab Koller eben zusammen mit Flavio Cotti den Rücktritt aus dem Bundesrat bekannt. Und mir hatte es der Appenzeller Magistrat schon auf dem Skilift sagen wollen. Exklusiv-Story verpasst, noch geschlafen halt.