Als ehemalige Spitzensportlerin ist Ariella Kaeslin (35) seit Jahren bestens vertraut mit Physiotherapie. Als Profi-Kunstturnerin setzte sich die Luzernerin schon früh mit ihren Muskeln und ihrer Anatomie auseinander, um persönliche Höchstleistungen abzurufen und die Grenzen des eigenen Körpers auszuloten.
Doch Ariella Kaeslin wollte noch mehr wissen und setzte sich in den letzen fünf Jahren intensiv mit Physiotherapie auseinander. Nach sechs verschiedenen Praktika und fünf Jahre Schulbank drücken hat Kaeslin ihr Physiotherapie-Studium nun abgeschlossen und den Bachelor, der nach ihrem ersten Studium der Psychologie und Sportwissenschaften bereits ihr zweiter ist, im Sack.
«Das war hart...», schreibt Ariella Kaeslin zu ihrem Post auf Instagram, freut sich dafür umso mehr über ihren frisch erworbenen Bachelor. Das Anatomiebuch in der einen, eine Nachbildung eines menschlichen Gehirns in der anderen Hand, strahlt sie in die Kamera. Zwei weitere Bilder zeigen Kaeslin bei ihrer praktischen Arbeit in einer Physiotherapie-Praxis.
Keine Zeit zum Pause machen
Sich nach dem anstrengenden Studium erst einmal Ausruhen steht bei der Power-Frau nicht auf dem Programm. Im Post auf Instagram verrät die 35-Jährige darum sogleich, was sie als nächstes vorhat. So wolle Ariella Kaeslin in Psychologie weiter studieren, als Physiotherapeutin arbeiten, Referate und Workshops geben und weiterhin viel Sport treiben. Die Agenda der Ex-Kunstturnerin dürfte also bereits prall gefüllt sein.
Und trotzdem lässt sie auch ihre privaten Interessen nicht zu kurz kommen. So wolle Kaeslin sich auch Zeit nehmen, das Leben zu geniessen, zu «chillen», soziale Kontakte zu pflegen und Neues zu entdecken. Ausserdem wolle sie weiterhin eine gute Hundemama für ihren Hund «Clowie» sein, der fast überall mit dabei ist.
Ariella Kaeslin beendete ihre Karriere als Kunstturnerin als 23-Jährige im Jahr 2011 überraschend. Als Grund nannte sie damals unter anderem die grossen Mühen und Entbehrungen, die der Profisport mit sich bringe. Zuvor gewann die Luzernerin im Jahr 2009 WM-Silber und EM-Gold im Sprungpferd. Drei Jahre in Folge (2008, 2009, 2010) hat die Schweiz Kaeslin zur «Sportlerin des Jahres» gekürt.
In ihrem Buch «Leiden im Licht» bricht die Turnerin Tabus. Sie thematisiert ihr Burnout und ihre Depression, spricht von Mobbing und psychischer Gewalt und berichtet von Missständen im Leistungssportzentrum Magglingen.
Vor zwei Jahren machte Ariella Kaeslin ihre Liebesbeziehung zu einer Frau öffentlich und setzt sich seither für die Rechte von «LGBTQ+»-Paaren ein.