Eines ändert sich auch mit dem Erwachsenwerden nicht: die kindliche Neugier auf Geschenke. Vor allem wenn sie, wie heute, auf dem weihnächtlich geschmückten Tisch direkt vor der Nase liegen. Für die Schweizer Illustrierte treffen sich fünf Prominente zum Wichteln. Jeder hat für jemanden ein kleines Geschenk vorbereitet. «Können wir anfangen?», fragt Theaterschauspielerin Fabienne Louves, 33, stellvertretend für ihre vier Gspänli, Michel Birri, 32, Linda Fäh, 32, Fabien Rohrer, 44, und Franco Marvulli, 41.
Ein Buch für Fabienne Louves
Ratsch! Fabienne Louves fackelt nicht lange mit dem Geschenkpapier – und lacht laut heraus. «Ein Buch! Für mich, die nie liest.» Sie blättert und findet ein Vorwort ihres Wichtels Franco Marvulli. «Fabienne, ich habe extra recherchiert und gelesen, dass dich ‹Wir Kinder vom Bahnhof Zoo› geprägt hat. Dieses Buch ist die Fortsetzung», erklärt er sein Geschenk, das aus seiner privaten Bibliothek stammt.
«Meines hiess Schnüfeli»
Der ehemalige Radprofi liest jede Woche ein Buch. «Franco, ich verspreche dir, dass ich es lese.» Nur ganz knapp landet diese Überraschung hinter Fabiennes schönstem Geschenk aus ihrer Kindheit: Meersäuli Strubeli. Da fühlt Linda Fäh gleich mit: «Wie bei mir! Meines hiess Schnüfeli.» Die zwei Sängerinnen feiern dieses Jahr nochmals zusammen: Louves ist an Heiligabend in Fähs TV-Show «Klingende Weihnachten» zu Gast (24.12., SRF 1, 20.05 Uhr).
Weiter gehts mit Franco Marvulli. «Wenn ich dein Wichtel bin, dann ist da drin ein Velo-Schlauch», witzelt der ehemalige Snowboard-Profi Fabien Rohrer. «Oh, ein Spielzeugmikrofon!», ruft Franco. «Passend für mich als Sieger der Sendung ‹Hello Again›.» – «Oder für dich als Oberschnurri», spöttelt Wichtel Linda. «Vielleicht reichts ja mal zu einem Duett.» Sofort drückt Franco auf die On-Taste und singt «Stille Nacht». Linda und Fabienne stimmen mit ein, schliesslich müssen sie jeweils am Fest der Nächstenliebe auch für ihre Familien performen.
Bei Michel Birri flimmert «Kevin – allein zu Haus» über den Bildschirm
SRF-Radiomann Michel Birri ist andere Hits gewohnt. Auch dieses Jahr moderiert er während der Festtage viele Weihnachtsblockbuster auf SRF zwei an. Daher ist er ganz froh, dass seine Familie aufs Singen verzichtet. «Wir gehen seit sechs Jahren mit der Familie auswärts essen. So hat niemand Stress. Und neuerdings machen wir an Weihnachten auch keine Geschenke mehr.» Dafür feiert er mit seinen Freunden ein weiteres Mal. «Dann schauen wir immer ‹Kevin – allein zu Haus› oder ‹Kevin – allein in New York›. Die Filme sorgen bei mir für die richtige Weihnachtsstimmung.»
Drei Stars trällern «Stille Nacht»
«Stille Nacht» endet mangels Textwissen schon nach der ersten Strophe. Doch dank dem eingebauten «Klatsch-Knopf» am Mikrofon erntet das Trio dennoch Applaus. «Genau aus diesem Grund verteilen wir bei uns daheim Gesangsblätter», sagt Linda, die nun an der Reihe ist mit Auspacken. Die Sängerin wird mit einer edlen Handseife überrascht, und sofort riechen alle daran. «Das hättest du jetzt nicht gedacht, dass ein Snowboarder so etwas schenkt», scherzt Wichtel Fabien Rohrer, der diese Seifenmarke selbst benutzt und Linda ein Geheimnis verrät: «Ich schenke gerne was Sinnvolles, aber nur wenn ich möchte und nicht auf Befehl!»
Gestern hat Fabien bereits mit seinem Sohn Jeremy, 8, den Weihnachtsbaum aufgestellt. «Der kann schneien, sehr zur Freude meiner Freundin Patrycja.» Denn dieses Jahr feiert ihre ganze polnische Familie daheim in Spiez BE mit. Zudem lädt Rohrer zwei Kollegen von früher ein, «die bisher nicht ganz so viel Glück im Leben hatten».
Jetzt erhält der Berner sein Geschenk: eine Radio-Guetsli-Box mit selbst gemachten Amaretti. «Geil, ha Freud wie e More!», freut sich Rohrer. «Ich liebe Süsses, und es setzt bei mir glücklicherweise noch nicht so an.» Der begabte Bäcker heisst Michel Birri. «Meine Amaretti kommen immer gut an.» Birris Wichtelgeschenk ist als einziges noch verpackt. Langsam beginnt er es zu öffnen. «Oh, ein Vogel?» Er zieht eine Raben-Handpuppe hervor. «Der eignet sich sicher auch als Ofenhandschuh für dein Guetsliblech», so Linda lachend. Im Innern verbirgt sich ein Gutschein für eine Theatervorstellung von «Wunschpunsch». «Du bist herzlich eingeladen», so Fabienne Louves. «Im Stück siehst du mich als Raben.»
«Wichteln, trinken, singen!»
Die Bescherung ist für heute zwar vorbei, aber es war für alle nicht die letzte in diesem Jahr. Bei Fabienne Louves daheim ist es Tradition, dass jedes der 20 Familienmitglieder je vier Geschenke mitbringt. «Dann wird gewürfelt. Wer eine Sechs hat, darf sich eins schnappen. Wichteln, trinken, singen!» Weil dies dauern kann, bereitet ihr Papi um Mitternacht für alle noch Pouletknusperli zu. Linda Fähs Mami kocht ihr Menü immer nach einem Motto. Dieses Jahr heisst es «Tannenzapfen».
Auch im Hause Fäh wird gewichtelt, «obwohl immer jemand trotzdem noch weitere Geschenke mitbringt». – «Darfst du dein Geschenk wünschen, oder kriegst du wie ich stets die Autobahnvignette?», fragt Fabien Rohrer. Alle lachen. Auch bei Fabienne Louves und Michel Birri gehört der Kleber seit Jahren unter den Christbaum.
Zudem gabs für Michel (sein Top-Geschenk war eine Live-Konzert-Videokassette der Kelly Family) als Kind jahrelang von der Urgrossmutter Bettwäsche mit Comic-Figuren geschenkt. «Meine Mutter hat sie dann zu Fasnachtskostümen verarbeitet.» – «Ich bekam Pyjamas. Und meine 95-jährige Grossmutter schenkt mir noch heute Geld. Je älter ich werde, desto mehr», erzählt Franco Marvulli. «Aber eigentlich finde ich es am schönsten, Zeit zu schenken.» Die Zeit in der Wichtelrunde ist leider schon um. Und die beschenkten fünf rauschen davon – zurück in die hoch(h)eilige Vorweihnachtshektik.