«Wenn man genau hinschaut, funktioniert ohne die Arbeit der Frauen weder ein Bauernbetrieb noch sonst irgendein Betrieb.»
Christine Bühler
«Ich wuchs mit dem Wissen auf, und mir wurde es auch immer gesagt, dass Musik ein Hobby ist, kein Beruf. Deshalb kam mir erst relativ spät der Gedanke, dass ich sie zu meinem Lebensinhalt machen kann.»:
Leoni Altherr
Als Fotografinnen behaupten sich Yoshiko Kusano, 50, und Monika Flückiger, 57, in einem noch männlichen Berufsfeld. Gemeinsam sind die Bernerinnen aber noch stärker: Mit 48 weiteren Berufskolleginnen haben sie mit dem Projekt «50-50-50» beim Swiss Press Photo 2022 in der Kategorie Porträt den zweiten Platz erreicht.
Wie entstand die Idee zu diesem Projekt?
Yoshiko Kusano: 2019 haben wir als ein Kollektiv von 33 selbstständigen Fotografinnen und einem Fotografix (Anm. d. Red: nonbinäre Person) den Frauenstreik dokumentiert und so zur Bewegung beigetragen. Das war eine tolle Zusammenarbeit. Uns war klar, dass wir zu 50 Jahre Frauenstimmrecht auch etwas für die Sichtbarkeit machen müssen.
Monika Flückiger: Wir haben dann unser Kollektiv auf 50 aufgestockt, die 49 Frauen und eine nonbinäre Person porträtieren. Alles starke Personen, egal aus welcher Sparte. Es ist wichtig, dass wir als Frauen mehr Vorbilder haben. Diese zeigen uns, was wir können, und fördern uns so.
Was war die Vorgabe, um porträtiert zu werden?
Kusano: Das Feld war sehr offen. Ich wollte als Fotografin gern etwas mit Kultur machen, weil ich oft fürs Theater arbeite. Regisseurin Meret Matter ist eine gute Freundin von mir, mit der ich schon viel zusammengearbeitet habe. Es lag auf der Hand, sie zu porträtieren.
Flückiger: Ich wollte eigentlich ein Mädchen, das am 7. Februar 2021 geboren wird, fotografieren. Wegen der Pandemie wars unmöglich. Architektin Tilla Theus ist eine Person, die ich schon immer sehr gern treffen wollte – glücklicherweise hat sie sofort zugesagt.
«Es ist schön, kompliziert schreiben zu können. Aber es bringt nichts, wenn die Menschen mich nicht verstehen.»
Anna Rosenwasser
«Handeln statt jammern. Das war mir auch später wichtig. Frauenpower auf eine einfache, ganz pragmatische Art. Als Schmiedin vom eigenen Glück.»
Tilla Theus
Müssen Frauen denn heute noch als stark dargestellt werden?
Kusano: Unbedingt. Wir sind diesbezüglich noch etwas zurück, stellen uns grundsätzlich nicht gern in den Vordergrund, zögern, zweifeln an unserer Kompetenz. Damit müssen wir aufhören! Wir müssen weniger streng sein, mehr wagen.
Als Fotografinnen bestimmen Sie mit, wie Frauen dargestellt werden. Hat sich da in den vergangenen Jahren etwas getan?
Flückiger: Vor 25 Jahren durfte ich ein Frauenbuch machen. Damals musste ich noch mit dem Verleger ein Grundsatzgespräch darüber führen, was denn «schöne Frauen» sind. Ich empfand Frauen mit Runzeln seit je spannender. Mittlerweile sind Rubriken wie ein Seite-3-Girl nicht mehr möglich. Ja, es hat sich einiges geändert.
Kusano: Das feministische Bild hat sich schon verändert, aber es gibt noch zu viele klischierte Darstellungen. Da versuche ich in meinem Rahmen schon gegenzusteuern.
Wie hoch ist der Frauenanteil im Business?
Flückiger: Das Verhältnis ist 1 zu 10, zumindest bei jenen, die davon leben können. Fotografie ist ein sehr männlich wahrgenommener Beruf.
Kusano: Daher ist unser Kollektiv wichtig. Unser Netzwerk funktioniert gut, und wir unterstützen einander – auch mit Aufträgen.
«Ein muskulöser und trainierter Körper ist in gewissen Kreisen wie zu einem Schönheitsideal geworden.»
Nora Jäggi
«Würde man eine Frau mit dem Tell besetzen? Die Antwort ist ganz klar: Eine Frau, die auf ihr Kind geschossen hat, würde wahrscheinlich nicht zur Heldin erklärt.»
Meret Matter