2021 sind Frauen «Megatrend». Diese gesellschaftliche Entwicklung beeinflusst auch die Sportwelt. Historisch betrachtet keine Selbstverständlichkeit. Die Integration der Frauen in den Sport ist das Ergebnis einer langen Entwicklung. Durften bei der Olympia-Premiere 1896 keine Frauen teilnehmen, brachen vier Jahre später 22 Frauen in diese Männerdomäne ein.
Erst 100 Jahre später sind alle Sportarten für beide Geschlechter offen, in Tokio 2021 werden fast gleich viele Frauen und Männer um Medaillen kämpfen. Auch in der Schweiz treiben Frauen heute praktisch gleich viel Sport wie Männer – je nach Lebensphase aber unterschiedlich viel. Am meisten Gegenwind erhielten sportlich aktive Mädchen und Frauen lange von Pseudofakten aus der Medizin. Im Zentrum stand dabei die Gebärfähigkeit: «Gewarnt» (!) wurde, dass die Gebärmutter beim Sport herausfallen könnte, vor der Vermännlichung des Frauenkörpers oder einem für die Geburt zu engen Becken. Stellen Sie sich das mal vor!
Die 41-jährige Bernerin ist ausgebildete Geschichts- und Sportlehrerin sowie ehemalige Spitzenleichtathletin. Im Marathon startete sie an Olympia 2012 und 2016, an der EM in Zürich 2014 lief sie in die Top Ten. Bis vor Kurzem hielt sie zudem den Schweizer Rekord im Marathon (2:26:49 in Berlin 2015). Heute arbeitet sie bei Swiss Olympic im Karrieresupport und ist Leiterin des Projekts «Frau und Spitzensport».
Diesen Behauptungen fehlte jegliche wissenschaftliche Grundlage, sie waren aber jahrzehntelang Basis vieler Sport- und Wettkampfverbote für Frauen. Diese Wissenschaftslücke – «Gender Data Gap» genannt – gibts bis heute. Nur vier Prozent der sportwissenschaftlichen und -medizinischen Studien befassen sich mit Training, Erholung und Wohlbefinden von Athletinnen.
Dies erschwert die Entwicklung von Strukturen und Systemen für sportlich aktive Frauen. Entsprechendes Fachwissen ist aber zentral, denn physiologische und biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind nicht nur sichtbar – sie erklären auch, warum Athletinnen anders trainieren sollen, um die Leistung zu optimieren. Oder wie Sportwissenschaftlerin Stacy Sims sagt: «Frauen sind keine kleinen Männer, also hört auf, wie welche zu trainieren und zu essen!»
Mit der Kampagne «fastHER, smartHER, strongHER» sensibilisiert und informiert Swiss Olympic Athletinnen und ihr sportliches Umfeld. Damit werden die Voraussetzungen für Frauen im Spitzensport und in der Förderung verbessert. Höchste Zeit!