Kennengelernt hat Gilles Tschudi, 63, seinen Arbeitgeber in einer Kneipe in Müntschemier BE. «Als ich wegen des Lockdowns nicht mehr auf der Theaterbühne stehen konnte, fragte ich ihn, ob er einen Erntehelfer brauche. Der Bauer glaubte anfangs, dass ich das höchstens einen Tag durchhalte.»
Zunächst jätet Tschudi nur Unkraut. «Es machte Spass.» Fortan steht oder kniet er morgens um 6.30 Uhr bei Wind und Wetter auf dem Feld, krabbelt auf allen vieren, schneidet Salatköpfe, erntet Kohlrabi, sticht Spargel und setzt junge Gemüsepflänzchen. Ganztags von Montag bis Freitag. «Die Stimmung frühmorgens auf dem Feld geniesse ich. Sie ist wunderschön.»
Ein bisschen stolz ist er auch. Als die Restaurants schlossen, seien Service-Angestellte zum Arbeiten auf den Bauernhof gekommen. «Nach spätestens zwei Tagen tauchte keiner von denen mehr auf.» Tschudi liefert das geerntete Gemüse an Landi-Märkte und Zwischenhändler von Migros und Coop.
Für seine Arbeit erhält er ausser einem Taschengeld, das ihm der Bauer zusteckt, keine Bezahlung im herkömmlichen Sinn. «Ich stellte zu Beginn klar: Ich will kein Geld!» Stattdessen darf sich der Erntehelfer abends so viel Gemüse mit heimnehmen, wie er als Vegetarier verspeisen kann. Noch bis Ende Monat ist der Acker Tschudis Bühne, danach hofft er, als HD-Soldat Läppli wieder am Basler Fauteuil-Theater auf der Bühne ackern zu können.
Erfahrt morgen, welch süssem Job Linda Fäh nachgeht.
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