Vom Grounding der Swissair bis zu Corona haben Sie am Flughafen einiges durchgemacht. Gabs auch mal eine ruhige Phase?
Nicht wirklich. Allein schon die Diskussionen um die Fluglärmbelastung haben uns ständig auf Trab gehalten.
Was heisst das?
Ich erhielt immer wieder unerfreuliche Nachrichten.
Haben Sie darauf geantwortet?
Auch schon – leider. Dieses Pingpong war nicht sinnvoll. Doch wenn man auf fachlicher Ebene angegriffen wird, fängt man an, sich zu hinterfragen.
In Ihrer Zeit passierten mehrere Flugzeugabstürze: Wie gingen Sie damit um?
Mein Team hatte eine Checkliste, damit alle jeweils wussten, wie man sich in den Computer einloggt, dass nur gesicherte Informationen kommuniziert werden durften und welche Sprachregelungen man verwenden musste.
Das klingt jetzt sehr technisch. Was lief emotional in Ihnen ab?
Bei der Krisenkommunikation zu den Flugzeugabstürzen konnte ich recht nüchtern funktionieren. Ich wusste zwar, dass Menschen zu Tode gekommen waren. Aber ich war selbst nicht vor Ort. Ich musste die Emotionen drosseln und Informationen rausgeben. Die Medien waren ja darauf angewiesen.
Wann gelang es Ihnen nicht, so nüchtern zu reagieren?
Nach dem Terroranschlag in Luxor 1997. Die vielen Särge mit den getöteten Schweizerinnen und Schweizern wurden danach in der grossen Werfthalle aufgereiht.
Was empfanden Sie dabei?
Das war eine total bedrückende, surreale Stimmung und ist mir lange nachgegangen. Ich habe das Ganze später in einem Text für unsere Hauszeitung verarbeitet.
Gab es Tage, an denen Sie morgens dachten: Heute will ich nicht zum Flughafen?
Nein, nie. Ganz ehrlich. Ich ging immer gerne hin. Zur Überraschung meines Mannes, der mich oft fragte: «Gehst du schon wieder gut gelaunt arbeiten?»
Was fasziniert Sie daran?
Es gibt kaum einen Ort, an dem so viel passiert, wo sich so viele Menschen aus aller Herren Ländern begegnen und an dem so viele verschiedene Sachen zusammentreffen wie am Flughafen. Wenn man bei der Fracht vorbeifährt, sieht man auch mal ein Formel-1-Auto, das verladen wird. Oder man entdeckt einen Pinguin in den Tierräumen.
Was wünschen Sie dem Flughafen zum 75. Geburtstag?
Genauso tolles Wetter wie beim 50. Geburtstag! Viele zufriedene Besucherinnen und Besucher – und dass es weiterhin so gut läuft für ihn.
Sie sind seit drei Jahren pensioniert. Werden Sie auf der Strasse eigentlich noch erkannt?
Immer wieder. Die Leute sagen mir: «Sie sind doch die von der Swiss.» Und ich sage dann: «Nein, ich bin die vom Flughafen.
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