Dieses Appenzell, das sich da so malerisch zwischen gewaltigen Bergen wie dem Hohen Kasten, dem Kamor und dem Säntis, den Hügeln, Höfen und Weiden eingenistet hat, ist schampar schön. Und schampar klein, konservativ und äusserst traditionsbewusst. Das Leben hier ist anders als in Städten wie Zürich, Basel oder Bern. Einer, der weiss, was es heisst, ein Appenzeller zu sein, ist TV-Moderator Marco Fritsche: «Wer hier zur Welt kommt, will oft so schnell wie möglich weg; die grosse weite Welt erobern.» Mit 20 zog er deshalb nach Zürich – und kehrte nach ein paar wilden Jahren doch wieder heim. «Kaum war ich weg, wurde mir bewusst, dass ich hierhergehöre.»
Seit 2010 lebt der 47-Jährige wieder in Appenzell. Von seinem Lieblingsplatz, der Terrasse des Restaurants Bären in Schlatt, sieht man die Appenzeller Alpen in ihrer Pracht wie auch die Kirche, in der Marco Fritsche getauft wurde. «Mein Vater wuchs hier auf, auf einem Bauernhof. Jetzt wohnt meine Mutter da.» Seit er gehen könne, feiere der Fritsche-Clan seine Feste im ‹Bären›. Back in Town respektive zurück im 6000-Seelen-Dorf Appenzell, steht knapp 500 Meter von seinem Haus entfernt Marcos Lieblingsrestaurant, die «Traube». «Mein Partner August und ich essen hier regelmässig.»
«August ist der, den ich brauche»
Marcos Liebster, August Wick (39) bewohnt seit August 2021 mit dem Moderator dessen Appenzeller Holzhaus im Ortskern. Kennengelernt haben sie sich 2020 via Facebook. Ans erste Date erinnert sich Marco genau: «Es war der 25. Dezember, August hatte mich – wegen dem damals herrschenden Lockdown – zu sich nach Hause nach Gossau eingeladen, es gab Lasagne.» – «Mir war danach klar, Marco ist der Richtige», sagt August. «Liebe auf den ersten Wick», scherzt Marco und fügt ernst an: «Er ist definitiv meine grosse Liebe.» August sei für ihn «der Fels in der Brandung. Er bringt Ruhe in mein Leben. Darum ist er genau der, den ich brauche.»
Äusserlich pflegt der «Bauer, ledig, sucht …»-Moderator einen ganz eigenen Look. Er mag den coolen Style – Hemden, T-Shirts, Jeans, vor allem Gilets. Die kauft er unisono in seiner Lieblingsboutique Säntis Fashion. «Fast alle Westen, in denen ich moderiere, sind von hier. Ich habe sicher ein Dutzend im Schrank.» Gehts um Schuhe, schlägt das Herz des Appenzellers aber für Italien. Einmal im Jahr fährt er nach Florenz zu seinem persönlichen Schuhmacher Roberto Ugolini. «Er hat meine Leisten, fertigt per Hand nach Mass.»
Massgeschneidert ist vieles im Leben von Marco Fritsche. Eloquent und extrovertiert machte er sein Talent zum Beruf. Nach der Matura in Appenzell und einem abgebrochenen Publizistik-Studium in Zürich wurde er in den 2000er-Jahren Moderator bei Viva CH und Aussenmoderator der SRF-Unterhaltungssendung «Eiger, Mönch und Maier». Seit 2008 steht er für «Bauer, ledig, sucht …» bei 3+ vor der Kamera. Die 19. Staffel startet nun am 24. August. «Bis Ende Oktober bin ich mit Dreharbeiten beschäftigt. Danach wirds ruhiger.»
«Ich fühle mich wohl in Appenzell.Hier möchte ich mit Marco alt werden»
August Wick
Glücklich, auch ohne zu heiraten
An der Hauptgasse in Appenzell (das Pendant der Zürcher Bahnhofstrasse) stösst August dazu. Der Schauspieler arbeitet noch als Immobilienbewirtschafter. Appenzell ist seine Heimat geworden. «Ich fühle mich wohl hier, vor allem wegen Marco. Mit ihm möchte ich zusammenbleiben, bis wir alt und schrumplig sind.» Heiraten ist jedoch für beide nicht zwingend ein Thema. «Ich geniesse unser Glück, dafür brauche ich nicht unbedingt einen Ring am Finger», sagt August. Und Marco? «Ich würde August sofort heiraten, habe aber Mühe mit der Heiratsstrafe, die abgeschafft gehört. Das hört sich unromantisch an, aber da drückt bei mir der störrische Appenzeller durch.»
Romantisch ist Marco Fritsches Geheimtipp, das Schlössli Steinegg. «Ein malerischer Ort, und der 20-minütige Spaziergang vom Dorf zum Schlössli hat etwas Verwunschenes: Man sieht den Alpstein und die berühmte Wildkirchli-Felswand. Hierhin komme ich mit meinen Zürcher Freunden, weil das Schlössli sehr authentisch und urchig ist.» Selbst für Wandermüde ist es mit dem Auto zu erreichen.
Lieber Göttikinder anstatt eigene
Ausschliesslich zu Fuss kommt man zu Marcos schönster Sommerterrasse: Ein 30-Minuten-Spaziergang führt am 34 Meter in die Tiefe stürzenden Leuenfall vorbei zur Ahorn-Kapelle sowie zum Berggasthaus Ahorn. Seit einem Jahr führt Simone Codoni das Restaurant. «Sie geht spannende Wege. Ihr Appenzeller Grosi vergiesst sicher im Himmel einige Freudentränen darüber, dass ihr Enkelkind ein Restaurant am Fuss des Alpsteins führt», sagt Marco Fritsche. Apropos Kinder: Sind eigene bei August und Marco ein Thema? «Definitiv nicht!», sind sich Marco und August einig. «Aber wir lieben unsere Göttikinder und geben uns grosse Mühe, coole Göttis zu sein.»