Beim morgendlichen Appell im WK fiel einem Kollegen einst Marius Hüglis kräftige Stimme auf. Beim abendlichen Jammen wurde sein Gesangstalent entdeckt. Es dauerte nicht lange, und der Appenzeller stürmte unter dem Künstlernamen Marius Bear die Hitparade. Ein Karriereanfang im Tarnanzug.
Vor drei Wochen erhielt der Musiker nun erneut einen Marschbefehl, rückte im Raum Luzern in die Nachrichten-Abteilung ein. «Natürlich wird alles getan, was irgendwie drinliegt – Abstand zwischen den Betten, man schläft Kopf an Fuss – aber schlussendlich waren wir halt doch eine Gruppe von 160 Männern. Da lässt sich Kontakt nicht vermeiden», sagt Marius Bear, 26.
35 getestete Coronafälle gäbe es – Stand vergangenes Wochenende – unter den Armeeangehörigen, sagte Armeechef Thomas Süssli in einem «Blick»-Interview. Einzelne auch in Marius’ Bears Kompanie.
Jetzt wurde Bear zusammen mit seinen Kollegen entlassen, und geht zu seinem Schutz und dem von anderen erstmal zwei Wochen in Quarantäne. «Ich bin ein bisschen am Kränkeln, es kann gut sein, dass ich das Virus auch erwischt habe. Ich gehe sogar davon aus, dass es so ist.» Solange er keine eindeutigen Symptome aufweist, wird er allerdings nicht getestet. «Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als mich vierzehn Tage lang daheim zu verschanzen.»
Seine «Quarantäne-Partnerin», Freundin Moira, arbeitet gerade im Homeoffice. Angst vor der Krankheit haben sie beide nicht. «Wenn ich mich angesteckt habe, kann ichs eh nicht mehr ändern», meint Marius. Und fügt lachend an: «Ich denke jetzt einfach mal positiv – Unkraut wie ich verdirbt nicht so leicht.» Umso wichtiger sei es aber, jetzt andere zu schützen. «Meinen Eltern darf ich vorerst nicht zu nah kommen.»
Die Zeit in Quarantäne kriege er schon irgendwie rum. Musikmachen kann man ja auch zu Hause. Leider verdient man damit kaum Geld. 12 Konzerte musste Marius Bear vorerst absagen, seine gesamte Deutschland-Tour verschieben. Er hofft jetzt noch auf die Open Air Saison im Sommer – an ganzen zehn davon steht er auf der Liste.
«Wenn die auch ins Wasser fallen, wird’s eng.» Dann werde er wohl eine Weile lang in der Firma seines Vaters aushelfen, so der gelernte Landmaschinenmechaniker. «Das ist vielleicht auch gar nicht so schlecht, nachdem das mit der Musik in den letzten zwei Jahren so schnell passiert ist.»
Seine nähere Zukunft sieht er allerdings – wieder im Militär. «Ich würde sehr gern nochmal einrücken, wenn ich aus der Quarantäne bin. Zum einen, weil ich sowieso nichts besseres zu tun habe, dann kann ich meine WK-Tage «abarbeiten». Zum anderen, weil die Hilfe der Armee in unserem Land noch nie so nötig war wie jetzt.»