Auf einem Bänkli im Grünen sitzen und tief durchatmen: Dazu kommt Franziska Egli, 36, selten. «Als Jungmami muss ich aufpassen, dass ich nicht einnicke», sagt sie lachend. Normalerweise ist die Zürcherin immer auf Trab. Als Redaktionsleiterin der Politsendung «Arena» führt sie ein Team von acht Leuten, setzt mit ihnen die Themen fest, lädt Gäste ein. Zudem moderiert die Mutter einer 16 Monate alten Tochter seit November das Nachrichtenmagazin «10 vor 10» – als Nachfolgerin von Susanne Wille. «Das sind grosse Fussstapfen. Aber ich gehe meinen eigenen Weg.»
Angefangen hat dieser Weg in Watt, dem bäuerlichen Ortsteil der Stadt Regensdorf, nur wenige Kilometer von Zürich und dem Flughafen entfernt. Hier wächst Egli mit ihren Eltern, ihrer drei Jahre jüngeren Schwester und dem «Bodenlumpenhund» Simba in einer Mietwohnung auf. «Bis ich ins Gymi nach Oerlikon ging, spielte sich meine Welt zwischen dem Dorfplatz, den Rebbergen, dem Katzensee und dem Schulhaus ab.» Noch heute steht auf dem Dorfplatz ein Volg und das Tiefkühlhaus, wo die Eglis ein Fach hatten, um Aprikosen oder Fleisch tiefzukühlen. «So war das eben früher», erzählt sie schmunzelnd und fügt gleich an, dass sie auf dem Dorfplatz jeweils ihre Cevi-Freundinnen getroffen hat. «Man taufte mich Rascal, englisch für Schlingel.»
Während Egli vor der Kamera zurückhaltend auftritt – «Blick»-TV-Experte Peter Padrutt bezeichnet ihre Art als «leicht unterkühlt und angenehm bescheiden» –, ist sie privat quirlig, offen und lacht viel. «Zuschauer haben mir aber auch schon geschrieben, dass ich zu oft mit den Händen spreche. Aber so bin ich eben!» Sie nehme Kritik ernst, verstellen wolle sie sich allerdings nicht. Dass die studierte Politologin einen klaren Willen hat, bekommen auch die Gäste der «Arena» zu spüren. «Sagt die Egli Nein, dann ist Nein», so die TV-Frau über sich selber. «Arena»-Moderator Sandro Brotz sagt: «Franziska ist eine fordernde, aber auch eine menschliche Chefin.» Zudem seien ihr Wissen und ihr Gedächtnis phänomenal.
Schon während des Studiums steigt Egli als Produktionsassistentin bei «Schweiz aktuell» ein. Später arbeitet sie an Langzeitreportagen wie «Alpabfahrt in Urnäsch» und produziert Formate wie «Treffpunkt Bundesplatz», bevor sie 2012 als Produzentin zur «Arena» stösst. Seit 2018 ist sie die Chefin. «Ich war der Knopf im Ohr von Urs Wiedmer, Sonja Hasler, Jonas Projer und Sandro Brotz – natürlich war ich neugierig, wie sich der Job vor der Kamera anfühlt.» Wobei es nicht Egli war, die Interesse für den Posten bei «10 vor 10» anmeldete – Redaktionsleiter Christian Dütschler fragte sie an. «Ich wurde letztes Jahr Mami, da stand ein zusätzlicher Job nicht zuoberst auf der Prioritätenliste.» Medienpionier Roger Schawinski riet ihr bereits früher, den Schritt vor die Kamera zu wagen, als es dann konkreter wurde, sagte ihr Mann: «Mach das!»
Eglis Partner arbeitet bei einer Grossbank in der Aviatikfinanzierung und steuert als Pilot PC-12 für Privatkunden. «Wir ergänzen uns sehr gut: Er kennt sich mit Physik und Wetter aus, ich mit Sprachen und Politik.» Beide sind je einen Tag unter der Woche für die Kleine da, zusätzlich helfen ihre Eltern aus, die noch in Watt leben. «Mein Mann macht zu Hause wirklich die Hälfte, sonst ginge das nicht.» Die beiden leben in einem älteren Häuschen in Zürich. «Ich mag die Vorzüge der Stadt, kann mir aber auch ein Leben auf dem Land mit Schaf und Ziege vorstellen.
Eglis Eltern – ihre Mutter kommt aus Zürich Seebach, ihr Vater aus Nottwil LU – waren beide Lehrer, wie sie auf dem Weg zu ihrem alten Primarschulhaus in Watt erzählt. «Sie teilten sich eine Stelle im Jobsharing und waren so abwechselnd bei uns Kindern zu Hause.» Was die schulischen Leistungen betraf, hätten sie sich kaum eingemischt. «Mir fiel die Schule zum Glück auch ziemlich leicht.» In ihrem ehemaligen Klassenzimmer fällt Egli eine Zeichnung von Elmar, dem bunt karierten Elefanten, auf. «Ich bin ein riesiger Kinderbuch-Fan und geniesse es, meiner Tochter abends Geschichten vorzulesen.»
Eine ihrer Kindheitserinnerungen ans Schulhaus: «Schon als Knirps durfte ich meinen Vater am Abstimmungssonntag hierher begleiten und sein Couvert einwerfen.» Ihr Interesse an der Politik habe sie in die Wiege gelegt bekommen. «Mein Vater ist noch heute überdurchschnittlich über Politik informiert.» Zwar habe die Familie selten zusammen TV geschaut, dafür viel am Esstisch diskutiert. «Meine Eltern fragten oft, was wir zu verschiedenen Themen denken.»
Die Breite der Themen – das reize sie am Format «10 vor 10». «Und dass wir als Team einen Tag lang auf eine Sendung hinarbeiten und es danach wieder bei null anfängt.» Nervös sei sie immer noch vor der Moderation. «Sandro Brotz sagte mir, es werde mit der Zeit nicht besser – aber anders.»
Und auch ans Erkanntwerden in der Öffentlichkeit müsse sie sich noch gewöhnen. «Ich finde es aber sehr herzig, wenn mich zum Beispiel ein anderes Mami in der Badi anspricht und sagt: Gälled Sie, Sie sind doch?» Dann nicke sie freundlich und erwidere: «Ja, genau, die bin ich.»