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Schlagerstar Sarah-Jane ein halbes Jahr nach der Scheidung

«Ich habe mich selbst belogen»

Perfekte Karriere, perfekter Mann, perfekte Familie. Das war der Traum von Sarah-Jane. Jetzt, gut ein halbes Jahr nach ihrer Scheidung, ­erzählt die Schlagersängerin, was der ­unerfüllte Kinderwunsch mit dem Ende ihrer Ehe zu tun hat und warum sie endlich ­wieder sie selbst ist.

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Sarah Jane, Allein zu Haus in Rothenfluh

Sarah-Jane mit den Hunden Wilma und Bounty (l.) zu Hause in Rothenfluh BL.

Joseph Khakshouri

Wilma, chum ine! Und bring dr Bounty mit!» Pflichtbewusst trippeln die beiden Papillon-Hunde zur Terrassentür herein. Sarah-Jane (37) grinst und meint heiter: «Wer weiss, ob ich das bei Kindern auch so gut hingekriegt hätte?» «Alles isch für öppis guet», sagt Sarah-Janes Omi kurz vor ihrem Tod zu ihrer Enkelin, nachdem diese ihr erstes Baby in der neunten Schwangerschaftswoche verloren hat. «Heute sehe ich, wie recht sie hatte.»

Sie macht ihr Hobby zum Beruf

Genau 20 Jahre ist es her, seit Sarah-Jane Riek erstmals auf der Schweizer Schlager-Bildfläche erscheint. Der Teenager gewinnt bei einem Gesangswettbewerb. Sarah-Janes Stimme begeistert auch Volksmusik-Legende Carlo Brunner, der sie unter seine Fittiche nimmt. Dreimal kommt sie beim Schweizer Vorentscheid des Grand Prix der Volksmusik in den Final, 2005 gewinnt sie ihn und wird bei der internationalen Ausscheidung Zweite. Sie kann ihr Hobby zum Beruf machen, ist aus dem Schweizer Showbusiness nicht mehr wegzudenken. «Wer hätte gedacht, dass ein aus Indien adoptiertes Mädchen so eine Schlagerkarriere machen würde?», meint sie lachend.

Sarah Jane, Allein zu Haus in Rothenfluh

Die Hunde sind überall dabei, sogar auf dem Velo – im Doppelkörbli.

Joseph Khakshouri

Auch privat kommt das Glück mit Pauken und Trompeten – wortwörtlich. 2013 lernt Sarah den Musiker und Big-Band-Leader Dani Sparn (36) kennen. 2015 beziehen sie das Eigenheim, das Sarah direkt neben dem Haus ihrer Mutter in Rothenfluh BL gebaut hat. Im Mai 2018 folgt das Jawort. Dani übernimmt Sarahs Management. «Das schien uns zu der Zeit nur logisch», sagt sie. Die Kinderzimmer im Haus bleiben leer. Untersuchungen bei beiden Eheleuten ergeben: Die Chance, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, ist gering. Das Paar versucht es mit Insemination. Insgesamt siebenmal. Zweimal wird Sarah schwanger.

Sie ignoriert die Zweifel

Die erste Fehlgeburt im Februar 2019 zieht ihr den Boden unter den Füssen weg. Das Paar trauert unterschiedlich. Sie verkriecht sich in ihrem Bastelatelier, näht, was das Zeug hält, geht auf lange Spaziergänge mit den Hunden. Er geht raus, lenkt sich ab. Einige Monate später ist Sarah-Jane erneut schwanger. Sie verliert das Baby abermals in der neunten Woche. «Da schlich sich in meinem Hinterkopf erstmals der Gedanke ein, dass es vielleicht einfach nicht sein sollte mit einem Kind für uns beide. Und dass es vielleicht besser ist so.» Sarah ignoriert die leisen Zweifel. «Ich habe mich lange selbst belogen», sagt sie heute.

Sarah Jane, Allein zu Haus in Rothenfluh

Ihr Atelier ist Sarahs Zufluchtsort. Hier näht sie zum Beispiel Taschen, die sie auch online verkauft.

Joseph Khakshouri

Dann kommt die Pandemie. Dani – als Sarah-Janes Manager – ermuntert sie, Neues auszuprobieren: Pop, Soul, Nummern mit seiner Big Band. Sarah macht es, fühlt sich dabei aber nicht wohl. Die musikalischen Differenzen – er will höher, weiter, mehr, sie zurück zu ihren Wurzeln – schwappen aufs Privatleben über. Irgendwann merkt Sarah: «Wir sind gar kein Liebespaar mehr.» Ohne die beiden «Projekte», für die sie am gleichen Strang zogen – Familiengründung und Sarah-Janes Karriere –, ist nicht mehr viel übrig. Der Familientraum liegt auf Eis, die Karriere sorgt für Knatsch, und die Liebe ist irgendwo zwischen unerfülltem Kinderwunsch und beruflichen Zielen auf der Strecke geblieben. «Es war, als würden wir unterschiedliche Sprachen reden», sagt Sarah-Jane.

Als sie ihren Mann schliesslich fragt: «Wie lange wollen wir eigentlich noch so tun, als wäre alles in Ordnung?», sind beide erleichtert. «Keiner von uns hatte das Bedürfnis, um diese Ehe zu kämpfen. Wir haben beide gemerkt, dass es auf keiner Ebene mehr giiget.» Das ist im Oktober 2022. Im November zieht Dani aus, zwei Tage vor Weihnachten sind sie geschieden. Anfangs ist das Gefühl, versagt zu haben, überwältigend. «Es mag mich, dass wir zusammen durch so viel hindurch sind und es trotzdem nicht geschafft haben. Ich fragte mich oft, wo der Punkt war, an dem wir das Steuer noch hätten herumreissen können. Aber im Nachhinein nützt das ja auch nichts.» Und wie schon Sarah-Janes Omi sagte: «Alles isch für öppis guet.» Oder wie Sarah selbst es ausdrückt: «Ich mache immer aus jeder Situation das Beste.»

Sarah Jane, Allein zu Haus in Rothenfluh

Seit einiger Zeit managt sich die Schlagersängerin selbst, vorher hat das ihr Ex-Mann getan. «Ich lerne noch.»

Joseph Khakshouri

Nach der Scheidung nimmt Sarah-Jane auch ihr berufliches Schicksal in die Hand und managt sich selbst. «Ich bin immer noch am Lernen. Aber es läuft gut. Vor allem macht mir das Musikmachen wieder Spass», sagt sie. Zusätzlich hat Sarah einen Vorkurs an einer Schauspielschule belegt. «Mal schauen, was daraus wird.» Und: «Ich bin endlich wieder ich. Das sagen auch meine Familie und meine Freunde.»

Aus Neugier, «aber auch, weil ich nicht vorhabe, als Single zu sterben», meldet sich der Schlagerstar auf einer Partnervermittlungsplattform an. Mit richtigem Namen und Foto. «Die Männer, mit denen ich mich unter-hielt, waren ziemlich baff. Aber wo soll ich denn sonst jemanden kennenlernen?» Sie trifft sich mit sieben Männern. Beim ersten Date ist jeweils Bowling, Minigolf oder Billard angesagt: «Alles Dinge, in denen ich gut bin. Ich wollte von Anfang an wissen, ob ein Mann ein guter Verlierer ist», flachst Sarah-Jane.

Sarah Jane, Allein zu Haus in Rothenfluh

Morgenkaffee mit viel Liebe: «Ich war zu zweit oft einsamer, als ich es allein bin», sagt Sarah.

Joseph Khakshouri

Sieben Männer hat sie bisher gedatet, etwas Längerfristiges war aber noch nicht dabei. «Das ist total okay, ich lasse mir jetzt Zeit, ich habe ja genug davon.» Der richtige werde schon noch kommen – «vermutlich dann, wenn ich es am wenigsten erwarte». Und wie siehts denn mit ihrem Kinderwunsch aus? «Nach allem, was ich durchgemacht habe, ist er momentan nicht sehr präsent. Aber wer weiss? Es kommt, wies kommt. Alles isch für öppis guet.»

Familienbloggerin Sandra C.
Sandra CasaliniMehr erfahren
Von Sandra Casalini am 30. Juli 2023 - 18:00 Uhr