In all den Jahren, in denen der kleine Marius Hügli mit der ganzen Familie im heimischen Appenzell jeweils gebannt den Eurovision Song Contest verfolgte, hätte er sich kaum träumen lassen, dass er irgendwann selbst einmal auf dieser Bühne stehen würde – vor 200 Millionen TV-Zuschauerinnen und -Zuschauern in ganz Europa. «Der absolute Wahnsinn!», freut sich Marius Bear (28). Der Musiker weiss bereits seit zwei Monaten, dass sein Song «Boys Do Cry» aus vierhundert eingereichten Liedern ausgewählt wurde und er die Schweiz Mitte Mai am ESC 2022 in Turin vertreten wird. Bear ist froh, dass das Schweigen nun ein Ende hat: «Ich bin ja eigentlich s gröschti Wöschwiib!»
Der Song entstand während der Pandemie – genau wie alle anderen auf dem gleichnamigen Album, welches am 25. März erscheint. Eine heftige Zeit für Marius: «Ich bin ein extrem empathischer, emotionaler Mensch, und teile meine Gefühle gern mit anderen. Dazu gezwungen zu sein, mich so viel mit mir selbst zu beschäftigen, war eine riesige Herausforderung für mich.» Dazu kam vor einem halben Jahr die Trennung von seiner Freundin Moira nach vier Jahren Beziehung. Die beiden haben sich vor Marius’ Hitparaden-Erfolge wie «Remember Me» oder «My Crown» kennen gelernt. Dass der Fokus auf ihn so gross geworden ist, sei zunehmend schwierig geworden. Man habe sich aber im Guten getrennt, so Marius, der nun in einer WG in St.Gallen wohnt.
«Der Song ist eine drei Minuten lange Umarmung.»
Dass er gerade nach den letzten beiden schwierigen Jahren mit dem ESC nun so eine riesige Plattform bekommt, freut ihn umso mehr. Ihm ist bewusst, dass nach den letzten beiden ESC-Erfolgen – Luca Hännis vierter und Gjon’s Tears dritter Rang – die Erwartungen hoch sind. Aber der Musiker gibt sich selbstbewusst: «Ich bin überzeugt, dass ich diesen Sieg in die Schweiz holen kann!» In «Boys Do Cry» gehe es nicht um Gender-Fragen, sondern allgemein darum, seine Gefühle auszudrücken. «Der Song ist eine drei Minuten lange Umarmung.»
Selbst wenns mit dem Sieg nicht klappt, seinem grossen Traum könnte Marius Bear mit der ESC-Teilnahme ein gutes Stück näher kommen: «Ich möchte durch Europa touren. Mit einem Nightliner.» In der Heimat beginnt er schon vor dem grossen ESC-Abenteuer: Ab dem 24. März gehts auf Schweizer Tour.