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Musiker Büne Huber stellt seine Werke aus

«Ich kann mir Dinge vom Leib malen»

Helden und Pflanzen, Reisen und Abschiede: Büne Huber verarbeitet das Leben als Frontmann von Patent Ochsner nicht nur in Liedern, sondern auch in Bildern. Nun stellt der Künstler seine Werke voller Geschichten in Bern aus.

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Büne Huber Ausstellung in Bern

Bereit für seine dritte Ausstellung: Büne Huber trägt das Bild, das er mit Sohn Max gestaltet hat, durch das Naturhistorische Museum im Berner Kirchenfeld.

David Biedert

Von Mohn berauschte Gänse in Ungarn, ein alter griechischer Kapitän, der ihn zur übelsten Frisur nötigte, und diverse Fluchten vor der französischen Polizei beim Inspizieren eines Hauses von Eileen Gray: Seine Qualitäten als Geschichtenerzähler in Wort und Bild beweist Büne Huber (61) bei einer Führung durch seine Ausstellung im Naturhistorischen Museum in Bern (30. Juli bis 27. August). Dabei liefert der Patent-Ochsner-Frontmann die Stichworte für das anschliessende Gespräch gleich selbst.

Fernweh

«Das habe ich immer und in diesem Jahr sehr stark, da ich erst im Herbst wieder reisen kann. Der erste längere Trip nach der Pandemie ging nach Marrakesch. Ein anderer Kulturkreis mit einer anderen Sprache, einer anderen Schrift – da merkte ich, wie irrsinnig inspirierend das ist. Es löste eine richtige Lawine aus.»

Büne Huber Ausstellung in Bern

Santorini, Rimini oder Marrakesch – viele seiner Reisen hat Büne Huber nicht nur bildhaft in Erinnerung, sondern auch in Bildern verewigt.

David Biedert
Gartenarbeit

«Ich liebe es, Pflanzen zu giessen und mit ihnen zu reden, vertrocknetes Laub abzuschneiden. Das gibt mir ein Gefühl von Heimat, Sorgfalt, Verantwortung – ich bestätige mir selber, dass ich gewissenhaft sein kann. Ich habe keinen grünen Daumen, sondern Schwein, weil meine Wohnung gut liegt (lacht). Im Supermarkt sah ich mal eine Monstera-Pflanze – die finde ich jetzt nicht so toll – zum halben Preis. Ich dachte: ‹Herrje, so möchte ich nicht ausgestellt sein.› Also nahm ich sie mit. Ich habe viele solche Findelkinder – die gehen ab wie die Rakete. Yucca-Palme, Gummibaum, Monstera – alles doof, und alles habe ich daheim! Dann auch noch einen Ficus benjamina, einen australischen Pfeifenputzer-Baum, einen japanischen Blutahorn. Unsere Kinder haben auch eigene Bäume. Hannah (26) eine Palme, Max (8) einen Olivenbaum, Julie (6) Magnolien. Auf der Terrasse steht mittendrin eine Badewanne, in der ich ‹füdliblutt› baden kann. Niemand sieht hin, weils so grün ist!»

Büne Huber Ausstellung in Bern

Seine Werke übermalt der Künstler immer wieder neu. Einige ausgestellte Bilder erzählen von seiner Leidenschaft fürs Gärtnern.

Kurt Reichenbach
Abschiede

«Als ich die Einladungsliste meiner letzten Ausstellung von 2017 ansah, bin ich ‹verchlöpft›, wie viele Namen ich streichen muss. Ich habe einen Freund, Wädi, der unheilbar erkrankte. Er hat mich immer unterstützt. Auch während meiner depressiven Zeit stand er als Freund stets an meiner Seite. Ich versprach ihm, ihn zu begleiten. Der Abschiedsprozess ging lange, aber wir hatten auch leichte Momente. Und jedes Mal, wenn ich gegangen bin, habe ich ‹gränned›. Als er starb, realisierte ich, wie viel Energie mich dies gekostet hat. Aber ich bin mir sicher, dass es der richtige Weg war.»

Büne Huber Ausstellung in Bern

«Sick of Goodbyes» erzählt von den vielen Abschieden, die Büne während der Palliativphase seines Freundes Wädi erlebt hat.

Kurt Reichenbach
Liebesbriefe

«Das ist eine Tradition bei uns. Ich mache das nicht roboterhaft, sondern versuche, meine Gefühle für meine Frau auszudrücken. Ich bin sicher, dass es gut ist für uns, unsere Liebe, dass sie dies immer wieder sehen kann. Manchmal sind es auch Gedichte. Drei davon habe ich in einem Bild weiterverarbeitet.»

Büne Huber Ausstellung in Bern

Einige Zeilen auf den Bildern stammen aus Liebesbriefen an seine Frau, manche werden auch ein Lied.

Kurt Reichenbach
Küchentisch

«Er ist die Mitte unserer Wohnung und drei Meter lang. Wir haben viel Besuch, unsere Loge ist immer offen. Als ich mit Hannah, meiner Erstgeborenen, einzog, war klar, dass es möglich sein muss, dass ich jederzeit zwölf Personen bewirten kann. Wir sind Herdentiere, es ist wichtig, dass wir Kontakt haben, Freundschaften pflegen und feiern. Aber die Kinder erleben auch Disput, verschiedene Meinungen – das ist genauso wichtig.»

Glaube

«Dieses eine Bild, mein bisher destruktivstes, war zuerst eine Geschichte voller Hass, Verachtung und Ekel. Das ist eigentlich nicht meine Haltung. Ich will versöhnlich sein, vergessen und vergeben können. Also fing ich an, das Bild mit den Magnolien meiner Tochter Julie zu übermalen. Seit sie auf der Welt ist, hat sie etwas Feines, Empathisches an sich. Sie geht auf Menschen zu, tröstet traurige Personen alleine mit ihrem Blick. Manchmal kommt sie mir vor wie eine Art Heilerin. Diese Energie brauchte ich für das Bild. Parallel kam die Intention ‹Erlöse uns von dem Bösen›, ein Satz, der für mich fassbar war, obwohl ich mich mit Religion sehr schwertue. Ich spürte, dass eine Versöhnung möglich ist. Dass ich mir etwas vom Leib malen kann – mit Bestand. Auch mit dem Bild ist etwas passiert: Es gibt einen dunklen Fleck, der immer wieder durchdringt, egal, wie oft ich ihn übermalt habe.

Büne Huber Ausstellung in Bern

Das «Unser Vater» und der Magnolienbaum seiner Tochter – so hat sich Büne Huber malend mit einer Geschichte versöhnt.

Kurt Reichenbach
Kirchenfeld

«Mein Daheim von Herbst 2009 bis Frühling 2011. Das war meine beschissenste Zeit überhaupt, die Zeit meiner Depression. Hier im Naturhistorischen Museum hatte ich dank einem ausgestellten Vogel ein Erfolgserlebnis, das eine Wendung brachte. Der Vogel war kaputt wie ich. Aber er war tot, und ich lebte. Das gab mir den Kick: ‹So fühlt es sich an, wieder ins Leben zu kommen. Du entwickelst wieder Selbstironie, die mit einer Depression nicht einhergeht.› Heute ist das Kirchenfeld wieder positiv konnotiert. Das Museum besuche ich mit meinen Kindern. Max sagt: ‹Komm, gehen wir zu den stillen Tieren.›»

Elisabeth's Classic

«Ich huldige hier meiner Mutter und ihrer Salatsauce, die Aromat enthält. Es ist lustig, Aromat gibt es sonst nicht in meiner Küche. Manchmal habe ich das tiefe Gefühl von Heimat – und das liegt an dieser Salatsauce!» (Lacht.)

Büne Huber Ausstellung in Bern

Büne Huber zwischen seinen bewusst falsch geschriebenen Helden (l.) und dem Salatrezept seiner Mutter, das ihm ein Heimatgefühl verleiht.

David Biedert
Glück

«Ich bin recht simpel gestrickt. Glück ist ein grosser Tisch mit Freundinnen und Freunden, gute Gespräche, vielleicht exzessives Trinken und Essen, Tanzen und laut Musik machen und hören. Vergangenen Samstag fuhren wir an den Gerzensee. Es war unglaublich still, der See warm, es roch fein, der Himmel mit schönen Wolken, das Abendrot. Max sass auf dem Sprungbrett, schaute, wie die Fische schwammen. Julie interessierte sich für die Seerosen. Ich dachte: Läck, dieses Glück ist so vollkommen.»

Von Aurelia Robles am 30. Juli 2023 - 12:00 Uhr