Linda Fäh: «Ich hatte am letzten Sonntag ein Konzert, dort lief alles ab wie immer. Doch nun gibt es ja die Verordnung vom Bund, dass wir das Händeschütteln weglassen sollen. Ich werde sehen, inwieweit dies an meinen beiden Konzerten dieses Wochenende möglich ist. Ich kann mir vorstellen, dass auch die Fans etwas zurückhaltender sind, dass man sich weniger die Hände schüttelt und dafür ein Lächeln mehr schenkt. Ich selbst wasche meine Hände viel mehr und bewusster. Auch habe ich Desinfektionsmittel in der Handtasche und im Auto dabei. Ich werde mir aber meine Freude und die Liebe zu den Fans nicht nehmen lassen, alles geben und auf der Bühne wohl das Coronavirus auch kurz vergessen können.»
Katja Rost, 43, Soziologin
Katja Rost: «Gewisse Personen sind eher ängstlich, andere fahren trotz unsicherer Situation weiter wie bisher. Aber auch das Verhalten der Gruppe hat einen Einfluss: Ein vorsichtiges Umfeld bringt selbst die risikofreudigste Person dazu, ihr Verhalten anzupassen, um der neuen Norm zu entsprechen. Beim Hamstern verhalten sich Menschen ähnlich wie bei einer Massenflucht: Es wäre besser, wenn alle auf alle Rücksicht nehmen würden, aber aufgrund der Angst schaut jeder für sich selbst.»
Vrony Cotting-Julen, 56, Wirtin «Chez Vrony»
Vrony Cotting-Julen: «Bisher habe ich noch nicht erlebt, dass die Leute nicht mehr nah beieinander sitzen möchten. Wir haben ein internationales Publikum. Ich gebe den Gästen weiterhin die Hand, für Stammgäste gibts auch eine Umarmung. Unserem Personal stellen wir Desinfektionsmittel zur Verfügung. Vor Kurzem hatten wir eine Gruppe aus Oberitalien, da kommt einem natürlich schon das Coronavirus in den Sinn, aber wenn die Gäste dann hier sind, vergesse ich solche Gedanken wieder.»
Annalisa Gerber, 56, Marketingleiterin Swiss-Ski
Annalisa Gerber: «Als Sportlerinnen und Sportler sind sie in Bezug auf das Einhalten von Hygienevorschriften sensibilisiert und haben bei Fragen raschen Zugang zu unseren Teamärzten. Zudem ist an jedem Weltcup-Ort immer ein Arzt in unserem Team dabei. Bei uns im Haus des Skisports in Muri haben wir zusätzliche Hygienemassnahmen verordnet – beispielsweise wurden die Mitarbeitenden angewiesen, auf Händedruck und Umarmungen zu verzichten. Als weitere Massnahme gibt es im ganzen Gebäude Desinfektionsmittel.»
Beatrice Marti, 47, Leiterin Betrieb Bernmobil
Beatrice Marti: «Wir haben den Eindruck, dass aktuell eher weniger Fahrgäste unterwegs sind. Jede und jeder muss selber entscheiden, ob sie oder er den ÖV nutzen will. Wir sind nach wie vor uneingeschränkt verpflichtet, alle Personen zu transportieren. Abgesehen von einzelnen Forderungen wie der Desinfektion unserer Fahrzeuge oder dem Öffnen aller Türen, damit man beim Ein- und Aussteigen keine Knöpfe anfassen muss, verhalten sich die Fahrgäste weitgehend wie zuvor.»
Géraldine Knie, 47, Zirkusdirektorin
Géraldine Knie: «Wir sind verunsichert. Die Vorbereitungen für unsere 101. Saison sind in Rapperswil in vollem Gang. Wir gehen fest davon aus, dass die erste Vorstellung am 18. März wie geplant durchgeführt werden kann. Unser Publikum auch, denn der Vorverkauf läuft so gut wie in den Vorjahren. Wegen des Coronavirus nur vor 1000 statt 2300 Besuchern zu spielen, wäre für uns ein unvorstellbares Notfallszenario.»
Heidi Hanselmann, 48, Präsidentin Gesundheitsdirektorenkonferenz
Heidi Hanselmann: «Ich kann nachvollziehen, dass die aktuelle Situation viele Menschen verunsichert. Mit Leitplanken für ein harmonisiertes Vorgehen können wir für mehr Klarheit sorgen. Die Kantone unterstützen das Verbot des Bundes für Grossveranstaltungen. Die Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft – gerade auch für Veranstalter – sind uns bewusst. Oberste Priorität hat für uns aber der Schutz der Bevölkerung – insbesondere der älteren Menschen und Chronischkranken. Das ist nur möglich, wenn alle mithelfen. Inzwischen hat der Bund weitere Kriterien formuliert. Das bringt eine zusätzliche Vereinheitlichung. Wir Kantone sind in die Erarbeitung der Massnahmen eingebunden, und die Zusammenarbeit mit dem Bund funktioniert gut.»
Vania Alleva, 50, Präsidentin Unia
Vania Alleva: «Die Auswirkungen des Virus auf die Arbeitnehmenden beschäftigen uns stark. Viele sind verunsichert. Deshalb ist es wichtig, dass Angestellte ihre Rechte kennen: Der Arbeitgeber ist verpflichtet, alle Massnahmen zum Schutz der Gesundheit seiner Angestellten zu ergreifen. Einige Unternehmen versuchen, durch das Virus verursachte Kosten auf die Angestellten abzuwälzen. Der Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt. Nur: Das geht natürlich nicht! Solche Ereignisse gehören zum Unternehmensrisiko. Entsprechend müssen die Unternehmen – und nicht die Mitarbeitenden – die Kosten tragen.»
Monika Rühl, 57, Economiesuisse
Monika Rühl: «Als Exportnation ist die Schweiz abhängig von der Weltwirtschaft. Und die wird stark geprägt von China. Chinas Einfluss ist heute viel grösser als beispielsweise 2002 bis 2003 während der Sars-Pandemie. Aber auch als Importnation sind wir betroffen. Das Gute ist: Das Virus ist zur Zeit des chinesischen Neujahrs ausgebrochen. In diesen Tagen stehen sowieso alle Fabriken in China still, und die Schweizer Firmen haben deshalb wie jedes Jahr im Voraus ihre Vorräte aufgestockt. Wenn die Corona-Krise länger dauert, werden aber auch in der Schweiz die Vorräte aufgebraucht, und es drohen Lieferengpässe. Wirtschaftliche Profiteure gibt es kaum – ausser vielleicht Hersteller von Desinfektionsmitteln, Laboreinrichtungen und Schutzmasken. Die allermeisten Firmen sind von dieser Situation negativ betroffen.»
Heliane Canepa, 72, Verwaltungsrätin FCZ
Heliane Canepa: «Es bringt uns alle nicht weiter, wenn wir in Hysterie verfallen. Meine geliebten weissen Bohnen mit Tomatensauce konnte ich nicht mehr kaufen – das Regal im Laden war leer gefegt. Was den FC Zürich angeht: Neben den gesundheitlichen Aspekten betreffend Fans, Trainer und Spieler müssen wir uns auch mit den wirtschaftlichen Konsequenzen beschäftigen. Spielverschiebungen führen kurzfristig zu einem Einnahmeverlust. Wir hoffen, dass wir bald zum normalen Meisterschaftsbetrieb zurückkehren können, um diese Verluste zu kompensieren.»