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Coming-Out von Sportstar Ariella Kaeslin

«Ich liebe eine Frau»

Sie ist glücklich verliebt und will ihre Beziehung in Freiheit leben können. Genau aus diesem Grund hat sich die ehemalige Profisportlerin für den Schritt an die Öffentlichkeit und für ihr Coming-Out entschieden.

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Ariella Kaeslin, Kolumne SI 06/2021

«Ich will mich nicht mehr verstecken« sagt Ariella Kaeslin, 33, ehemalige Kunstturnerin. 

Geri Born

«Es ist so lange Thema, bis es kein Thema mehr ist. Ich möchte mich nicht verstecken. Würde ich einfach nicht darüber reden, käme mir das vor wie lügen», beginnt Ariella Kaeslin ihren Instagram-Post. 

Darin findet die 33-jährige ehemalige Kunstturnerin aus Luzern neben zweier Regenbogen klare, ehrliche Worte: «Dies ist mein Coming-Out. Ich liebe eine Frau.» Und diese Liebe könne sie nur dann in Freiheit leben, wenn sie ihren Fans davon erzähle. Und das tut sie im «Das Magazin» ausführlich. «Ich fand Frauen schon immer attraktiv, doch wenn mir eine besonders gefiel, dachte ich, das liege daran, dass ich sein möchte wie sie», erzählt die Luzernerin. Aber vor einiger Zeit habe sie gemerkt, dass sich etwas verändert habe. «Ich verknallte mich. Sie ähnelte mir, war haltlos, rastlos, sie schwankte vom einen Extrem ins andere. Aber sie war vergeben.»

Daraufhin hat sich Kaeslin, die zuvor Beziehungen mit Männern führte, intensiv mit ihren Empfindungen auseinandergesetzt, wollte herausfinden, was dahinter steckt. So las sie das Buch «Vorbild und Vorurteil» über lesbische Schweizer Sportlerinnen. «Ich folgte diesen Frauen auf Instagram und traf einige von ihnen zum Kaffee. Klingt blöd, aber es fühlte sich gut an. Es fühlte sich an wie Heimkommen», sagt sie im Artikel von «Das Magazin». 

«Ich war immer glücklich mit Männern, hatte ausnahmslos gute Beziehungen», erzählt sie weiter. Aber rückblickend erkenne sie diverse Anzeichen, dass sie vermutlich schon länger beide Geschlechter angezogen haben. «Ich weiss noch, wie ich als Kind ein Bub sein wollte, und dieses betont Weibliche des Frauenkunstturnens machte mir früh zu schaffen.» Das Turndress, die Schminke, dieses prinzessinnenhafte Verhalten: «Ich betrat die Wettkampfhalle immer absichtlich wie ein Elefant, so zuwider war es mir, dass wir uns extra für die Jury um Grazie und Eleganz bemühen sollten. Ich spürte, dass die Erwartungen an Weiblichkeit auch in unserem Sport mit Heterosexualität verknüpft sind. Es ging immer auch darum, den Männern zu gefallen.»

Ariella Kaeslin, Kolumne SI 06/2021

Mit 23 Jahren gab Ariella Kaeslin – unter anderem Europameisterin im Sprung – ihren Rücktritt bekannt.

TOV

Seit ihrem Rücktritt aus dem Profisport ist Ariella Kaeslin jedoch bekannt als eine Frau, die öffentlich kein Blatt vor den Mund nimmt, offen über ihr Burnout sprich und Tabus wie jenes des Missbrauchs im Turnverband anspricht und bricht. Nun hat sie sich auch ganz im privaten Bereich befreit – obwohl das Coming-Out innerhalb ihrer Familie sich nicht so anfühlte. «Ich erzählte es einfach, als wäre es … nein, falsch! Es IST etwas Normales!»

Ihr kurzes Instagram-Statement endet sie mit: «Es freut mich, wenn ihr den ganzen Text lest.» Und schliesst mit  angefügten Hashtags den Post ab. «Sei wer du bist» und «Liebe ist Liebe». Klare, ehrliche und wahre Worte. 

Von Aurelia Robles am 9. April 2021 - 16:19 Uhr