Reto Lipp, was ist Ihre früheste Erinnerung?
An der Seegfrörni in Zürich 1963 durfte ich mit meinem Vater übers Eis schlittern.
Als Sie klein waren: Was hat Ihre Mutter oder Ihr Vater da immer zu Ihnen gesagt?
Weniger lafere, meh liefere. Dabei ist Lafere heute mein Beruf. So kann man sich irren (lacht).
Als Sie 16 waren: Wie sah Ihr Zimmer aus?
Da hatte ich unter dem Bett meinen ersten Plattenspieler versteckt. Meine Eltern waren nämlich von der «neumodischen» Popmusik nicht gerade begeistert. Ich aber schon, denn ich wollte unbedingt zum Radio.
Wie lautete Ihr Spitzname als Kind?
Das ist der Vorteil eines sehr kurzen Namens: Man kann ihn nicht verhunzen. Re hat man oft zu mir gesagt, aber diese Abkürzung ist voll okay.
Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Das war ein dunkles, sehr düsteres Kapital in den frühen 70er-Jahren, da ich auf Jungs stand und mich nicht getraute. Ich hoffe, Coming-outs sind heute einfacher.
«Mit 40 ist man so richtig im Saft.»
Ihr Lieblingsbild im Fotoalbum aus Kindertagen?
Ein Foto, wie ich meine Schwester mit einer selbst hergestellten Zeitung traktiere. Die Arme musste jeweils meine journalistischen Jugendergüsse lesen.
Welches Buch hat Ihr Leben massiv beeinflusst?
Heinrich Bölls «Die verlorene Ehre der Katharina Blum» hat mich sehr berührt, weil schon damals klar war, was unseriöser Journalismus anrichten kann. Schade, gibt es heute nur noch selten einen solchen Rummel um ein Buch und einen Autor.
Ihr grässlichster Urlaub?
Wir hatten mal ein Haus in Italien gebucht – als wir ankamen, stellten wir fest, dass das Haus von anderen Urlaubern besetzt war. Das Ersatzhaus war leider nicht nach unserem Geschmack.
Ihr träfstes Mundartwort?
Ich habe mal in der Sendung gesagt, man habe Mieter aus ihren Wohnungen «usekeit». Das sei keine Wortwahl fürs Fernsehen, meinte eine Zuschauerin. Ich werde mich bessern, finde den Ausdruck in Zürichdeutsch aber immer noch zutreffend.
Ihre peinlichste Modesünde?
Ein Smoking an einer Preisverleihung – ich sehe darin einfach pinguinhaft aus.
Das Kitschigste, was Sie je gemacht haben?
Ich liebe Kitsch in jeder Form – zum Beispiel ein völlig überladener Weihnachtsbaum oder der Weihnachtsmarkt von Montreux.
Die beste Idee Ihres Lebens?
Mich beim damaligen Radio Z zu bewerben als 23-jähriger unbedarfter Nobody. Die Karriere dauert jetzt schon 38 Jahre.
Ihr schönstes Geschenk als Kind?
Ein Transistorradio – vermutlich bin ich deswegen heute Moderator.
Was war der härteste Job, den Sie je verrichtet haben?
Ich habe jahrelang als Samstagmorgen-Briefträger Zeitungen und Briefe im Zürcher Seefeld verteilt. Ein schöner Job, aber sehr hart an schneereichen, saukalten und sehr einsamen Wintermorgen.
«Ich träume davon ein Jahr Ferien machen – aber das Rentenalter ist ja nicht mehr weit.»
Was können Sie alkoholisiert besser als in nüchternem Zustand?
Witze erzählen.
Womit belohnen Sie sich selbst?
Mit Schokolade – meine grösste Sünde.
Sie wären für einen Tag eine Frau. Was würden Sie ausprobieren?
Wie es sich auf High Heels anfühlt – ich frage mich immer, wie sie es machen, derart elegant zu balancieren.
Welches Geräusch lieben Sie? Welches hassen Sie?
Ich liebe den warmen Sommerregen, der ans Fenster prasselt, und hasse das Quietschen der Trams am Paradeplatz.
Sie erhalten einen Preis für Ihr Lebenswerk. Wer soll die Hommage halten?
Michelle Obama, ich möchte Sie einfach mal kennenlernen.
Angenommen, Sie könnten Wunder vollbringen – Superkräfte inklusive: Was wären Ihre ersten drei Taten?
Sämtliche Waffen auf der Welt verschwinden lassen, Joe Biden, Xi Jinping und Wladimir Putin in einem Zimmer einsperren und ihre Fehden austragen lassen und endlich Nahrungsmittel so verteilen, dass niemand hungert.
Für welche Eigenschaften bekommen Sie immer wieder Komplimente?
Ein gewisses Kommunikationstalent liegt in der Familie. Meine Mutter und meine Grossmutter sind auch nicht die schweigsamsten Menschen gewesen.
Ab welchem Geldbetrag ist man Ihrer Meinung nach reich?
Ab drei Millionen Franken.
Was an Ihnen ist nicht normal?
Ich bin ein schrecklicher Newsjunkie: Ich lese alles, was mir irgendwie unterkommt. Und ich kann nicht aufhören, auch wenn Freizeit ist.
Wie alt wären Sie gern für immer? Warum?
40 finde ich ein tolles Alter, man hat die Fehler der Jugend hinter sich und die ersten Anzeichen des Alters noch vor sich. Man ist so richtig im Saft