Für Michèle Affolter, 27, ist diese Woche ein Stück Normalität eingekehrt. Die Lehrerin darf ihre Sechstklässler seit Montag wieder im Klassenzimmer begrüssen. Für die Bernerin ein grosses Glück: «Ich habe gemerkt, dass das mir schon fehlte. Es freut mich sehr, mit ihnen im Schulzimmer zu sein und zu sehen, was sie machen und wobei sie Hilfe brauchen.»
Das habe sie von zuhause aus nur verzögert mitgekriegt. «Man muss extrem auf die Selbständigkeit der Kinder setzen», erzählt Affolter im Interview mit schweizer-illustrierte.ch. Das habe grossen administrativen Aufwand bedeutet. Dabei den Überblick zu behalten, sei schwierig gewesen. «Es war eine grosse Herausforderung.»
Auch in privater Hinsicht waren die acht Wochen im Corona-Lockdown für Michèle Affolter schwierig. «Grundsätzlich ist es mir nicht wahnsinnig gut gegangen in der Zeit, und ich habe noch heute manchmal Mühe», erzählt sie. Die Trennung von Luca Hänni, 25, setzt ihr nach wie vor zu. Ende Februar hatten der Popsänger und die Pädagogin ihr Liebes-Aus bekanntgegeben.
«Wenn du so überrumpelt wirst, braucht es danach halt einen Moment, in dem du zu beissen hast», sagt Michèle. Sie habe lange in einem Schock-Moment verharrt, weil «das Ganze vom einen auf den anderen Tag passiert ist», erzählt sie. «Am einen Tag war alles noch schön und gut und am nächsten Tag wirst du ohne Erklärung vor das Ganze hingestellt und gewissermassen im Regen stehen gelassen.»
Die Zwangspause zuhause nutzte Michèle denn nicht nur, um zu kochen und sich ein eigenes Home-Studio einzurichten, sondern nahm sich auch viel Zeit dafür, die Trennung so gut es geht zu verarbeiten. «Ich habe mich intensiv damit auseinandergesetzt», erzählt sie.
Die Schock-Phase sei lange gewesen, sagt Affolter, und sie kriege immer wieder Sachen mit, die «einen ziemlich verletzen und bei denen man den anderen Menschen nicht mehr erkennt». Konkreter werden will sie nicht – auch, weil sie selber keine Antworten weiss. «Ich verstehe bis heute nicht, was genau passiert ist, warum und wie es so passiert, aber ich akzeptiere das jetzt.» Manchmal verstehe man gewisse Sachen im Leben nicht. «Alles, was du tun kannst, ist, trotzdem das Schöne in deinem Herzen zu behalten – und zu akzeptieren, dass sich Prioritäten und Menschen ändern können.»
Trotz des Trennungsschmerzes denkt Michèle auch heute noch gerne an das Jahr mit Luca zurück. «Die Beziehung war wunderschön», sagt sie. «Ich war bis zum letzten Tag unglaublich glücklich – und ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit.»
Auch hinsichtlich der Trennung versucht die Bernerin, die positiven Seiten zu sehen. «Ich habe sehr viel über mich gelernt in dieser Zeit.» Sie sei ein Mensch, der aus etwas lernen und daran wachsen möchte. «Ich setze mich damit auseinander, obschon der Schmerz sehr gross ist. Ich will mir sagen können: ‹Hey, schlussendlich wachse ich daran und es macht mich stärker›.» Denn «egal, womit man konfrontiert ist, man entscheidet immer selber, wie man es nimmt und was man daraus macht», so Michèle.
Von ihren Fans kriegt Affolter, die sich unter dem Namen Michèle Jela auch als Sängerin versucht, viel Zuspruch. «Unverständlich, wie man eine solche Frau verlassen kann», steht etwa als Kommentar unter einem ihrer Fotos. Dass sie so viele schöne Worte und Briefe gekriegt habe, habe sie sehr gefreut, sagt Michèle. «Ich versuche, so gut es geht mit der Situation umzugehen. Es ist schön, wenn das auch so rüberkommt.»
Eine neue Beziehung ist für sie gegenwärtig aber noch weit weg. «Ich bin nicht jemand, der sich ablenkt und sich in etwas reinstürzt. Für mich muss ein Kapitel abgeschlossen sein», sagt sie. «Alles andere kommt, wenn die Zeit dafür da ist.»