Mit dem Song «Där Sohn vom Pfarrär» wurde Sängerin Sina (57) landesweit bekannt. Entstanden war der Hit in Zusammenarbeit mit der Berner Mundart-Legende Polo Hofer (†72) – obwohl dieser anfänglich skeptisch war. «Man musste ihn überzeugen. Er wollte den Dusty-Springfield-Song nicht ins Walliserdeutsche übersetzen, weil er fand, in der katholischsten Ecke der Schweiz könne man nicht eine derartige Geschichte erzählen», erzählt Sina im Interview mit dem «Blick». Und Hofer sollte recht behalten, Walliser Privatradios spielten den Song anfänglich tatsächlich nicht. «Im katholischen Wallis durfte ein Pfarrer keinen Sohn haben. Im Original ist es ein Baptistenprediger, der durchaus eine Familie haben durfte. Bei mir bekam der Song Sprengkraft.»
Seit der Veröffentlichung des Hits sind viele Jahre verstrichen, dieses Jahr feiert die Walliserin ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum. So tourt Sina ab nächster Woche gemeinsam mit den beiden Kabarettisten Ralf Schlatter und Bänz Friedli mit dem Programm «Songs und Gschichtä» durch die Schweiz. Dabei wird allerdings nicht nur gesungen, die Künstlerin lässt sich auch auf Experimente ein. «Es wird ein heiterer bis nachdenklicher Abend. Ein bisschen Glatteis ist auch dabei. Ich gebe einen Tanz, obwohl ich nicht wirklich tanzen kann», so Sina.
Auf Mundart gesetzt
Ausserdem erscheint diese Woche auch eine Biografie über die Musikerin. Im Buch «Sina – sich treu werden», das am 10. Januar im Geparden-Verlag erscheint, schaut Sina zurück auf die bewegten Jahre – und wirft einen Blick in die Zukunft. Darin verrät sie, dass es für sie immer ein Bedürfnis war, ihre Geschichten in Mundart zu erzählen – auch wenn sie sich so eine internationale Karriere verbaute. «Ich wollte meine Muttersprache anwenden, mit dem Risiko, dass der eine oder die andere nicht alles versteht. Fürs Walliserdeutsch gibt es ein dickes Wörterbuch, darin gibt es verschiedene Ausdrücke für ein Wort, weil es in jedem Tal ein bisschen anders heisst oder ausgesprochen wird. Aus dieser Fülle wollte ich schöpfen», sagt sie im «Blick».
Dass sie auch ausserhalb des Wallis, in der «Üsserschwiiz», Erfolg haben würde, war auch nicht garantiert. «Ich wusste, dass das Album «Sina» von 1994 meine letzte Chance war: Wenn das nicht klappt, werde ich wieder in meinem gelernten Beruf als Bankkauffrau arbeiten.» Sie hätte das akzeptieren müssen, erzählt sie im Interview. «Wenn man so lange an etwas arbeitet und nichts daraus wird, dann soll es halt nicht sein. Es ist vielleicht der falsche Dialekt, die falsche Musik, die falsche Zeit – egal», so Sina.
«Frauen haben ab einem gewissen Alter in der Öffentlichkeit ein Ablaufdatum erreicht»
Aber auch Privates gibt Sina preis. Unausweichlich wenn man ein solches Jubiläum feiert, ist stets auch die Frage nach dem Älterwerden. Damit scheint Sina keine Mühe zu haben. «Frauen haben ab einem gewissen Alter in der Öffentlichkeit ein Ablaufdatum erreicht. Ich versuche, das mit Selbstironie und Humor zu nehmen – das ist der einzige Weg.» Sina weiss, den Demütigungen des Alters kann sich niemand entziehen. «Also konzentriere ich mich auf das, was ich beeinflussen kann», sagt sie dem «Blick»
Im Moment also gerade auf die bevorstehende Tour mit dem neuen Programm, wo Sina, wie sie sagt, aus der Komfortzone heraustreten wird. Man darf gespannt sein. Die Premiere ist am 12. Januar im Casino Theater in Burgdorf.