Wir treffen Paola Felix, 70, in ihrem Zuhause hoch über St. Gallen. Alles ist noch ganz so eingerichtet wie damals, als sie mit ihrem Kurt hier lebte. Roter Teppich gleich nach dem Eingang im Erdgeschoss. Kunstwerke an den Wänden, von Hans Erni bis Rolf Knie. Besondere Kostbarkeiten: die drei Bambi-Trophäen sowie die alten Revox-Tonbandgeräte gleich neben der Küche.
Paola strahlt wie immer, offeriert Kaffee, Gipfeli und anderes Gebäck. «Ich fühle mich hier zu Hause. Nach unserer Hochzeit 1980 haben wir dieses Haus in St. Gallen gebaut, es wurde zu unserem Daheim. Meine Heimat wurde so auch die neue Heimat von Kurt.»
Stolz zeigt die charmante «Blue Bayou»-Sängerin noch einen Bildband, der sie als langjähriges Modemodel mit eigener Kollektion zeigt. Dann brechen wir auf zu unserem Sonntagsspaziergang – wie immer trägt sie Kurt nicht nur in ihrem Herzen, sondern auch seinen Ehering neben ihrem am Finger. «Wir haben diese Ringe in grosser Vorfreude auf unsere gemeinsame Zukunft miteinander entworfen.»
Zwischenstation im St. Galler Bahnhof. «Wie oft habe ich Kurt hier abgeholt, wenn er von Sitzungen oder Dreharbeiten spätabends heimkam. Vor Freude wartete ich stets mit Herzklopfen auf seine Ankunft.» Paola wird etwas nachdenklich. «Wir waren sehr oft hier. Es war immer ein gespanntes Weggehen – und nach getaner Arbeit wieder ein Ankommen zu Hause.» Eine emotionale Herzensangelegenheit. «Kurt ging an keinem Kiosk vorbei, ohne stehen zu bleiben und die aktuellen Schlagzeilen zu lesen.» Auch Paola besorgt sich noch schnell den «SonntagsBlick»: «Kurt und ich waren stets bestens über die Medienwelt orientiert. Das gehörte zu unserem Beruf.»
In ihrer schwarzen Tasche hat sie eine Schweizer Illustrierte aus dem Jahr 2003 dabei. Mit der exklusiven Titelgeschichte des damaligen SI-Chefredaktors und heutigen Ringier-CEOs Marc Walder. Das Paar berichtet in dieser Ausgabe von Kurts tragischem Krebsleiden. «Ich erinnere mich gern daran, mit welcher Begeisterung Kurt für die Schweizer Illustrierte wöchentlich seine Fernsehkolumne schrieb.» Paola war die Erste, die sie jeweils lesen durfte.
Auf der anderen Seite von St. Gallen fahren wir hoch zum beliebten Ausflugsziel Drei Weieren. Es ist an diesem Sonntag bitterkalt, schneit ganz leicht. Trotzdem sind die Spaziergänger zahlreich unterwegs. Alle kennen die beliebte Paola in ihrer Heimatstadt, grüssen freundlich und mit einem herzhaften Lachen im Gesicht. Die Sängerin und TV-Moderatorin freut sich. «Es macht mich glücklich zu spüren, dass Kurt vielen Menschen in Erinnerung geblieben ist.» Ihr Blick schweift hinunter bis weit hinaus an den schönen Bodensee: «Ist das nicht ein herrlicher Punkt hier oben?» Der Weiher ist mit wenig Eis bedeckt. «Wenns mal länger eiskalt ist, kann man hier sogar Schlittschuh laufen.»
Weiter führt uns der Spaziergang zur Badi und zum Bratwurst-Imbiss. «Die St. Galler Bratwurst war für Kurt und mich stets ein Festessen.» Nach längeren Reisen war sie «die erste Freude. Es soll jetzt aber ja keiner nach Senf fragen!», sagt Paola und zeigt ihr legendäres Lachen.
Nach dem Besuch dieser schönsten Erinnerungsplätze sei sie nun recht aufgewühlt. Und durchfroren. Aber allein ist Paola nie. «Kurt ist mir immer am nächsten. Morgens beim Aufwachen, abends vor dem Einschlafen. Er ist tief in meinem Herzen verankert und bleibt die grosse Liebe meines Lebens.» Auch durchfroren ist Paola Felix fröhlich. «Kurt ist in all meinen Gedanken. Und das wird immer so sein.»