Die Kampagne für Schweizer Butter machte sie vor 20 Jahren auf einen Schlag bekannt: Sarina Arnold war das «Buttermeitli» – das sympathische Gesicht, das für die Schweiz und ihre Werte stand. International wurde sie als eine der ersten Schweizerinnen für grosse Mode- und Beauty-Produktionen gebucht. Heute ist die Urnerin, die mit 16 Jahren als Model entdeckt wurde, eine 41-jährige Berufsfrau und Mutter. Mit Ehemann Raphael Fischer, 46, und ihren Kindern Felice, 13, und Lean, 5, wohnt sie am Zürichsee. Beim letztjährigen Revival der Butterkampagne stand Sarina Arnold mit ihren beiden Kindern vor der Kamera – aus dem «Buttermeitli» wurde «Buttermami».
Sarina Arnold, wer diese Bilder sieht, denkt kaum als Erstes gleich ans «Buttermami»?
So soll es auch sein! Als Model muss ich verschiedene Facetten von mir zeigen können. Von lieblich auf der Weide bis sexy in Paris – ich bin wandelbar.
In welcher Rolle fühlen Sie sich wohler?
Ich mag beide. Bestimmt mit ein Grund, warum ich den Modelberuf noch immer spannend finde. Mich verändern zu dürfen, liegt mir. Dabei geht es nicht nur um den Look, auch das Posing unterscheidet sich von dem des «Buttermamis».
Das Hairstyling erinnert etwas an Vokuhila – Ihre Traumfrisur?
(Lacht.) Ganz und gar nicht! Als mir die Haare gemacht wurden, war ich ziemlich irritiert. Doch dieser Look macht es aus. Das Team war gleich völlig begeistert – bei mir dauerte es etwas länger.
Was sagte Ihr Mann dazu?
Raphael fielen auch gleich die Haare auf. Doch er mag die Bilder. Teilweise etwas sehr sexy, aber auch edel.
Und Ihre Kinder, erkannten sie Mami wieder?
Lean interessiert sich mit seinen fünf Jahren noch nicht für diese Art Fotos. Wenn er mich hingegen in den Apotheken für Louis Widmer werben sieht, sagt er immer ganz fasziniert: «Mami, du bisch überall!» Oder sieht er unsere Butterbilder, dann will er wissen, wann auch er wieder mal bei einem Shooting mitmachen darf.
Felice ist 13 Jahre alt. Da dürfte die Reaktion etwas anders ausgefallen sein?
Ein bisschen. Nicht, dass es ihr nicht gefällt oder sie sich schämt. Doch sie findet dann schon eher: «Mami, musst du das wirklich auf Instagram posten?» Schliesslich gibt es Jugendliche in ihrem Umfeld, die auch mir folgen. Selbstverständlich respektiere ich ihre Meinung, doch sie muss verstehen, dass das einfach Teil meines Berufs ist.
Sie tragen auf den Bildern Lingerie von Chantelle und Zadig&Voltaire. Legen Sie auch im Alltag Wert auf das Darunter?
Ich trage sehr gerne schöne Dessous – und zwar für mich. Sicher freut es auch meinen Mann. Aber in erster Linie tue ich das für mich.
Was hat Sie dazu bewogen, dieses Shooting für «The Mag» zu machen?
«The Mag» ist das Onlinemagazin von Munich Models – einer meiner Modelagenturen. Sie produzieren hochwertige Editorials. Als sie mich anfragten, wollte ich unbedingt mitmachen. Schliesslich habe ich in meinem Alter weit mehr Werbe- als Editorial-Aufträge. Letztere bieten mir jedoch die Gelegenheit, mich zu inszenieren. Das ist wichtig, denn es zeigt die Vielseitigkeit.
Es gibt also Jobs, für die Sie nicht mehr gebucht werden?
Das ist sicherlich so. Laufstegjobs etwa macht man in meinem Alter nicht mehr. Glücklicherweise hat sich aber meine Branche etwas verändert. Es werden vermehrt reifere Models gesucht. Erst kürzlich war ich an einem Katalog-Shooting die Jüngste.
Lebenserfahrung als das neue Kapital?
Unbedingt. Heute sind Models 65 Jahre alt und haben wundervolle lange graue Haare. Es hat Platz für jedes Alter. Abgesehen davon möchte ich keine zwanzig mehr sein.
Weshalb nicht?
Ich finde mich heute spannender anzusehen als damals. Reifere Menschen haben mehr Ausdruck und Ausstrahlung.
Sie begannen Ihre Modelkarriere mit 16 Jahren. In drei Jahren wäre Felice so weit.
Zum Glück will sie gar nichts damit zu tun haben. Weg von zu Hause kann vieles schiefgehen. Hier habe ich sie noch etwas unter Kontrolle.
Hatten Sie damals einfach Glück?
Ich war für vieles nicht empfänglich und strahlte das wohl auch aus. Drogen beispielsweise haben mich von jeher abgeschreckt. Jemand aus meinem nahen Umfeld war heroin- und kokainsüchtig. Eines dieser Platzspitz-Schicksale. Das war abschreckend genug.
Sie schafften es über die ganze Modelkarriere hinweg, sich Ihr herzliches, bodenständiges Wesen zu bewahren. Wie das?
Sicher durch meine Familie, meine Herkunft. Da mein Job das pure Gegenteil war, lernte ich diesen Ausgleich sehr zu schätzen. Abgesehen davon stand ich nicht immer nur auf der Sonnenseite des Lebens. Das lehrte mich auch, demütig zu sein. Doch ich habe mich in dieser Modelwelt immer wohlgefühlt. Das tue ich noch heute.
Erinnern Sie sich an Ihr erstes graues Haar?
(Lacht.) O ja! Ich war am Arbeiten und wurde gerade frisiert, als meine Freundin, die Hair und Make-up machte, laut aufschrie: «Sarina! Du hast hier ein graues Haar!» Ich selber hätte es womöglich nicht entdeckt. Dass sich die Haut verändert, die ersten Fältchen kommen – das hingegen habe ich selber mitbekommen.
Kümmert Sie das?
Nicht wirklich. Es fällt mir leicht, diese Veränderungen anzunehmen. Ich trage mir Sorge, ernähre mich gesund, rauche nicht und treibe Sport. Das klingt langweilig, ich weiss …
Von welchen Beauty-Experimenten würden Sie die Finger lassen?
Grundsätzlich stehe ich Beauty-Behandlungen und -Operationen offen gegenüber. Das ist eine persönliche Angelegenheit. Dass ich mir einmal die Lippen aufspritzen lasse, kann ich mir jedoch nicht vorstellen.
An welchen Tagen gefallen Sie sich nicht?
Ich bin selbstkritisch, und an gewissen Tagen mache ich mir so meine Gedanken. Bin ich zufrieden mit dem, was ich tue? Was will ich noch? Wo will ich hin? Fragen, die mich dann beschäftigen.
Mit 40 Jahren ist die rechnerische Lebensmitte erreicht. Optimistisch gesprochen, stehen Sie im Juni Ihres Lebens. Da liegt noch vieles drin!
Tatsächlich verspüre ich den Wunsch, neue Wege zu gehen. Sollte das begleitend zum Modeln möglich sein, umso besser.
Welche Richtung möchten Sie einschlagen?
Eine Ausbildung zur Sozialpädagogin reizt mich. Mich fasziniert der Umgang mit Menschen. Das bestätigten übrigens auch Tests, die ich im Rahmen einer Laufbahnberatung gemacht habe.
Dann ist der Entschluss gefasst?
Ja. Ich bin auf der Suche nach einem flexiblen Praktikumsplatz. Ideal wäre, wenn ich die Praktikumsstunden bis zum Eignungstest und die dreijährige Ausbildung berufsbegleitend gestalten könnte.
Und warum sollte man Sie einstellen?
Weil ich zu hundert Prozent engagiert bin. Das garantiere ich.