So ein Studio-Container hat viele Vorteile: Dank der autarken modernen Infrastruktur ermöglichte er es Dodo (46), Aufnahmen zu machen, wie es in vielen Gegenden Afrikas kaum möglich ist. «Allein schon Strom ist vielerorts knapp», erzählt Dodo. «Jeden Tag gibt es mehrere Drop-outs, was natürlich kontinuierliche Studioarbeit enorm erschwert.» Die Arbeit im engen Container war zudem auch künstlerisch reizvoll und herausfordernd: «Der Container ist präzise genormt», sagt Dodo. «Ich bin aber eher der Typ, der sich nicht gerne einschränken lässt. Ich habe aber gelernt, dass es gerade diese Normen sind, die es und ermöglichen, dass wir uns mit viel Material und grossen Schiffen durch die ganze Welt bewegen können. Daher habe ich gelernt, sie einzuhalten.» Gerade diese Beschränkung aufs Wesentliche war auch musikalisch inspirierend.
So mutig und faszinierend die Idee, so schwer ist es, sie umzusetzen. Sein Team, seine Familie sind skeptisch: So ein Projekt braucht viel Ressourcen – menschlich und finanziell. Und während der Projektplanung bleibt nicht viel Zeit für das, womit Dodo eigentlich seinen Lebensunterhalt verdient: Hits zu produzieren. So, wie er das mit dem «Hippie Bus» getan hat oder mit Steff la Cheffes Gassenhauer «Ha Ke Ahnig», oder mit Lo & Leduc Erfolgsalben getan hat. Dodo hat diskutiert, Überzeugungsarbeit geleistet, ist ins Risiko gegangen. «Ich habe sehr viele ‹Neins› kassiert, aber jedes ‹Nein› war immer ein Ansporn mehr, die Planung noch mehr zu verbessern und so dem Ziel näher zu kommen», sagt Dodo. «Trotzdem: Es gab einige Momente, wo ich dachte: Jetzt gehts nicht mehr weiter. Aber dann öffnete sich unverhofft wieder ein Türchen, neue Menschen begeisterten sich für das Projekt und neue Freundschaften entstanden.»
Dodo geht in Afrika viral
«Die Arbeit mit den Musikerinnen und Musikern in Afrika war sehr spannend und bereichernd», erzählt Dodo. «Wir haben anfangs versucht, über die Plattenfirma Künstler in Afrika zu kontaktieren. Das hat aber nicht funktioniert. Darum haben wir über lokale Kontakte Musikerinnen und Musiker kennengelernt und mit ihnen zusammengearbeitet. Wir haben nicht gewartet, bis sie zu uns kamen, sondern stellten unseren Container ins älteste Township Kapstadts und haben dort mit den besten Amapiano-Künstlern gearbeitet – einem Musikstil, der im Moment die Welt erobert.» Damit nicht genug. In Accra, der Hauptstadt von Ghana, tritt Dodo live im «Beda’s» auf, einem Kulturzentrum eines Schweizer Freundes, zusammen mit der grossartigen Sängerin Wiyaala, die den Beinamen «Lioness of Africa» trägt, und dem Afrobeat-König Niashun. Seine Songs singt Dodo natürlich auf Schweizerdeutsch. Alle sind begeistert und singen die Refrains mit, auch wenn sie den Text nicht verstehen. «Musik ist eine Sprache, mit der man sich mit allen Menschen verständigen kann», sagt Dodo.
All diese Momente hat der Schweizer Filmemacher Alexis Amitirigala mit der Filmkamera eingefangen. Entstanden ist der Dokumentarfilm «Yopugon – Way Back Home», der am 3. Januar in die Schweizer Kinos kommt. «Der Film war ein unheimlich wichtiger Antrieb für das ganze Projekt», sagt Dodo. «In schwierigen Situationen gab er mir die Kraft, weiter zu machen. Zudem hat die Filmcrew einen grossen Beitrag geleistet, all die logistischen Aufgaben zu lösen.» Gleichzeitig erscheint auch das gleichnamige Album von Dodo mit den Songs, die auf der langen Reise entstanden sind. Darauf zu hören sind auch die Musikerinnen und Musiker aus Afrika, die Dodo auf seinem Trip kennenlernte. «Mir war dabei wichtig, sie auch an den Einnahmen der Musik zu beteiligen», sagt Dodo. «Allerdings ist die Regelung des Urheberrechts in Afrika wegen der hohen Korruption kaum machbar. Darum haben wir eine Lösung mit der Suisa gefunden, die Musiker in der Schweiz zu lizensieren und so sicher zu stellen, dass sie an den Songs verdienen.» Und das funktioniert bereits bestens: Der Streamingdienst Spotify setzte den neuen Dodo-Song «Tell Money», der in Afrika entstand, auf die «New Music Friday»-Playliste der Schweiz, von Ghana und von Nigeria – und geht auf dem afrikanischen Kontinent gerade auf TikTok viral. «Das macht mich sehr glücklich», sagt Dodo. «Ich bin sicher: Ich kehre wieder nach Afrika zurück – und ich lade die tollen Musikerinnen und Musiker aus Afrika zu meinen Konzerten in die Schweiz ein.»
Kinopremieren «Yopougon – Way Back Home»
3.1.24 Basel, kult.kino atelier, 18.30 Uhr I Mit Dodo & Alexis Amitirigala (Regie)
4.1.24 Zürich, Corso 1, 20.00 Uhr I Mit Dodo & Alexis Amitirigala (Regie)
6.1.24 Luzern, Bourbaki, 16:00 Uhr I Mit Dodo & Alexis Amitirigala (Regie)
7.1.24 Chur, Apollo, 17:00 Uhr I Mit Dodo & Alexis Amitirigala (Regie)
14.1.24 Bern, Kino Cinématte, 14:00 Uhr I Mit Dodo & Alexis Amitirigala (Regie)
14.1.24 Dübendorf, Kino Orion, 18:00 Uhr I Mit Dodo & Alexis Amitirigala (Regie)
2.2.24 Heiden, Kino Rosental, 19:30 Uhr I Mit Dodo & Big J (Protagonist)
Dodos neues Album «Youpougon – Way Back Home», aufgenommen in Afrika, erscheint am 3. Januar.