Welches Ereignis hat Ihr Leben verändert?
Lea Lu (39): Der Auftritt im Vorprogramm der Superstars Coldplay war nicht nur toll für meine Karriere, sondern hat mich auch menschlich geprägt. Das Team um die Band ist ein grosses Ganzes, es gibt keine Hierarchie, dafür Respekt und Empathie.
Was wären Sie als Kind gern geworden?
Philosophin. Die Philosophie-Bücher in der Bibliothek meines Vaters haben mich total fasziniert. Ich habe sie als Kind verschlungen, auch wenn ich nicht alles verstand.
Für wen haben Sie als Teenager geschwärmt?
Für den Komponisten Erik Satie, der im 20. Jahrhundert den Minimalismus in der Musik mit begründete. Und für «Backstreet Boy» Nick Carter und seinen blonden Mittelscheitel. Ich war ein komischer Teenie (lacht).
Wie sah Ihr Zimmer aus, als Sie 16 waren?
Extrem sauber und aufgeräumt. In jenem Alter wurde ich Vegetarierin und begann zu meditieren.
Was haben Sie für einen Spitznamen?
«Radio Lulu». Manchmal fange ich an zu sprechen und höre nicht mehr auf. Aber ich habe einen Abschaltknopf am linken Oberarm, den man drücken kann. Das funktioniert (lacht).
Das lese ich gerade
Die Biografie von Joni Mitchell. Beeindruckend, wie sie ihre Lebensgeschichte in Songs packt.
Wofür haben Sie zuletzt gebetet?
Ich bete oft für Menschen, denen es nicht so gut geht. Kürzlich für den Vater eines guten Freundes. Beten bedeutet für mich, aktiv Kontakt mit dem Universum aufzunehmen.
Wann haben Sie zuletzt geweint?
Gestern, beim Schreiben von Streicher-Arrangements. Es berührt mich jeweils tief, wenn mir bewusst wird, wie viel Herzblut andere Musikerinnen und Musiker in meine Songs stecken.
Was soll auf Ihrem Grabstein stehen?
«I love you» – damit alle, die mich besuchen, sich geliebt fühlen.
Was wären Sie gerne nach Ihrer Wiedergeburt?
Ziegenhirtin in der Wüste. Dort ist es schön warm und trocken – ich bin ein Gfrörli!
Wie möchten Sie sterben?
Umgeben von meinen liebsten Menschen. Und von denen, die bereits gegangen sind. So weiss ich: Es kommt gut.
Wovon haben Sie zuletzt geträumt?
Mein grösster Traum ist es, mit dem Musiker Piers Faccini und der Band Bon Iver einen Song zu schreiben und diesen in der Tonhalle Zürich mit deren Orchester aufzuführen.
Welchen Charakterzug hätten Sie lieber nicht?
Meinen absolut hyperpingeligen Perfektionismus in der Musik. Es ist erst dann gut, wenn es genau so ist, wie ich es höre und empfinde.
Was denken andere über Sie, was vielleicht gar nicht stimmt?
Dass mein Leben total einfach ist und mir alles in den Schoss fällt. Dabei steckt viel harte Arbeit dahinter, und es gibt immer wieder Rückschläge und Krisen. Aus diesen entsteht aber wieder neue Kraft und Leichtigkeit.
Mein Lieblingsduft
Ich habe immer ein Fäschchen pures Sandelholzöl dabei, das ich mir vor jedem Auftritt «auftröpfle». Gekauft habe ich es in Indien. Online kann man es nicht bestellen.
Was lernen Sie gerade, was Sie noch nicht so gut können?
Loslassen. Dinge, Menschen, Songs. Ich klammere mich noch zu fest an all dies.
Wären Sie lieber sympathischer oder intelligenter?
Ich finde, als Künstlerin sollte man nicht verzweifelt versuchen, sympathisch zu sein. Das kommt der Wahrhaftigkeit in die Quere. Es muss einem bis zu einem gewissen Grad egal sein, was alle denken. Also lieber intelligenter (lacht).
Haben Sie schon mal eine Therapie gemacht?
(Lacht laut.) Mein halbes Leben lang! Manche erfolgreich, manche weniger. Man kann nie genug an sich selbst arbeiten.
Wofür sollte es Bussen geben?
Fürs Tiere-Essen!
Wie viel sind Sie wert – in Franken?
Einen Franken – genau gleich viel wie jeder andere Mensch auf dieser Welt. Man stelle sich vor, es wäre wirklich so. Wie schön das wäre.
Welches ist Ihr Lieblingsspiel?
Pantomime. Ich bin so gut darin, ich konnte mal das Wort «Idylle» darstellen, und die anderen habens erraten.
Welches ist Ihr Lieblingsessen?
Paneer Makhani, ein indisches Currygericht, und kambodschanisches Amok-Curry.
Womit belohnen Sie sich selbst?
Mit Cremeschnitten von John Baker und einem Schwumm im Zürichsee, und zwar das ganze Jahr über. Meine Schmerzgrenze liegt bei sechs Grad.
Mein aktuelles Projekt
Den Download-Code für mein Album «Phoenix» gibts auch auf Taucherli-Schoggi.