Keine Tränen, nur dieses intensives Leuchten in den Augen: Justine Mettraux (38) steht am Bug ihres Boots und geniesst das Bad in der Menge, als sie am Samstag im Hafen von Les Sables-d’Olonne in der Bretagne einfährt. «Merci!», rufen ihr die Leute vom Pier zu, «du hast uns zum Träumen gebracht.» Fans aus ihrer Heimat schwingen Schweizerfähnchen und bimmeln mit Kuhglocken. Die Genfer Seglerin selbst bleibt die Ruhe in Person, sie winkt und lächelt. So ist sie eben, die Frau mit dem Übernamen «Juju»: unerschütterlich in Momenten der Freude wie des Leids. Kein Wunder, haftet ihr in der Segelwelt der Ruf an, eine «Maschine» zu sein.
Während 76 Tagen hat die 38-Jährige ein nahezu perfektes Rennen hingelegt. Von Anfang bis zum Schluss segelte sie an der legendären Solo-Segelregatta Vendée Globe unter den ersten zehn mit. Sie beendet das Rennen nicht nur als beste Frau der diesjährigen Ausgabe, sondern pulverisiert dabei auch gleich den bisherigen Frauenrekord.
Und das mit einem Boot, das als äusserst sperrig und hart gilt. «Allein dafür gebührt ihr grosser Respekt», sagt Philippe Eliès, Journalist bei der bretonischen Lokalzeitung «Le Télégramme» zum Reporter von «L’illustré». «Ich bin vor Jahren mal auf ihrem Boot gesegelt, es ist die Hölle.» Wenn der Rumpf auf die Brandung zurückfalle, erzeuge das einen Effekt wie bei einem Presslufthammer, und die Kabine sei ein feuchter Käfig: entweder eiskalt oder kochend heiss.
Mettraux selbst schienen die Strapazen nichts auszumachen. «Die ersten Wochen des Rennens waren wirklich zufriedenstellend», sagt sie, nachdem sie sich nach der Ankunft wieder etwas gefasst hat. Sie sei sehr schnell im Einklang gewesen mit dem Boot. «Ich hatte Spass an Bord.» Eine Zeit lang sei sie von einer Gruppe von Delfinen begleitet worden. «Solche Momente prägen sich natürlich ein.»
Justine Mettraux ist keine Abenteurerin, die gern von sich erzählt. Ihre Zurückhaltung zeichnet sie aus. «Der achte Platz entspricht den Ergebnissen, die ich in den Vorbereitungsrennen erzielt hatte», sagt sie. Und wird dann doch noch emotional: Ihr Schlussrang zeige anderen Frauen, dass auch sie ganz vorne mitmischen könnten. «Diesmal waren wir sechs Frauen am Start. Ich hoffe, in Zukunft werden es mehr sein.»