Aktuell bewegt mich die Frage: Was ist meine Berufung? Ich bin seit vielen Jahren in der Gastronomie tätig, das schlaucht.
Wenn ich morgens aufwache, höre ich «Hoppelhase Hans, oho-oh. Macht heut einen Tanz, oho-oh. Hoppelhase Hans, oho-oh. Seht mal an, der kanns, oho-oh.» Mein einjähriger Sohn Loui Mateo liebt dieses Kinderlied.
Zum Znüni esse ich eine Grapefruit, ein Ei, frisches Brot mit gutem Greyerzer Käse, dazu gibts einen Kaffee mit Hafermilch.
Zur Arbeit fahre ich im Winter mit dem E-Auto, im Sommer mit meinem E-Bike.
Meine Arbeitstage dauern von frühestens acht Uhr morgens bis spätestens gegen Mitternacht.
Am Feierabend gönne ich mir ein feines Essen mit Freunden in einem tollen türkischen Restaurant. Oder mein Mann bekocht uns, er ist darin wahnsinnig gut.
Typisch deutsch an mir ist, dass ich im Strassenverkehr hupe und fluche.
Touristen aus meiner Heimat zeige ich den Holzmarkt 25, ein kreatives Stadtquartier direkt an der Spree mit vielen kleinen Läden – und den Teufelsberg.
Überschätzt wird hier, dass alles gut funktionieren würde, wenn man einen Amts- oder Arztbesuch plant.
Am meisten stört mich an Deutschland der zu beobachtende politische Rechtsruck.
Von der Schweiz vermisse ich die Qualität der Waren in Supermärkten – vor allem beim Essen.
Die Schweiz kann von Deutschland lernen, gute Angebote bei der Kinderbetreuung zu schaffen.
Schweizer Politik verfolge ich am Rande. Aber letzthin lernte ich Bundesrat Guy Parmelin an der Landwirtschafts- und Ernährungsmesse Grüne Woche hier in Berlin persönlich kennen.
Ich würde zurückkehren, wenn Krieg ausbrechen würde.
Mein Tipp an andere Auswanderer: Einfach tun!
Beruf: Gastronomin und Stand-up-Comedian.
Leben in Zahlen: In der neuen Heimat seit 2003. Lebt mit Mann und Sohn in einer Altbau-Dachgeschosswohnung und verdient in den Wintermonaten «so viel, dass ich denke, mir ein Schloss kaufen zu können – und im Sommer träume ich vom guten Winterverdienst». Ein gutes Sauerteigbrot kostet in Berlin zwischen 3.80 und 5.70 Franken, der Coiffeurbesuch schlägt für sie als Afro-Schweizerin mit 110 Franken zu Buche.
Weil sich die Schauspielerin in Berlin mehr Rollen als in der Schweiz erhoffte, zog sie vor über 20 Jahren mit ihrer besten Freundin in die Metropole. Heute betreibt sie dort die Beiz «Schwarze Heidi» – und im Winter die «Fondue Hütte».