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Meret Manon Bannermann

Internationales Pop-Idol aus Zürich

Dem Popmusik-Himmel ganz nahe: Im einjährigen Casting erkämpft sich die junge Schweiz-Ghanaerin Meret Manon Bannerman einen Platz in der Girlgroup der Zukunft. Dafür hat sie in den USA Heimweh und Strapazen gemeistert.

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In einem Tanzstudio in Hollywood

Schon früh geträumt: Bereits als Kind begleitet sich Manon zu selbst komponierten Songs auf der Ukulele. Ihr Vater nennt sie «Beyoncé».

Tomo Muscionico

Die XR Studios in Hollywood. Draussen drängeln sich Teenager, drinnen wirbeln Menschen mit Headsets umher. Heute ist der Tag, auf den sie alle hingearbeitet haben: das Finale der «Dream Academy», der gross angelegten Castingshow für eine «globale Girlband», wie es im Trailer heisst. Hinter dem Projekt stehen Hype, das milliardenschwere K-Pop-Unternehmen, das unter anderem die Boygroup-Sensation BTS hervorgebracht hat, und die amerikanische Plattenfirma Geffen Records. 120'000 Bewerberinnen aus der ganzen Welt haben sich ins Rennen geworfen. Der Auswahlprozess wurde auf Youtube, Tiktok und vielen sozialen Netzwerken begleitet. Im kommenden Frühling folgt eine Dokumentation auf Netflix, spätestens dann wird die Band in aller Munde sein.

Ein Jahr Training für diesen Moment 

Aber heute geht es vorerst darum, wer von den zehn Finalistinnen in die sechsköpfige Girlgroup kommt. Ein Moderator – wirklich Mensch oder AI-Entertainer? – gibt den Bandnamen bekannt: Katseye. Und eine 21-jährige Schweizerin möchte unbedingt Teil dieser K-Pop-Band der Zukunft sein: Meret Manon Bannerman aus Zürich. Sie tanzt und performt mit ihren Kolleginnen in knappen Outfits im Scheinwerferlicht. Als die fünfte der sechs Gewinnerinnen genannt wird, und Bannermans Name immer noch nicht gefallen ist, verfinstert sich ihr Gesicht. Bis die Erlösung doch noch kommt: Manon schafft es nach gut einem Jahr Training in die Band – und kommt damit ihrem Traum vom Popstar ein gutes Stück näher. «Ich habe das Gefühl, ich träume. Es ist sehr unwirklich, was gerade mit meinem Leben passiert», sagt sie. Die Mädchen aber, die es nicht geschafft haben, geben unter Tränen Interviews. Das geht auch Manon nahe: «Einige von ihnen gehen zurück in ihre Heimat, einige versuchen, hier weiter ihren Traum zu jagen. Es ist unfassbar traurig, sich nach so einer intensiven Zeit voneinander zu verabschieden.»

Meret Manon Dream Academy

Manon Bannerman (v.), umrahmt von ihren Bandkolleginnen von Katseye. Mit 21 ist sie die Älteste.

ZVG

Was sie mit «intensiv» meint, zeigt ihr Programm, dem sie sich seit einem Jahr unterworfen hat. Es geht primär um Disziplin, trainiert werden nicht selten 12 bis 14 Stunden am Tag Fitness, diverse Tanzstile, Gesang, Performance und der Umgang mit Medien. Manon vergleicht: «Ich war in Zürich an der Atelierschule, da geht man mehr in sich, und die Ausbildung ist sehr künstlerisch aufgebaut. Im K-Pop hatten wir manchmal Drehs, die bis vier Uhr morgens dauerten. Aber so ist es im echten Popbusiness eben auch.»

Muttergefühle entwickelt

K-Pop ist nicht umsonst umstritten, immer wieder gibt es Suizidfälle. Der Druck ist enorm, und die Mädchen sind jung, sehr jung. Die jüngste unter den zehn Finalistinnen kam mit 14 aus Südkorea nach Los Angeles und spricht bis heute kaum Englisch. Manon Bannerman ist mit 21 die Älteste der Band. «Ich habe Muttergefühle für die jüngeren Kandidatinnen entwickelt, die ich so noch nicht kannte», sagt sie lachend. Vor knapp einem Jahr kam sie nach L. A. ins Bandhaus, bezog mit einer anderen Kandidatin ein Zimmer und teilte sich mit drei anderen ein Bad. Von Privatsphäre keine Rede; erst nach einigen Monaten durfte Manon zu ihrer Tante ziehen, die in der Nähe wohnt.

In einem Tanzstudio in Hollywood

Manon lässt sich für ein Fotoshooting schminken. Mit der Bandqualifikation im Sack bleibt die Laune im Hoch.

Tomo Muscionico

Zwei Tage nach dem grossen Finale wirkt die gebürtige Luzernerin gelöst. «Ich habe so lange kein Schweizerdeutsch gehört!», freut sie sich über den Besuch aus der Schweiz. Die eher unterkühlten Musikvideos bringen kaum rüber, wie sehr die junge Frau vor positiver Energie sprudelt. Dass ihre Eltern – der Papa ist aus Ghana, die Mama ist Schweizerin – beim grossen Moment in Hollywood nicht dabei waren, erklärt sie lachend: «Ich war sicher, dass ich es nicht schaffen würde!»

Ihr Ehrgeiz muss enorm sein, um fern von der Heimat und den Lieben so ein Programm durchzuhalten. Immer wieder haben Kandidatinnen das Projekt verlassen. Manon aber hatte nur Plan A. «Ich hatte Angst, dass es Unglück bringt, sich einen Plan B zu überlegen», sagt sie und zuckt mit den Schultern. Jemals Gedanken ans Aufgeben? «Nein, nie! Es gab Tiefpunkte, aber aufgeben kam nie infrage. Am Anfang hatte ich eine Krise, weil ich nicht so gut tanzen konnte wie die anderen. Aber ich habe sehr hart an mir gearbeitet.» Und will es weiter tun. Manon weiss genau, wofür: «Ich will irgendwann ähnlich berühmt sein wie Beyoncé, mein grosses Idol.»

Netflix-Doku von Obama-Biografin 

Wie viel Geld im Projekt «Dream Academy» stecken muss, lassen die Rahmenbedingungen des Castings erahnen. Alles wird aufs Schärfste kontrolliert, ein Interview mit Manon zu bekommen war nicht einfach. Im Sommer soll das erste Album von Katseye kommen, und in die Netflix-Dokumentation von Regisseurin Nadia Hallgren, die mit «Becoming» auch das Leben von Michelle Obama verfilmt hat, werden grosse Hoffnungen gesetzt. Manon Bannerman träumt indes davon, selbst einige Songs zum Album beizusteuern. «Ich würde so gern meine Texte mit der Welt teilen», sagt sie. Angesichts der Tatsache, dass sich die berühmtesten Songschreiber der Welt bereits um den Auftrag reissen, dürfte das aber – zumindest vorerst – ein etwas ambitioniertes Vorhaben sein.

In einem Tanzstudio in Hollywood

Den Zweifeln getrotzt: «Ich hatte Angst, es bringe Unglück, einen Plan B zu haben. Drum gabs nur den Plan A», sagt Manon.

Tomo Muscionico

Bevor es losgeht mit der Weltkarriere, darf sie ohnehin erst einmal zu Weihnachten für ein paar Tage zurück in die Schweiz. «Ich habe meinen Vater über ein Jahr lang nicht gesehen», sagt sie mit Tränen in den Augen. Ob ihre Freundinnen sie nach diesem Jahr Transformation wohl noch wiederkennen? «Aber natürlich», sagt Meret Manon Bannerman. «Ich bin noch immer dieselbe – nur mit weniger Zeit.» Das Treffen neigt sich dem Ende zu. «Manon!», ruft der Manager. Sie muss weiter – an der Karriere arbeiten. Bald weiss niemand mehr, dass sie eigentlich Meret heisst. «Weil das hier niemand aussprechen kann, benutze ich meinen zweiten Namen», sagt sie beim Verabschieden. Und lacht: «Nur Mama nennt mich immer noch Meret.»

Von Jacqueline Krause-Blouin am 2. Dezember 2023 - 21:55 Uhr