Ständig werden ihr Liebeleien angedichtet. Noch häufiger muss sie aber die Frage, nach ihrem Beziehungsstatus beantworten. Klar, dass auch eine Frohnatur wie Beatrice Egli, 32, da irgendwann die Nase voll hat von Liebesspekulationen. In einem Interview mit dem deutschen Onlineportal «Der Westen» sagt Egli: «Es heißt immer gleich so ‹oh neue Beziehung›, aber ist doch auch schön, wenn Freundschaften entstehen. Es muss ja nicht immer gleich die große Liebe sein.»
Doch warum fasziniert und das private Liebesleben öffentlicher Personen so sehr? Schweizer-illustrierte.ch hat Sexologin Caroline Fux befragt.
Caroline, prominente Frauen werden immer wieder gefragt, ob sie Single sind oder warum sie denn die grosse Liebe noch nicht gefunden haben. Was macht uns so heiss darauf zu erfahren, ob jemand vergeben ist oder nicht?
Prominente sind für viele eine Projektionsfläche. Man kann sich mit ihnen freuen, mit ihnen mitleiden, sich über sie ärgern – Hauptsache, es gibt regelmässig was Neues zu erfahren. Und die Themen Liebe und Beziehung ziehen immer. Hartnäckige Fragen nach dem Beziehungsstatus sind aber nicht nur bei Promis eine Thema. Wer als Langzeitsingle je an einem Familienfest war, dürfte bestätigen, dass man dort auch als Normalo gelöchert wird, wenn man wiederholt allein auftaucht.
Was denkst du, ist man als Single weniger wert?
Um Himmels willen – Nein! Diese Fragerei und diese Erwartungen sagen halt sehr viel darüber aus, was für Konzepte und Visionen unsere Gesellschaft von Glück hat. Und da gehört für viele eine schöne Beziehung halt irgendwie einfach dazu. Auf der anderen Seite kennen die meisten Menschen auch Herzschmerz und Einsamkeit. Und wenn ich selbst als Single schon mal einsam und unzufrieden war, dann liegt die Idee nahe, dass es jemand anderem vielleicht ähnlich gehen könnte.
Caroline Fux (39) ist studierte Psychologin und Sexologin. Sie betreut beim Blick den Ratgeber zu den Themen Sex, Liebe und Beziehung und ist Co-Autorin der Bücher «Was Paare stark macht», «Guter Sex» und «Das Paar-Date».
Warum herrscht vor allem auf Frauen ein so grosser Druck, einen Partner zu finden?
Das hat mit den nach wie vor eher starren Geschlechterrollen und -konzepten zu tun. Die Gesellschaft hat der Frau ganz lange gar kein anderes Glück und keine andere Erfüllung als jene am Herd zugestanden, inklusive herzige Kinderlein am Rockzipfel. Und auch Hollywood trägt mit seinen Geschichten nach wie vor zu einer eher engen, konventionellen Vorstellung von Glück bei. Männer haben diesbezüglich mehr Freiheiten. Bei ihnen ist man eher bereit, Singlephasen mit einem wilden Sexleben und somit mit Erfolg gleichzusetzen. Auf Frauen fallen häufige Partnerwechsel dagegen immer noch eher negativ zurück. Männer erleben die Diskriminierung eher bei anderen Themen. Auch sie können unter Druck geraten, wenn sie sich nicht so verhalten, wie es die Gesellschaft als passend befindet. Leiden sie beispielsweise unter einem unerfüllten Kinderwunsch, nimmt man das oft wenig ernst.
Beatrice Egli kokettiert allerdings auch immer mit dem Thema, was ist der Grund dafür?
Über Beweggründe von konkreten Personen spekuliere ich prinzipiell nicht. So viele Möglichkeiten hat man als Person in der Öffentlichkeit schlussendlich aber nicht. Wenn jemand zum tausendsten Mal «Kein Kommentar!» sagt, wird dieser Person Verbitterung unterstellt. Frauen gelten dann als kalt, was ein Image-Killer ist. Gibt jemand stattdessen zu, dass sie oder er unter seinem Singledasein leidet, ist diese Person plötzlich ungewollt die Schutzheilige aller traurigen Singles und das Gesicht einer länger dauernden Kampagne. Und wenn jemand sagt, dass man allein ganz glücklich ist, wird auch das zur Story gemacht und dann vom Publikum tuschelnd infrage gestellt. Dabei geht es nicht darum, dass Prominente mit Mitleid überschüttet werden. Aber Privates zu teilen ist immer eine Gratwanderung und bei gewissen Themen geht es schnell nur noch darum, Schadensbegrenzung zu machen.