Schnell fliegen die Bälle – und die Worte – auf diesem Tennisplatz in der Nähe von Basel hin und her: Ivan Knie, 20, und Bastian Baker, 31, necken, messen und mögen sich. Am liebsten auf Französisch, fürs Interview auf Hoch- und manchmal auch auf Schweizerdeutsch. Seit einem Jahr tourt Musiker Bastian Baker mit dem Circus Knie. Das Engagement hat zu einer tiefen, neuen Freundschaft geführt.
Woran merkt ihr euren Altersunterschied?
Bastian Baker: Wir haben doch gar keinen grossen – Ivan ist 20, ich bin gefühlt 21!
Okay – worin unterscheidet ihr euch denn?
Ivan Knie: Bastian ist weniger schüchtern.
Bastian: Stimmt.
Ivan: Richtig introvertiert bin ich nicht. Vielleicht etwas weniger …
Bastian: … klug?
Ivan: Genau! Nein, ich bin ruhiger als du.
Bastian: Dafür bin ich pünktlicher.
Ivan: Ich arbeite daran. Es ist schon besser geworden!
Woher kommt denn diese Unpünktlichkeit?
Ivan: Ich mache es nicht extra. Es passiert einfach immer etwas, oder jemand ruft an …
Bastian: … oder er schläft ein (lacht).
Wie bitte?
Ivan: Moment, ich musste dich also auch schon wecken.
Bastian: Wir schlafen beide am liebsten so viel wie möglich.
«Auf dem Platz sieht Ivan aus wie Federer, bis er den Ball annimmt»
Bastian Baker
Ivan, du warst in der Zirkusschule. Hast du dir früher eine grosse Klasse mit vielen Freunden gewünscht?
Ivan: Ich war da neun Monate pro Jahr und ja, manchmal mit der Lehrerin allein. Im Winter ging ich auf eine normale Schule. Zum Glück habe in jeder Stadt Freunde, die ich auf Tour treffen kann.
Bastian: Heisst das, ich bin nichts Spezielles für dich?
Ivan: Sorry.
Was macht eure Freundschaft aus?
Ivan: Es gibt so viel, was wir gemeinsam haben. Wir beide lieben Sport, gehen gern in den Ausgang, probieren neue Dinge aus.
Bastian: Wenn wir unterwegs sind, brauchen wir auch nicht immer zu reden. Es ist uns einfach wohl, und wir müssen uns nichts beweisen.
Ihr spielt regelmässig gemeinsam Tennis. Wer ist der bessere Verlierer?
Bastian: Da musst du ihn fragen.
Ivan: Du hast auch schon verloren – und das war nicht sehr professionell.
Bastian: Entschuldigung: Wer hat den Schläger kaputtgemacht?
Ivan: Keine Ahnung, was du meinst.
Immerhin hat Ivan nach eurem Match heute den Platz geputzt.
Bastian: Eben, weil er immer verliert.
Ivan: Es war unentschieden.
Bastian, du spielst schon viel länger. Holt Ivan dich irgendwann ein?
Ivan: Ich hoffe es!
Bastian: Letztes Jahr war er wirklich noch nicht gut. Jetzt schaut er sich auf dem Handy ständig Videos von Roger Federer an. Auf dem Platz sieht er auch aus wie Federer – bis er den Ball annimmt.
Ivan: So ist es (lacht).
Bastian: Bald schlägt er mich. Ich geb ihm noch zwei, drei Jahre.
Bei all der Konkurrenz – habt ihr euch schon mal etwas geschenkt?
Bastian:Zum Geburtstag hast du mir ein Armband geschenkt, das ich ziemlich oft im Ausgang trage.
Ivan: Ziemlich nie würde ich sagen –aber okay.
Bastian: Restaurantbesuche und Events schenke ich sehr gern. Ich frage Ivan immer, ob er mitkommen möchte. Wir waren bei Filmpremieren oder an der Expo.
Ivan, wen hast du durch Bastian kennengelernt?
Ich habe mit Timea Bacsinszky Tennis gespielt.
Bastian: Und jetzt kommt sie jede zweite Woche in den Zirkus. Ich finde es toll, wenn man Freunde hat, die man bewundern kann.
Bastian, ist es als Star schwierig, echte Freunde zu finden?
Ich mache mich nicht verrückt und lasse die Zeit arbeiten. Sucht jemand den Kontakt, frage ich mich nicht, warum – solange die Person lustig und interessiert ist, ist doch alles gut.
Was macht einen guten Freund aus?
Bastian: Wenn man diese Frage gar nicht stellen muss.
Ivan: Genau. Ich kann mich auf Bastian verlassen. Wenn ich ihm Dinge erzähle, muss ich nicht extra sagen, dass er etwas nicht weitererzählen soll.
Bastian: Also kann ich sie jetzt verraten?
Ivan: Eben nicht!
Bastian: Ah, okay.
Ist diese Vertrautheit zwischen euch seit dem ersten Tag da gewesen?
Bastian: Ja. Am Anfang haben wir uns gefragt, ob wir uns nicht doch schon von früher kennen.
Ivan: Bei Bastian habe ich sofort gemerkt, dass wir uns super verstehen werden. Und das hat sich bestätigt, wir verbringen jetzt mega viel Zeit miteinander.
«Ich kann mich darauf verlassen, dass Bastian nie etwas weitererzählt»
Ivan Knie
Gibt es Themen, über die ihr nicht miteinander sprecht?
Bastian: Ich weiss, dass ich dir komplett alles von mir erzählt habe – aber du versteckst noch ein paar Sachen …
Ivan: Gar nicht! Im Ernst: Sobald bei mir etwas Gutes oder Schlechtes passiert, schreibe ich Bastian als Erstes eine SMS.
Ivan, kennst du die Familie von Bastian?
Bastian: Er nennt meine Mutter «Mama»!
Ivan: Ja, ich liebe seine Eltern. Sie sind meinen sehr ähnlich: offen und von Herzen gut. Auch mit ihnen habe ich mich von Anfang an super verstanden.
Bastian: Ich habe wirklich tolle Eltern. Letztes Jahr waren sie 17-mal im Knie. Die Einzigen, die öfter kamen als Shania Twain.
Ist Bastian für dich wie ein grosser Bruder?
Ivan: Definitiv ja.
Bastian: Ich beschütze dich im Ausgang.
Ivan: Und wenn ich Probleme habe, kann ich mich auf ihn verlassen.
Bastian: ch bin im Business, seit ich 18 war, deshalb gebe ich Ivan Tipps. Ich merke, dass er manchmal Ähnliches erlebt wie ich früher.
Zum Beispiel?
Bastian: Natürlich gehen manche Leute auf ihn zu und machen ihm Versprechungen. Solche Dinge schauen wir gemeinsam an, und ich passe auf ihn auf. Deswegen ist er immer noch vertragslos! (Beide lachen.)
Habt ihr euch schon mal gestritten?
Bastian (auf Schweizerdeutsch): Nei, Striit hämmer no nie gha, du!
Ivan: Jo, das stimmt.
Bastian: Weimer mal striite?
Ivan: Mir chönds probiere, wennd wottsch!»
Und wie gehts mit euch weiter nach der Tour?
Bastian: Das ist schon sehr traurig. (Tut so, als würde er schluchzen.) In sieben Monaten ist die Zirkusromanze vorbei.
Ivan: Unsere Bromance!
Beim Shooting wolltet ihr euch aber nicht zu nahe kommen. Gehört Körperkontakt nicht dazu?
Bastian: Wir sind gute Freunde …
Ivan: … aber sich ständig zu umarmen, ist bei uns jetzt nicht fundamental.
Und wer ist der grössere Frauenheld von euch beiden?
Bastian: Hast du diese Frage verstanden?
Ivan: Nein, du?
Bastian: Mein Deutsch ist plötzlich ganz schlecht. Aber ich glaube das ist der Schluss des Interviews, oder?