Adliswil am Fuss des Zürcher Uetlibergs. Klingt beschaulich, doch in der «Innovationsgarage» wird kreativ getüftelt, und nach getaner Arbeit liegt auch mal ein kühles Bier drin (Eigenmarke HITS-Bier). Hier im House of Insurtech Switzerland (HITS) bietet Generali-CEO Andreas Krümmel, 53, Start-ups Unterschlupf. «Diese Atmosphäre ist unersetzbar», sagt er. «Der persönliche Austausch ist auch heute noch wichtig.»
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Herr Krümmel, welche Versicherungen haben Sie persönlich?
Die ganze Palette: Motorfahrzeugversicherung, Hausratversicherung, Gebäudesachversicherung, Gebäudeversicherung des Kantons, Rechtsschutzversicherung, Reiseversicherung, Unfallversicherung für die Kinder und für Hausangestellte.
Eine Lebensversicherung?
Die auch.
Sind Schweizer überversichert?
Es geht den Schweizern gut, und es gibt ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit. Dieses Bedürfnis ist sehr individuell.
Gibt es den klassischen Versicherungsberater noch?
Ja. Tatsächlich wurde er aber schon totgesagt, als meine Karriere begann.
Warum hält er sich?
Weil es ein Bedürfnis der Kunden ist – man möchte, dass einem Dinge abgenommen werden. Und man möchte sich auf jemanden verlassen können. Das kann nur ein Berater bieten.
Corona zeigte, was man alles digital abwickeln kann. Wo brauchts den Menschen trotzdem noch?
Die Schadenabwicklung ist für uns die wichtigste Disziplin. Und jeder Schaden ist individuell.
Wie meinen Sie das?
Gewisse Aspekte kann man automatisieren. Aber hinter einem Rechtsstreit zum Beispiel steckt eine persönliche Geschichte. Genauso wie ein Körperschaden lange Folgen nach sich ziehen kann. Dafür braucht es Menschen mit Qualifikation, Erfahrung und Empathie. Trotzdem ist klar: Versicherung gilt nicht als das spannendste aller Themen, um das man sich am Sonntagmorgen kümmern möchte.
Stimmt.
Darum sollte jeder Kontakt mit einer Versicherung möglichst einfach und unkompliziert sein. Natürlich kann man sich im Internet schlaumachen. Aber das Einfachste ist doch: zum Hörer greifen und seine Sorgen schildern. Ab dann muss der Versicherer übernehmen und das Ganze erledigen.
Generali hat diverse Start-ups ins Boot geholt. Unser Treffen findet im HITS, dem House of Insurtech, statt. Was erhoffen Sie sich davon?
Die Nutzung neuer Technologien ist uns sehr wichtig. Man kann sich fragen: Welche innovativen Ideen gibt es im eigenen Unternehmen? Das ist uns aber zu wenig. Deshalb arbeiten wir zusätzlich mit Start-ups zusammen, die nicht zu Generali gehören, aber von aussen neue Impulse bringen.
Zum Beispiel?
Mit unserem hauseigenen Start-up Lings kann man Kamera-Equipment oder ein Velo online und für eine eigens definierte Zeit versichern. Ein anderes Start-up kann anhand von künstlicher Intelligenz Babygeschrei analysieren.
Und warum interessiert das Generali?
Junge Familien gehören zu unserer Zielgruppe. Damit kreieren wir für unsere Kunden einen Mehrwert.
Erhalten die Start-ups von Ihnen Geld?
Sie bekommen bei uns Strom, Wasser, Luft. Sie müssen keine Miete zahlen, können untereinander und mit uns kollaborieren. Daraus entstehen gemeinsame Projekte, und die Start-ups erhalten Zugang zum globalen Netzwerk von Generali.
Welche zum Beispiel?
Bei «Smart Savings» wird jeder Franken, den man mit der Kreditkarte ausgibt, aufgerundet. Dieses Münz geht direkt auf das eigene 3.-Säule-Konto. Statt das Geld zu Hause ins Kässeli zu tun, hilft die App digital beim Sparen.
Wie hat sich die Digitalisierung bei Generali durch die Corona-Pandemie entwickelt?
Vor allem beim Homeoffice: Früher haben wir viel Zeit damit verbracht, Konzepte und Regeln zu schreiben. Und dann zack: Von einem Tag auf den anderen ist die Belegschaft zu Hause – und es funktioniert.
Wie digitalisiert sind Sie selbst?
Ich fahre einen Tesla und trage eine Smartwatch. Zeitung und Magazine lese ich auf dem Tablet.
Stresst Sie das nicht?
Wieso sollte es? Was mein Leben vereinfacht, habe ich zu meinem Freund gemacht. Meine Familie hat alle Autos und Velos auf Elektro umgestellt. Irgendwann kann man sich nicht
mehr vorstellen, ein benzinbetriebenes Auto zu fahren.
«Start-ups sind für mich ein Jungbrunnen»
Sie sagten selbst, dass Versicherung nicht als besonders spannend gilt – macht die Digitalisierung Ihre Branche endlich sexy?
Sie muss nicht sexy werden, sondern simpel. Nachdem ein Kunde mit uns telefoniert hat, muss er denken: Wow, das war jetzt einfach – egal, wie viel Digitalisierung dahintersteckte.
Warum unterstützen Sie die «Schweizer Illustrierte» bei der Suche nach dem «Digi-Tal 2021»?
Bevor ich zu Generali kam, engagierte ich mich bei startups.ch. Jungunternehmen faszinieren mich und sind für mich ein Jungbrunnen. Ich will die Geschichten hinter den Ideen verstehen und kann sie mit zunehmendem Alter mit meiner Erfahrung verknüpfen.
Wie lange hängt man bei Generali in der Warteschlaufe?
Durchschnittlich rund drei Minuten. Wir haben höhere Ansprüche und arbeiten daran.