Res Rhyner, 30, meidet Blickkontakt, er siezt Unbekannte lieber einmal zu viel. Und gegen alle Schüchternheit konnte auch der liebe Alkohol nie wirklich helfen. «Damit werde ich eher noch stiller», sagt Res. Im bernischen Kandertal, eingeklemmt zwischen Niesen und Engelalp, sieht Res nur eine Möglichkeit, eine Frau kennenzulernen: bei «Bauer, ledig, sucht …».
Ein paar Monate später sitzt Res mit Ruth Wyssen, 25, am gemeinsamen Küchentisch. Ende Herbst ist sie mit Kleidern und Kaffeemaschine bei ihm eingezogen. Sie hat aus ihm herausgekitzelt, was immer schon rauswollte: «Ich bin verliebt», sagt Res und blinzelt Ruth an. Sie trägt die vergoldete Herzkette, die Res ihr zum Geburtstag geschenkt hat. «Ich bin nicht so der Romantiker, aber für die richtige Frau schon», sagt Res.
Die Liebesgeschichte der beiden liess auch die Herzen der «Bauer, ledig, sucht …»-Zuschauer höherschlagen. «Sie sind das Traumpaar der diesjährigen Staffel», sagt TV-Moderator Marco Fritsche in der Sendung auf 3+. Aber auch im Kandertal wird das Paar gefeiert: Trifft Res in der Landi oder beim Schlachter Dorfbewohner, folgen Lob und Glückwünsche. «Der Rummel ist ungewohnt», sagt Res. «Aber ein gutes Gefühl!»
Alle Welt mag es ihnen gönnen, weil jedes Müntschi eine kleine Sensation ist. Am Anfang schien Intimität zwischen den beiden weit weg hinter den Bergen verborgen.
Im Tal wird Zurückhaltung mit der Muttermilch eingeflösst. Ruth stammt aus dem gleichen Chrachen, 20 Fahrminuten von Res entfernt. Beide sind am Anfang der Sendung schüchtern und verlieren deshalb ab und an die Sprache. Die Situation war fremdes Terrain für die Kandertaler.
Erst im Sägemehl finden beide Tritt. Mitte Woche führt Res seine Hofdame in einen Schwingkeller, um ihr sein Lieblingshobby zu zeigen. Ein Kämpfchen soll die beiden einander näherbringen. Mit einem Hosenlupf hievt Ruth ihn ins Sägemehl, «da habe ich zum ersten mal Schmetterlinge im Bauch gefühlt», erinnert sich Res.
Ende Woche sitzen sie in der Scheune im Heu und küssen sich zum ersten Mal. «Jetzt küssen wir uns ziemlich oft», sagt Ruth und legt die Hand auf Res’ Oberschenkel. Res nickt verlegen – er sagt ungern ein Wort zu viel.
Auch Ruth hat Landwirtin gelernt, an den Wochentagen arbeitet sie als «Allrounderin» auf einem Bauernhof in Arni bei Biglen im Emmental und schläft deshalb nur am Wochenende bei Res. An diesen Tagen dauert die Stallarbeit nur noch halb so lange: eine Stunde für sieben Milchkühe und sechzehn Kälber statt früher zwei Stunden.
Die Rollenverteilung ist geregelt: Ruth tränkt die Kälber, während Res die Kühe melkt. «Ich bin geduldiger mit dem Schoppen für die Neugeborenen», sagt Ruth. Danach macht sie das Frühstück, später das Abendessen. «Kochen ist nicht wirklich meine Stärke», sagt Res. Deswegen habe er auch unbedingt eine Frau gesucht, die kochen kann. «Das war Grundvoraussetzung», sagt Res – für einmal ohne rot zu werden.
«Ich mache den Haushalt gern», sagt Ruth. Sie kommt aus dem hintersten Eck des Kandertals, zum Bauernhof ihrer Eltern führt nur eine schmale Strasse. In den Ausgang geht sie höchstens, wenn die Dorfchilbi stattfindet.
Es stand immer fest, dass Ruth irgendwann den elterlichen Hof mit den drei Kühen, sechs Kälbern und den vier Hektaren Land übernehmen soll. Ihr Vater Hanspeter ist schon 70 Jahre alt – «langsam müssen wir an die Zukunft denken», sagt Ruth.
Die beiden planen, ihre Bauernhöfe zu verbinden. «Dann haben wir mehr Platz», sagt Res. «Für mehr Tiere», aber auch für Kinder. «Das ist sicher irgendwann mal ein Thema», sagt Res – und wird wieder rot.