2022 ist nicht nur das Jahr, in dem Hürdenläufer Kariem Hussein (33) endlich seine Doktorarbeit abschliessen konnte. Er gab auch sein sportliches Comeback, nachdem er vor einem Jahr wegen Dopings gesperrt wurde. Wegen eines positiven Tests verpasste er die Olympischen Spiele in Tokio und durfte neun Monate an keinem Wettkampf teilnehmen. «Das war ein maximaler Schockmoment», resümiert er und gewinnt dem Vorfall auch positive Seiten ab: «Ich habe mich in dieser Zeit besser kennengelernt.» Sein Risikomanagement sei damals nicht intakt gewesen, sagt Hussein selbstkritisch.
Die Dopingsperre hatte aber auch Auswirkungen auf seine Psyche und tangierte ihn bis in die kleinsten Bereiche seines Alltags. «Ich habe danach beinahe Zwangsstörungen entwickelt», gibt Karim Hussein im SI.Talk zu.
Immer Vollgas geben
«Ich bin noch nie mental so sehr an meine Grenzen gekommen», sagt der erfolgreiche Hürdenläufer. Er habe nur zwei Optionen gehabt: Daran zu wachsen oder zu zerbrechen. Heute habe er wieder zu seiner mentalen Stärke zurückgefunden, auch durch Meditation, wie er sagt. Dennoch habe das Dopingverfahren Spuren hinterlassen, auch finanzieller Art. «Ich musste Geld zurückzahlen, hatte Anwalts- und Verfahrenskosten», so Karim Hussein.
Zurückschauen ist nicht das Ding von Kariem Hussein, Stillstand schon gar nicht. Vor vier Jahren schloss er sein Medizinstudium mit dem Staatsexamen ab, nun hat er seine Doktorarbeit verteidigt und eine Stelle als Assistenzarzt in einer Praxis begonnen. «Ich will mich nicht eines Tages rechtfertigen müssen und zugeben, dass ich einen Ferrari hatte, aber nur 20 Stundenkilometer damit gefahren bin», erklärt er seinen Antrieb, immer Vollgas geben zu wollen.
Wie Kariem Hussein seine Zukunft als Arzt und Sportler sieht, ob Rücktritt ein Thema ist und wie er sich seine Traumpartnerin vorstellt – das und mehr erzählt er im aktuellen SI.Talk.